Gelsenkirchen-Bismarck. „Nicht jugendfrei“: Junge Eltern werfen Gelsenkirchener Zoom-Erlebniswelt vor, mit Halloween-Deko eine rote Linie überschritten zu haben.

Baumelnde Totenköpfe, Leichen in einem Flugzeugwrack, Kinderskelette auf einem Spielplatz: Die Zoom-Erlebniswelt lässt sich allerhand einfallen, um ihrem Publikum rund um Halloween eine ordentliche Portion Gruseln über den Rücken zu jagen. Für Ann Kathrin Preuß hat der Tierpark damit aber eine rote Linie überschritten. Sie hat das Vertrauen in den Zoo verloren und will ihre Dauerkarten kündigen, weil die Verantwortlichen ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen seien.

Die gebürtige Erlerin (36) hat am Sonntag, 29. Oktober, mit Mann und Sohn den Zoom besucht – und wird das so schnell nicht noch einmal wiederholen. „Uns war nicht klar, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die Gruselkulissen für Halloween aufgebaut waren. Der Zoo hätte am Eingang darauf hinweisen müssen, dass die Szenerie für Familien mit kleinen Kindern absolut ungeeignet ist“, ärgert sie sich im Gespräch mit der Redaktion. Denn ihr dreijähriger Sohn, der sich so sehr auf seine Lieblingswelt Alaska und die Eisbären gefreut hatte, sei anschließend regelrecht verstört gewesen.

Eltern: Freigabe des Gelsenkirchener Zoos für Kleinkinder an Halloween „skandalös“

Auch das Personal im Eingangsbereich habe sie nicht darauf vorbereitet, was da auf den Wegen sowie zwischen Bäumen und Sträuchern auf sie wartete: „Was mein Sohn und viele weitere verängstigte Kinder unvermittelt zu Gesicht bekamen, waren massive Gewaltdarstellungen, Strangulationen, tote Säuglinge in Hochstühlen auf den Spielplätzen, Leichen, die in Bäumen hingen, Leichen in einem Flugzeugwrack, Leichen überall. Das stellt keine ,schaurige Dekoration’ dar, sondern sollte klar als nicht jugendfrei deklariert werden“, zeigt sich die Grundschullehrerin fassungslos angesichts der realistischen Inszenierungen.

Dass der Zoom den Zugang zum Park für Kleinkinder im Zeitraum der Vorbereitungs- und Halloweenzeit mit einer solchen Dekoration überhaupt freigibt, findet sie „skandalös“. „Solche Darstellungen müssen durch einen geeigneten Sichtschutz verhüllt werden.“

Bösartig keifende Nonnen mit Blut in den Mundwinkeln haben normale Tagesgäste in der Woche vor Halloween nicht zu sehen bekommen. Im Zentrum der Kritik stehen vielmehr die Dekorationen auf Wegen, dem Spielplatz und im Begleitgrün.
Bösartig keifende Nonnen mit Blut in den Mundwinkeln haben normale Tagesgäste in der Woche vor Halloween nicht zu sehen bekommen. Im Zentrum der Kritik stehen vielmehr die Dekorationen auf Wegen, dem Spielplatz und im Begleitgrün. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ihr dreijähriger Sohn habe stundenlang nicht einschlafen können. „Er hatte viele Ängste und Fragen. Und das, obwohl wir ihn an entsprechenden Stellen ,eskortiert’ und begleitet haben.“ Den Hinweis auf „Behinderungen auf den Besucherwegen“ und „schaurige Dekorationen“ auf der Website, die sie im Nachgang entdeckte, findet Ann Kathrin Preuß jedenfalls nicht ausreichend.

Von der Redaktion um eine Stellungnahme gebeten, bedauert Zoom-Sprecherin Franziska Gerk die Irritationen, betont aber: „Wir weisen nicht nur online, sondern sehr wohl auch schriftlich im Eingangsbereich an den Kassen auf zwei großen Plakaten darauf hin, dass wir bereits seit dem 24. Oktober für Halloween Grusel-Kulissen aufbauen. Auch in den sozialen Medien informieren wird darüber auf Facebook, Instagram und TikTok.“

Gelsenkirchener Zoom: Haben wohl am Eingang und online über Grusel-Deko informiert

Um sowohl Grusel-Fans als auch normalen Tagesgästen gerecht zu werden, wolle man den Zoom für den aufwendigen Aufbau der Halloween-Kulissen nicht eine Woche lang schließen. Dekoriert werde deshalb im laufenden Betrieb. „Nur am 30. und 31. Oktober schließen wir bereits eine Stunde früher um 17 Uhr, damit wir genügend Zeit haben, die ,Erschrecker’ an Ort und Stelle zu bringen und alles noch einmal zu überprüfen“, so Franziska Gerk.

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Die Rückmeldungen seien auch sehr positiv. „Die Halloween-Events sind mit 5500 Tickets am Tag regelmäßig ausverkauft. Viele Stammgäste warten schon immer ungeduldig, dass der Vorverkauf im September startet. Außerdem ist unser Programm längst nicht so gruselig wie etwa das im Moviepark.“

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Besucherin Ann-Kathrin Preuß bleibt trotzdem dabei: „Wenn zwei Erwachsene die Hinweisschilder im Eingangsbereich übersehen, sind diese offenbar nicht groß oder auffällig genug. Auch andere Eltern haben sie nicht wahrgenommen und waren ähnlich überrascht und entsetzt wie wir.“