Gelsenkirchen. Drei Männer aus Gelsenkirchen haben sich bewusst für den Beruf des Erziehers entschieden. Doch die aktuelle Entwicklung bereitet ihnen Sorgen.

Simon Uerschelen hat seine Liebe zum Beruf schon früh entdeckt, Jan-Phillip Luff hat in seinem eigenen Umfeld erlebt, wie schnell es manchmal mit dem Absturz gehen kann für Kinder und Jugendliche, wenn sie keinen Halt haben. Dylan Altwecker hatte in seinem Leben „viel mit Diskriminierung zu tun“ – es waren Erfahrungen, die ihn prägten, die mit Hilfe eines „Stützpunkts“, wie er es nennt, viel leichter zu verschmerzen gewesen wären. Diese drei jungen Gelsenkirchener eint, dass sie ihre berufliche Zukunft in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehen. Sie werden Erzieher und ihre Geschichten zeigen, wie vielfältig dieser Beruf eigentlich sein kann – weit weg vom Bild der singenden, klatschenden, spielenden Erziehungskraft in der Mitte eines Stuhlkreises.

Drei junge Erzieher warnen: Das läuft falsch in Gelsenkirchen

Wir treffen die drei Gelsenkirchener am Rande der Berufsmesse für Erzieherinnen und Erzieher, die das Berufskolleg Königstraße nach der erfolgreichen Erstauflage im vergangenen Jahr erneut organisiert und ausgerichtet hatte. An 17 Ständen konnten sich die jungen (angehenden) Kräfte informieren, Kontakt aufnehmen, erste Netzwerke knüpfen, sich sogar bewerben. Im ersten Obergeschoss des BK-Teilstandortes an der Augustastraße ist schon in den ersten Minuten kurz nach Beginn der Messe eine ganze Menge los.

Dylan Altwecker, Simon Uerschelen und Jan-Phillip Luff (v.l.): Die drei jungen Männer freuen sich auf ihre Zukunft als Erzieher – und sehen doch Schwierigkeiten auf sie zukommen.
Dylan Altwecker, Simon Uerschelen und Jan-Phillip Luff (v.l.): Die drei jungen Männer freuen sich auf ihre Zukunft als Erzieher – und sehen doch Schwierigkeiten auf sie zukommen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Unter den Kernbereichen Kitas, Hilfen zur Erziehung und OGS waren die unterschiedlichsten Träger auch aus den umliegenden Städten Gelsenkirchens gekommen, um ihre Berufsangebote mit viel persönlichem Kontakt vorzustellen. Dabei waren nicht nur die Wohlbekannten vertreten, wie beispielsweise Gekita, sondern auch kleinere Träger oder andere Initiativen. Das Ziel: Die ganze Bandbreite aufzuzeigen, die ganze Vielfalt, erzieherisch tätig zu sein.

Das drängendsten Problem in Gelsenkirchens Kitas &. Co.: der Fachkräftemangel

„Ich fand die Arbeit mit Kindern schon immer toll“, sagt Simon Uerschelen an diesem Nachmittag. Dass er nun diesen Weg einschlägt, war nicht nur aus familiären Gründen eine ganz bewusste Entscheidung. Der 28-Jährige ist überzeugt: „Kinder brauchen einen männlichen Bezugspunkt“, auch in Kitas & Co. Zu seiner Kindergarten-Zeit sei das ja noch gar kein Thema gewesen, nun freut er sich darüber, dass gesehen wird, wie wichtig auch der männliche Part in der Erziehungsarbeit für die kindliche Entwicklung sein kann.

Jan-Phillip Luff war begeistert von seiner Arbeit in der Kita, er sieht seinen Weg klar vor sich: Soziale Arbeit will er studieren, nach seinem Abitur, das er am BK im nächsten Jahr ablegt. Danach geht’s in den großen Bereich „Hilfen zur Erziehung“. Schon früh hatte der 21-Jährige in seinem eigenen Umfeld gesehen: Wenn die Unterstützung fehlt, der Haltepunkt, dann ist es bis zum Absturz nicht mehr weit. So etwas möchte er anderen Kindern und Jugendlichen ersparen – mit seiner Arbeit, seinem Einsatz und seiner Unterstützung.

Wenn das Personal in Gelsenkirchen fehlt: „Fällt schwer, auf einzelne Kinder einzugehen“

Genau das ist es auch, worum es den drei jungen Kräften geht. „Das ist eine Berufung, man muss das wollen“, sagt Simon Uerschelen. Die drei jungen Männer, die stellvertretend für all die anderen jungen Kräfte stehen, sie wollen einen Beitrag leisten, sie wissen wie wichtig gerade die (früh-) kindliche Bildung für eine gelingende Zukunft sein kann. Doch die Drei sehen auch die Probleme. Als eines der drängendsten machen Uerschelen, Luff und Altwecker ganz klar den Fachkräftemangel aus.

Ihre Berichte und Schilderungen sind ernüchternd, jetzt schon: „Ich halte den Fachkräftemangel für ziemlich schwerwiegend“, sagt Simon Uerschelen. „Die Arbeit ist manchmal kaum mehr zu bewerkstelligen“, fügt er hinzu. Oftmals gehe es nur noch darum, dass man versuchen müsse, das große Ganze am Laufen zu halten.

„Wir brauchen wirklich Leute, besonders im offenen Jugendbereich“, fordert Dylan Altwecker (22). Teilweise sei eine kindgerechte und an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtete Betreuung gar nicht mehr möglich“, diese Erfahrung hat er auch gemacht. Sein Schulkollege Jan-Phillip Luff fügt hinzu: „Manchmal besteht kaum die Chance, ein Kind richtig kennenzulernen.“ Altwecker ergänzt: „Es fällt so schwer, auf einzelne Kinder einzugehen.“