Gelsenkirchen. Bei der Polizei Gelsenkirchen war er im Streifendienst, nun ist Robert Herrmann neuer Kripo-Chef. Diese Straftäter nimmt er besonders ins Visier.

Für Robert Herrmann bedeutete der jüngste Jobwechsel eine Rückkehr auf vertrautes Terrain. Denn der neue Leiter der hiesigen Direktion Kriminalität ist bei der Polizei Gelsenkirchen quasi aufgewachsen. Damals im Jahr 1995 hat er hier in der Stadt im Streifendienst angefangen. Nun sitzt er nach zahlreichen Fortbildungen und Aufgabenwechseln auf einer absoluten Schlüsselstelle der Behörde und ist verantwortlich für über 200 Kolleginnen und Kollegen. „Und viele von ihnen kenne ich noch aus früheren gemeinsamen Zeiten hier“, nennt der 47-Jährige einen wichtigen Startvorteil.

Sein Fußballherz pocht wild und heftig für den VfL Bochum

Einen heiklen Punkt will Robert Herrmann gleich zu Beginn ansprechen: „Ja, ich wohne in Dortmund“, sagt er und schmunzelt – in dem Wissen, das diese Stadt aufgrund der vorherrschenden Fußballrivalität hier nicht die allerhöchsten Sympathiewerte genießt. Und um das auch abzuklären: Fußballerisch schlägt sein Herz für Blau und Weiß. Allerdings sind dies auch die Farben des VfL Bochum. Und eben jenen Club aus der direkten Nachbarschaft hat er fest in sein Herz geschlossen.

In Bochum hatte Herrmann zu Beginn seiner Laufbahn auch lange gearbeitet, nämlich bei der dort angesiedelten Bereitschaftspolizei. Als früheres Mitglied einer Hundertschaft kenne er die Fußballstadien der Region aus unzähligen Einsätzen wie seine Westentasche. Seinen ersten Kontakt zur Kripo hatte er dann nach einem Wechsel ins Polizeipräsidium Recklinghausen. Und nach einem danach absolvierten Studium in Hiltrup stand einem Wechsel in die höhere Beamtenlaufbahn nichts mehr im Wege.

Bei Geiselnahmen oder Amoklagen saß er beratend an entscheidender Stelle

Tatort Internet: Die Cyberkriminalität will auch die Kripo der Polizei Gelsenkirchen verstärkt ins Visier nehmen.
Tatort Internet: Die Cyberkriminalität will auch die Kripo der Polizei Gelsenkirchen verstärkt ins Visier nehmen. © dpa | Julian Stratenschulte

Und so folgte 2015 Herrmanns erste Rückkehr nach Gelsenkirchen: als Leiter der hiesigen Abteilung Staatsschutz. Der stete Stellenwechsel setzte sich auch danach fort: 2018 ging es nach Duisburg zum dort angesiedelten Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD). Dort war er Leiter der Beratungsgruppe für Einsatzlagen und schwerste Gewaltkriminalität. Soll heißen? „Bei Geiselnahmen oder Amoklagen saß ich direkt neben dem Einsatzleiter und habe mein Wissen beratend mit eingebracht.“

Es folgte 2021 die Stelle als Leiter des Staatsschutzes bei der Polizei Dortmund. Und nun heißt es eben: Zurück zu den Wurzeln, zurück nach Gelsenkirchen! „Es hat mich sehr gereizt, die Gesamtverantwortung für die Kripo in einer Ruhrgebietsgroßstadt zu übernehmen. Der Menschenschlag ist hier zwar ein spezieller, mit dem komme ich aber sehr gut zurecht. Wir sprechen eine Sprache“, sagt der Mann, dessen Dienstgrad nun Kriminaldirektor lautet.

Sein Start hier erfolgte am 1. Juli. Für zehn verschiedene Kommissariate und eine Stabsdienststelle ist der verheiratete Vater zweier Kinder nun verantwortlich. Und er ist froh, dass zu seinem Team zahlreiche Ermittler-Routiniers gehören. Genauso wichtig sei es aber auch, dass stets junge, wissbegierige Kriminalisten nachrücken würden. Bei der diesjährigen Einstellungsrunde sei ein knappes Dutzend junger Kolleginnen und Kollegen bei der Kripo dazugekommen. Diese erlebt er „als Schwämme, die sich mit fachlichem Wissen vollsaugen wollen“. Das sei wichtig, so Herrmann. „Denn auch die Kriminalität hat sich entwickelt.“

Betrug im Internet sei inzwischen „eine Massenkriminalität“ geworden

Ein bevorzugter Tatort für Straftäter sei inzwischen das Internet geworden. Dort würden sich vor allem Betrugsdelikte ereignen, so Hermann. „Das ist inzwischen leider eine Massenkriminalität geworden, die wir aber entschieden bekämpfen wollen.“ Zweites vorrangiges Ziel, das sich er und seine Kommissare auf die Fahnen geschrieben haben, ist die Bekämpfung der Clan-Kriminalität. Die Analyse und Auswertung der hiesigen Strukturen sei bereits im vollen Gange, soll aber noch weiter forciert werden.

Das gilt auch für den Kampf gegen die Straßenkriminalität, die laut Herrmann zuletzt wieder arg zugenommen habe. Täter und Opfer würden immer jünger. Diesen Bereich wolle er personell verstärken, kündigte der Kripo-Chef an. Auch die wieder steigende Fallzahl der Wohnungseinbrüche betrachtet er mit Sorge. Wobei immer mehr Fälle aufgrund der baulichen Vorsorgemaßnahmen vieler Bürger mit einem erfolglosen Einstiegsversuch enden würden. Die Aufklärung und Präventionsarbeit der Kollegen in der Bürgerschaft würde hier ihre Wirkung zeigen.

Neben all der polizeilichen Arbeit hat Hermann aber noch weitere Dinge als erstrebenswert erkannt. Nämlich, dass sein Team bestmöglich für die jeweilige Funktion qualifiziert ist. „Und“, fügt der Kripo-Chef im Brustton der Überzeugung hinzu, „dass alle Kolleginnen und Kollegen jeden Tag gerne zur Arbeit kommen.“