Irmhild Freifrau von Fürstenberg ist Mitgründerin des Fördervereins „Emmaus-Hospiz” St. Hedwig in Resse. „Der Bezug zum Sterben ist verlorengegangen. Dabei gehört das doch zum Leben dazu”, sagt die 66-Jährige.

„Sterben war früher Normalität”, sagt Irmhild Freifrau von Fürstenberg. Die pensionierte Lehrerin für Deutsch, Erdkunde und Sozialwissenschaften ist seit drei Jahren stellvertretende Diözesanleiterin des Malteser Hilfsdiensts im Bistum Essen. Und sie erinnert sich an ihre Kindheit, als Tote noch zu Hause im Flur aufgebahrt wurden und die Kinder draußen Blumen pflückten und den Sarg damit schmückten. „Das war überhaupt nicht furchterregend”, sagt die 66-Jährige. „Der Bezug zum Sterben ist verlorengegangen. Dabei gehört das doch zum Leben dazu.”

Um das zu ändern, hat Irmhild Freifrau von Fürstenberg den Förderverein Emmaus-Hospiz St. Hedwig Resse mitbegründet, eine Einrichtung, in der Schwerstkranke in der letzten Lebensphase umsorgt werden. „Wir müssen in der Gesellschaft auffangen, was früher Großfamilien geleistet haben”, sagt die ehemalige Pennälerin des Annette von Droste-Hülshoff-Gymnasiums auch mit Blick auf den demografischen Wandel.

Vor etwa fünf Jahren gab es erste Planungen für das Hospiz, vor zwei Jahren formulierte man ein Leitbild und gründete den Förderverein. Für Ende März nächsten Jahres rechnet Irmhild Freifrau von Fürstenberg mit der Eröffnung des stationären Hospiz' an der Ahornstraße 33 in Resse. „In solchen Einrichtungen wird gelacht wie sonst nirgends. Die Sterbenden, aber auch die Angehörigen machen sich nichts mehr vor. Sie wissen: Hier ist Endstation.” Diese Atmosphäre sorge bei allen Betroffenen für kollektive Erleichterung. Das bestätigen auch Ärzte.

Etwa 20 Stunden pro Woche bringt die stellvertretende Diözesanleiterin für ihr Ehrenamt auf. „Im Wesentlichen kümmere ich mich um Spendenakquise.” Zirka 75 000 Euro groß ist die Deckungslücke, die zwischen Kosten und Kostenträgerleistungen klafft und geschlossen werden muss. Ein Teil der Spender komme durch Mundpropaganda auf ihren Förderverein zu, erklärt die ehemalige Lehrerin. „Teilweise ist es ein Selbstläufer, aber man muss seine Beziehungen ausschöpfen und am Ball bleiben.”

Irmhild Freifrau von Fürstenberg „rekrutiert” auch Ehrenamtliche. So hat sie zum Beispiel eine Gruppe aufgestellt, die sich „patientenfern” um Sterbebegleitung kümmert. „Es gibt viele Menschen, gerne etwas tun möchten, sich aber den direkten Kontakt zu den Sterbenden nicht zutrauen.” Auch für organisatorische Dinge braucht die Frau von den Maltesern (der Hilfsdienst ist Mitgesellschafter des Hospiz') viele Ehrenamtliche – 13 sind es bisher. „Da geht es um Aufgaben wie Verwaltung, Kontakt für Sterbebegleitungen, Infostände, Referenten, Pressearbeit und so weiter.”

Auch wenn die Freifrau erst seit vier Jahren bei den Maltesern ist: eine Beziehung zum Hilfsdienst hat sie schon länger. Das begann mit einem schweren Verkehrsunfall im Urlaub im damaligen Jugoslawien. „Mich hat's ziemlich zerrissen”, erinnert sich die 66-Jährige. Ein Ohr sei abgetrennt worden, mehrere Knochen gebrochen. Ihr Ehemann nahm Kontakt zu den Maltesern auf und organisierte einen Krankentransport ins Bergmannsheil Buer, um eine gute Behandlung zu ermöglichen. Und einer ihre Söhne war noch bis vor zwei Jahren Bundesjugendsprecher der Maltesern. Ihr eigenes ehrenamtliches Engagement beginnt erst nach ihrer Pensionierung im Johanniterstift in der Resser Mark. Dort besuchte und begleitete sie alte und einsame Menschen und erkannte, wie wichtig ein soziales Ehrenamt ist. Später kam ihr die Idee, ein Hospiz zu gründen.