Gelsenkirchen. Arztpraxen sind für den Brückentag 2. Oktober zur Praxisschließung aus Protest aufgerufen. So gehen Gelsenkirchener Mediziner mit dem Aufruf um.

Der Virchowbund, die bundesweite Vertretung in Praxen niedergelassener Mediziner, hatte für den aktuellen Brückentag, den 2. Oktober, zum bundesweiten Protest gegen die Finanzierungspolitik des Bundes beziehungsweise die Kürzungen im System von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgerufen. In Gelsenkirchen allerdings stieß die Aktion unter dem Motto „Praxis in Not“ auf so gut wie keinen Widerhall. Die allermeisten Praxen verzichteten auf die demonstrative Schließung, trotz oder vielleicht auch wegen dem aus ganz privater Sicht strategisch günstigen Termin. Auch Ärztesprecher Dr. Simon Kirchberg weiß nichts von Vertretungsabsprachen und somit von Praxisschließungen wegen des Protesttages.

Virchowbund: „Protest muss wehtun, wenn er wirken soll“

Bei Klaus Rembrink, dem Leiter der Gelsenkirchener Bezirksstelle der kassenärztlichen Vereinigung, die an der Protestaktion nicht beteiligt ist, die aber aber selbst ebenfalls herbe Kritik an der Finanzierung der Gesundheitsversorgung übt, hatte sich genau eine Praxis zum Thema gemeldet. „Es war aber auch eine kurzfristig anberaumte Aktion, meines Wissens nach. Es gab keinen zentralen Aufruf, jedenfalls nicht bei uns“, erläutert Rembrink. Auch in der Zentrale der Bezirksstelle Gelsenkirchen gab es nur eine einzige weitere Nachfrage. Auf der eigens eingerichteten Website des Virchowbundes heißt es „Protest muss wehtun, wenn er wirken soll. Drastische Bilder, klare Worte – das ist die Kampagne ‘Praxis in Not’“. Weh getan haben dürfte es in Gelsenkirchen vor allem den Organisatoren.

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Beklagt wird vom Verband vor allem der steigende Bürokratieaufwand, der drängende Fachkräftemangel im ärztlichen, aber auch im Bereich der medizinisch technischen Assistenten, die aufgrund von Inflation und Energiepreisen steigenden Kosten bei gleichzeitigen Kürzungsmaßnahmen, die dazu geführt hätten, dass nur noch 80 Prozent der Leistungen vergütet würden.

Die jüngste Steigerung der Honorare für Vertragsärzte und Psychotherapeuten um 3,85 Prozent hält auch die für Gelsenkirchen zuständige Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe nicht für ausreichend zur Refinanzierung der Praxen. Die Vertretung der niedergelassenen Mediziner sieht dramatische Versorgungslücken in der ambulanten Gesundheitsfürsorge für die Zukunft, wenn dabei nicht nachgebessert werde.