Gelsenkirchen. Zeitgemäß und modern: 2021 wurde Gelsenkirchens erstes Kolumbarium eröffnet – in den ersten beiden Jahren lief es defizitär. Wie geht es weiter?

Es ist das erste seiner Art auf dem gesamten Stadtgebiet und gilt als zeitgemäßes Bestattungsformat: das Kolumbarium auf dem Hauptfriedhof in Buer. Seit Anfang 2021 können dort Urnen beigesetzt werden, in unterschiedlichen Unterbringungsformen, zum einen in Fächern, zum anderen in Kammern. Mehr als eine Million Euro hatte der Bau gekostet, 285.000 Euro die neue Trauerhalle. Knapp drei Jahre nach der Eröffnung steht die Frage im Raum: Rechnet sich das?

Millionen-Bau Kolumbarium in Gelsenkirchen: Wie rechnet sich die Bestattungsform?

Zuletzt war das Kolumbarium nämlich Thema im Betriebsausschuss der Gelsendienste, hier gab es auch aktuelle Zahlen: Pro Jahr belaufen sich die Kosten des Kolumbariums laut Verwaltung auf 130.000 Euro. Im Jahr 2021 wurden 70.050 Euro für die Beisetzungen eingenommen, 1470 Euro für Reservierungen. Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen bei 100.800 Euro für die Beisetzungen und 3472 Euro für Reservierungen. Somit kam es in den ersten beiden Betriebs-Jahren zu einer Unterdeckung der Kosten.

Laut Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne sei diese Unterdeckung von Gelsendienste getragen worden. „Für 2023 ist davon auszugehen, dass die Kosten für das Kolumbarium über Gebühreneinnahmen gedeckt werden können“, so Tobias Heyne weiter.

„Beständig wachsende Nachfrage“ nach pflegearmen Bestattungsformen in Gelsenkirchen

Der Grund: „Beim Kolumbarium verzeichnen wir eine Entwicklung, die auch schon bei der Einführung anderer neuer Bestattungsangebote zu beobachten war, nämlich eine beständig wachsende Nachfrage“, erläutert Heyne. So seien im Kolumbarium im laufenden Jahr bereits zur Jahresmitte mehr Bestattungen durchgeführt worden als im Gesamtjahr 2022. Bis Juni dieses Jahres weist Gelsendienste demnach 43 Bestattungen aus, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 41. „Mit Stand Ende September liegen wir bei 55 Beisetzungen in 2023“, fügt Tobias Heyne hinzu. Auffällig sei insbesondere eine verstärkte Nachfrage nach Urnenfächern. Nachdem dieses Angebot in 2021 und 2022 insgesamt nur drei Mal nachgefragt worden sei, seien in diesem Jahr bereits zwölf Beisetzungen in Urnenfächern durchgeführt worden.

Das Kolumbarium ist laut Gelsendienste bei den sogenannten pflegefreien Bestattungsarten eine „Besonderheit“, da die Beisetzungen wettergeschützt stattfinden können. Ein solches Angebot habe es bis zu seiner Eröffnung noch nicht in dieser Stadt gegeben. Der Name „Kolumbarium“ leitet sich übrigens vom lateinischen Wort für „Taubenschlag“ ab. Dabei werden die Urnen verstorbener Menschen wie in einer Art Regal aufbewahrt – in unterschiedlich großen Fächern.

Kolumbarium Gelsenkirchen: So viel kostet eine Bestattung in den Kammern und Fächern

Aufgrund der großen Nachfrage nach den sogenannten Einzelkammern – von Januar 2021 bis September 2023 gab es bereits 62 Beisetzungen - liegen laut Gelsendienste zahlreiche Reservierungen vor. Aktuell gibt es im Kolumbarium 200 Einzelkammern, 420 Doppelkammern und 700 Urnenfächer.

Die Kosten: Die Beisetzung in einer Einzelkammer kostet 2100 Euro, die Beisetzung für zwei Urnen in einer Doppelkammer 3100 Euro. Die Reservierungsgebühr liegt bei 57 Euro pro Jahr. Um das Urnenfach nutzen zu können, muss eine Gebühr von 1500 Euro gezahlt werden. Die Urnen können dann über einen Zeitraum von zwölf Jahren in den einzelnen Kammern und Fächern bleiben, nach Ablauf dieser Zeit werden sie auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

Jede fünfte Beisetzung in Gelsenkirchen in einer Gemeinschaftsgrabstelle

Generell verzeichnet Gelsendienste bereits seit vielen Jahren einen Trend hin zu pflegearmen oder eben pflegefreien Bestattungsarten. Diese Umstände haben verschiedene Ursachen, etwa, dass Verstorbene ihre Angehörigen nach ihrem Tod durch eine mögliche Grabpflege nicht unnötig oder über Gebühr belasten wollen oder schlicht niemand (mehr) da ist, der die Grabpflege übernehmen könnte.

Ein weiteres Beispiel für den aktuell noch immer existierenden Trend ist die Gemeinschaftsgrabstelle in Dauerpflege – dieses Angebot gibt es seit 2008 in Gelsenkirchen, die Stadt hatte es als eine der ersten Kommunen bundesweit eingeführt. Die einzelnen Gräber liegen hier in einer von Landschaftsgärtnern gestalteten Anlage, die Pflege wird während der gesamten Nutzungszeit (25 Jahre) von der jeweiligen Friedhofsgärtnerei, die die Anlage betreibt, übernommen. Die Nachfrage, so Tobias Heyne, habe sich in den vergangenen Jahren „stetig gesteigert“, im Jahr 2022 war das mehr als jede fünfte Beisetzung auf städtischen Friedhöfen.