Gelsenkirchen/Bochum. 10 Milliarden Euro bis 2030: Energiekonzern BP hat beachtliche Investitionen angekündigt. Was das für die Raffinerie in Gelsenkirchen heißt.

Die BP Europa SE plant große Investitionen bis 2030: Bis Ende der Dekade will der Mineralöl-Riese mit Hauptverwaltungssitz in Bochum bis zu 10 Milliarden Euro für die Weiterentwicklung seines Geschäfts aufwenden – auch in Gelsenkirchen. Das Ziel: Die aktuellen Hauptgeschäftsfelder, die Produktion und der Verkauf von Raffinerieprodukten, sollen „durch wachsende CO2-ärmere Geschäftsbereiche ergänzt werden“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. So wolle man dazu beitragen, „die Energieversorgung Deutschlands zu sichern und die Energiewende zu beschleunigen“.

Die Pläne sehen vor, dass die BP-Raffinerie Gelsenkirchen weiterhin konventionelle Kraftstoffe liefert und dazu beiträgt, die Nachfrage nach petrochemischen Produkten in Nordrhein-Westfalen zu decken. Wasch- und Reinigungsmittel, Synthese-Kautschuk oder Zwischenprodukte von Pharma-Produkten werden mit den Grundstoffen des Energiekonzerns hergestellt.

BP will Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven „weiter optimieren“

Man beabsichtige darüber hinaus, den Standort in Gelsenkirchen „weiter zu optimieren und seine Produktion an den sich wandelnden Energiebedarf des Marktes anzupassen“, heißt es. Hierbei sollen zunehmend CO2-ärmere Prozesse eingeführt sowie Möglichkeiten zur Wertschöpfung in den Bereichen emissionsärmere Kraftstoffe und Kreislaufwirtschaft geprüft werden.

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Bezug genommen wird damit offensichtlich auf die durchaus umstrittene Norderweiterung in Scholven. BP plant, sein Werksgelände an der Grenze zu Marl zu vergrößern. Dort soll eine Anlage zur Kunststoff-Pyrolyse der US-amerikanischen Firma Brightmark entstehen. Dabei handelt es sich um einen chemischen Prozess, mit dem aus Kunststoffmüll Öle und Gase gewonnen werden können, die dann zur Herstellung von neuem Kunststoff genutzt werden könnten. Die Gelsenkirchener Grünen etwa sehen dahinter ein technisch noch nicht ausgereiftes Verfahren. Dennoch fand ein entsprechender Bebauungsplan bereits breite Mehrheit in der Politik, zumindest in der Gelsenkirchener. In der Marler Nachbarschaft hält man das Projekt bislang fast unisono für bedenklich.

Marco Buschmann zu BP-Plänen: „Gelsenkirchen kann Zukunft“

Möglichen kritischen Stimmen zum Trotz: Gelsenkirchens prominentester Bundestagsabgeordneter, Bundesjustizminister Marco Buschmann, zeigte sich auf X (ehemals Twitter) jedenfalls hocherfreut über BPs milliardenschwere Pläne: „Gute Neuigkeiten für den Energiestandort Gelsenkirchen!“, schrieb der FDP-Minister. „Die Raffinerie in Gelsenkirchen wird mit Investitionen in CO2-ärmere Verfahren nachhaltig gestärkt. Das zeigt einmal mehr: Gelsenkirchen kann Zukunft.“

Neben Gelsenkirchen hat BP Deutschland auch noch einen Raffinerie-Standort in Lingen im Emsland. Der Konzern will den dortigen Standort 2030 zu einem „integrierten Energiezentrum“ entwickeln. Dazu plant das Unternehmen, neben herkömmlichen Raffinerieprodukten „eine Vielzahl von CO2-ärmeren Energielösungen anzubieten“, heißt es. Hierzu zählen Biokraftstoffe – mit einem besonderen Fokus auf nachhaltigeren Flugkraftstoffen – und auch grüner Wasserstoff.

Zu den Investitionsplänen gehört außerdem der weitere zügige Ausbau der „ultraschnellen Ladeinfrastruktur“ für Elektrofahrzeuge bei der Konzerntochter Aral, Deutschlands größter Tankstellenkette. Außerdem sollen die Weiterentwicklung der Pläne zur Produktion und zum Transport von Wasserstoff sowie die Entwicklung von Offshore-Windprojekten vorangebracht werden. Mit dem Zuschlag für zwei Offshore-Windprojekte in der Nordsee war BP im Juli 2023 in den Markt der erneuerbaren Energien in Deutschland eingestiegen.