Gelsenkirchen-Resser Mark. Den ältesten Schalke-Fanclub der Welt verlässt auch in schlechten Zeiten nicht die Hoffnung. Worauf sie aber schon lange verzichten müssen.
„Warum soll man woanders hingehen, wenn man den Fußballverein vor der Tür hat?“ Nun ja, diese Frage ist absolut berechtigt. Für Elfriede Duda ist ganz klar, für welchen Verein das Fußball-Herz einer jeden Gelsenkirchenerin, eines jeden Gelsenkircheners schlagen sollte: „Natürlich für Königsblau, für den FC Schalke 04“, sagt die 86-Jährige. Elfriede Duda ist eines der Gründungsmitglieder von „Wohl auf Blau-Weiß“, dem wohl ältesten Schalke-Fanclub der Welt – vom Altersdurchschnitt her. Offiziell auf dem Papier besteht er seit 2014, hat seinen Sitz im Johanniter-Stift in der Resser Mark. Und wahrlich, alles ganz schön Schalke hier, mit der Nordkurve an den Fenstern und Stan Libuda und Gerald Asamoah an der Wand.
Schalke 04: Das wünscht sich der älteste Fanclub der Welt
Karl-Heinz Warych und Helmut Tonk sind an diesem Morgen auch gekommen, sie tragen Schals, wie sich das gehört. Gegen wen spielen die Königsblauen beim nächsten Mal noch gleich? Alle Mannschaften der Zweiten Bundesliga haben die Herrschaften noch nicht im Blick. „SV Wehen, ach so“, sagt Karl-Heinz Warych (92) und zuckt mit den Schultern. „Die Hauptsache ist, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigen.“ Elfriede Duda sieht das auch so: „Die sollen spielen und sich anstrengen.“
Live mitfiebern, in ihrem bestens ausgestatteten Schalke-Raum, vor dem großen Fernseher, das können sie seit einiger Zeit leider nicht mehr. Problem: Das Abo eines bekannten deutschen Medienkonzerns ist abgelaufen. „Wir würden uns freuen, wenn wir wieder einen Sponsor fänden“, sagt Beate Schiffkowski, Leiterin des Sozialen Dienstes am Johanniter-Stift. 20 bis 25 Bewohner kamen in der Vergangenheit immer zusammen, um zu jubeln, sich zu freuen – oder enttäuscht zu sein.
Als Schalke-Fan muss man leidensfähig sein – das ist eine „Übung für den Charakter“
Denn das ist es ja auch, das finden Elfriede Duda, Karl-Heinz Warych und Helmut Tonk gleichermaßen: Als Schalker muss man leidensfähig sein, die Drei vom Fanclub sehen es als „Übung für den Charakter“. Glauben sie noch an die Mannschaft, einen Erfolg von Schalke? „Ja sicher“, antwortet Helmut Tonk prompt. Einmal Schalker, immer Schalker. „Es ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge“, so der 89-Jährige weiter und lächelt keck. Ganz früher, so erzählt er, da habe er sogar mal für Schalke gespielt, „sieben Jahre in der Jugend“.
Das schönste Stadion ist für die Senior-Fans Warych und Tonk noch immer die Glückauf-Kampfbahn. „Das ist in freier Natur, da gab’s die größten Siege und Erfolge“, erinnert sich Karl-Heinz Warych und wirkt fast schon ein wenig wehmütig. „Fragen Sie in der Welt mal nach Gelsenkirchen, das kennt keiner. Aber fragen Sie mal nach Schalke. Dann wissen Sie schnell Bescheid.“ Elfriede Duda zeigt auf das kleine Papp-Modell der Veltins-Arena, das vor ihr auf dem Tisch steht – „das ist für mich das schönste Stadion“, sagt sie.
Auch wenn ein bisschen Ruhe in Sachen Schalke eingekehrt ist: Dass sie aber dennoch noch tüchtig feiern können, haben sie jetzt bewiesen. Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft waren im Stift zu Gast und haben mit dem Fanclub und den anderen Bewohnern Lagerfeuerromantik aufkommen lassen. Gemeinsam beisammen sein, in musikalischer Begleitung von Betreuungskraft Birgit Biendarra-Bedoui an der Ukulele – dabei wurde so manches Lied gesungen und so manche Geschichte erzählt. Es war ein Abend der Besinnung, der Rückerinnerung, wie Beate Schiffkowski berichtet. „Ein schönes Treffen von Jung und Alt“, resümiert sie.
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Und wie soll es nun mit Schalke weitergehen? Elfriede Duda und Karl-Heinz Warych tippen an diesem Morgen vor dem SV-Wehen-Wiesbanden-Spiel auf einen Sieg der Knappen. Ist ja bekanntlich nicht so ausgegangen... Helmut Tonk muss sich richtig gefreut haben – er hatte ein Unentschieden vorhergesagt: „Hauptsache wenigstens einen Punkt holen.“