Gelsenkirchen. Schalke-Fan Milan Brcic möchte bei der Fußball-EM 2024 in Deutschland wieder als hilfreicher Volunteer in Gelsenkirchen eingesetzt werden.
Denkt Milan Brcic an die Fußball-WM 2006 in Deutschland zurück, zaubert ihm gleich der erste Gedanke ein Lächeln ins Gesicht. „Das war ein unbeschreibliches, unvergessliches Erlebnis“, sagt der heute 46-Jährige und strahlt. Denn er erlebte das legendäre „Sommermärchen“ nicht etwa als Fan vor Ort mit, sondern viel näher dran am Geschehen: als Volunteer! Und diesen wichtigen Service-Job möchte der in Essen lebende Schalke-Fan nun auch im kommenden Jahr liebend gern wieder übernehmen – bei den Spielen der EM 2024 in Gelsenkirchen.
Bei der WM 2006 als Volunteer im Akkreditierungscenter
Was verbirgt sich denn hinter der Bezeichnung „Volunteer“? Nun, diese freiwilligen Helfer sorgen dafür, dass sich die Gäste aus aller Welt in einer für sie fremden Umgebung orientieren und zurechtfinden können, dass sie ihr Hotel und die richtige Straßenbahn-Haltestelle finden, dass sie im Stadion schnell ihren Block und ihren Platz finden. Oder wie Milan Brcic es formuliert: „Man wird für die Besucher zu einem Gesicht dieser Stadt und dieses Turniers.“
Bei der WM 2006 war das „Sport-Paradies“ sein bevorzugtes Einsatzgebiet als Volunteer. Denn dort saß der Deutsche, dessen Eltern kroatische Wurzeln haben, im Akkreditierungscenter. Er teilte damals an die Presservertreterinnen und -vertreter, die von allen fünf Kontinenten aus angereist waren, nach erfolgter Überprüfung die nötigen Zugangsdokumente für die Schalker Arena aus. Und auch Kräfte, die im Stadion arbeiteten, wie etwa die Catering-Kräfte, erhielten von Brcic die entsprechenden Ausweise.
Unvergessliche Erinnerungen an die WM-Partie Polen – Ecuador
Trotz dieses Schreibtisch-Jobs bekam er das Zusammentreffen der Menschen aus aller Welt hautnah mit. So erinnert er sich gern an die Partie Polen gegen Ecuador zurück, die gleich zu Beginn stattfand. „Da hatten sich die Fans aus beiden Lagern schon morgens um acht überall versammelt, auch vorm Sport-Paradies, obwohl das Spiel erst abends um 21 Uhr angepfiffen wurde. Sie standen nicht nebeneinander, sondern lagen sich in den Armen und feierten gemeinsam“, schildert Brcic seine Erinnerungen. Und das, obwohl sich beide Fangruppen sprachlich vermutlich so gut wie gar nicht verständigen konnten.
Dieses völkerverbindende Element erhofft sich Brcic auch bei der EM 2024. Dort würde er auch diesmal gern im Akkreditierungsbereich eingesetzt werden. „Ich bin ein Zahlenmensch, prüfe gern Daten, checke Angaben – genau das ist mein Ding“, sagt der Mann, der im beruflichen Alltag als kaufmännischer Angestellter beim hiesigen Wohnungsanbieter Vivawest arbeitet. Nach dem Ende der WM sei das Volunteer-Konzept auch alsbald vom FC Schalke 04 übernommen worden. Und seitdem kommt Brcic auch regelmäßig als Volunteer bei den Heimspielen der Königsblauen zum Einsatz.
Zwei Fußball-Herzen schlagen in der Brust von Milan Brcic
Auf die Frage, welcher Nation er im nächsten Jahr den Titelgewinn wünscht, muss Brcic schmunzeln. „Das ist nicht so leicht für mich, denn es schlagen zwei Herzen in meiner Brust: ein deutsches und ein kroatisches.“ Letztere Nationalelf habe ihm in den vergangenen Jahren aber deutlich schönere Stunden bereitet: Das Team um Superstar Luka Modric stand bei der WM 2022 in Katar im Halbfinale und vier Jahre zuvor in Russland sogar im Endspiel, während die deutsche Elite-Auswahl jeweils nach der Vorrunde ausgeschieden war. „Am schlimmsten ist es für mich“, sagt er, „wenn beide gegeneinander spielen.“
Zum Abschluss: Warum empfiehlt er allen Interessierten, sich als Volunteer für die EM zu bewerben? „Es ist toll, diesen besonderen Teamspirit unter den Volunteers zu erleben. Und man kann selbst ein Großturnier ein Stück weit aktiv mitgestalten.“ In der Hoffnung, dass bei der EM 2024 das unvergessliche Sommermärchen ein zauberhaftes neues Kapitel erhält.
1600 Volunteers für den Standort Gelsenkirchen werden gesucht
„Wir suchen für den Standort Gelsenkirchen insgesamt 1600 Volunteers“, sagt Vivien Mrowitzki. Sie ist die zuständige Koordinatorin der Stadt für das Volunteer-Programm. Insgesamt 2500 Bewerbungen seien bislang eingegangen. Diese Zahl sei zwar bereits erfreulich hoch. „Es sind aber noch nicht genug. Wir wollen aus einem möglichst breiten Bewerberpool auswählen und setzen darauf, dass noch deutlich mehr Menschen mitmachen“, so Mrowitzki.
Interessierte müssen volljährig und möglichst kontaktfreudig sein. Auch Personen mit körperlichem Handicap können ausdrücklich mitmachen. Bewerbungen sind jedoch nur im Internet möglich – und zwar auf der Seite: euro2024volunteers.com. Gut die Hälfte der 2500 Bewerber seien bislang Frauen. „Die Altersspanne liegt zwischen 18 und 80“, betont Melinda Strätz von der Euro 2024 GmbH. Es gäbe sogar Interessenten aus dem Ausland – etwa aus den Niederlanden oder Italien.
Volunteers werden nicht nur in der Schalker Arena gebraucht
Die im Internet eingereichten Unterlagen werden gesichtet und mit möglichst jedem Interessenten werde auch ein persönliches Gespräch geführt. Man wolle sehen, ob die Voraussetzungen für den Volunteer-Job auch tatsächlich erfüllt werden, so Strätz. „Manche hoffen, auf diesem Wege gratis ein EM-Spiel sehen zu können.“ Doch bei weitem nicht alle Volunteers kommen im Stadion zum Einsatz. Sie werden auch am Hauptbahnhof, in den Fanzonen oder rund um das Stadion gebraucht. Insgesamt gibt es hier 25 Bereiche, wo Volunteers benötigt werden.
Die wichtigste Fanzone wird nach jetzigem Planungsstand im Nordsternpark in Horst eingerichtet. Auf dem Nordsternplatz wird ein sogenanntes „Fan Village“ eingerichtet. An diesem Treffpunkt werden alle Spiele an allen 31 Turniertagen als „Public Viewing“ gezeigt. Bei den Spielen der deutschen Nationalelf und jenen, die in Gelsenkirchen stattfinden, öffnet zusätzlich das Amphitheater seine Tore. Dort können dann bis zu 6000 Fans gemeinsam auf der Großleinwand Fußball gucken.
Die Frist für interessierte Bewerber endet im Dezember. Anfang des Jahres soll die Auswahl getroffen werden, wer einen der 1600 Volunteer-Jobs erhält. Dies ist ein Ehrenamt, es gibt also keine Bezahlung. Der Dress wird aber gestellt.