Gelsenkirchen. Gelsenkirchen ist ein zentraler Spielort der IGA 2027 im Ruhrgebiet. Der Nordsternpark wird zum Zukunftsgarten. Diese Baumaßnahmen sind geplant.

Zwar startet die Internationale Gartenausstellung (IGA) im Ruhrgebiet erst in gut dreieinhalb Jahren. Doch eines steht für Karin Welge schon jetzt felsenfest: „Das wird keine reine Blümchenschau“, sagte die OB bei einem Rundgang durch den Nordsternpark. Genau dort entsteht bis zum Auftakt in 2027 einer von revierweit drei Zukunftsgärten, die als neue Orte der Begegnung das Stadtbild nachhaltig prägen sollen. Oder wie Welge es formuliert: „Es ist wichtig, dass für uns als Stadt über die IGA hinaus etwas erhalten bleibt.“

Teile des früheren Buga-Geländes werden für die IGA 2027 umgebaut

Vor einem Werbeplakat für die große Gartenausstellung spricht Gelsenkirchens OB Karin Welge über die Pläne für das Nordsternpark-Gelände.
Vor einem Werbeplakat für die große Gartenausstellung spricht Gelsenkirchens OB Karin Welge über die Pläne für das Nordsternpark-Gelände. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Treffpunkt an diesem verregneten Vormittag ist der Eingangsbereich des Amphitheaters, der nur einen Blumentopfwurf von der Doppelbogenbrücke am Rhein-Herne-Kanal entfernt liegt. All diese Bauten wurden anlässlich der Bundesgartenschau 1997 in Gelsenkirchen errichtet und waren Teil des Transformationsprozesses, dank dem sich dieser frühere Zechenstandort in ein beliebtes Naherholungsgebiet verwandelt hat. Und nun sollen 30 Jahre später Teile des Buga-Areals erneut ertüchtigt oder aber komplett umgebaut und umgestaltet werden.

„Genau dort wird das neue Eingangsgebäude für die IGA entstehen“, erklärte Christoph Heidenreich und deutete auf die Kuppelbühne, die derzeit noch auf dem Gelände des Amphitheaters steht. Dies sei nur eine von mehreren geplanten Baumaßnahmen, die ab 2024 in Angriff genommen werden sollen, kündigte der Stadtbaurat an. Geplant seien insgesamt vier Kassenbereiche mit Eingängen zum Gelände. Dieses wird im IGA-Zeitraum eingezäunt sein. Wer hineinwill, muss eine Karte kaufen. Nach dem Ende der IGA wird es dann zu einem Teil des dann wieder komplett frei zugänglichen Nordsternparks.

IGA-Plaza mit neu gebautem Eingangsgebäude

Der Kohlenbunker auf dem Gelände des Gelsenkirchener Nordsternparks wird anlässlich der IGA 2027 ertüchtigt und umgebaut. Das gilt auch für das gesamte Areal drumherum.
Der Kohlenbunker auf dem Gelände des Gelsenkirchener Nordsternparks wird anlässlich der IGA 2027 ertüchtigt und umgebaut. Das gilt auch für das gesamte Areal drumherum. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Rund um besagtes Eingangsgebäude soll die „IGA-Plaza“ entstehen. „Das soll für alle Besucherinnen und Besucher ein echter Willkommensort werden“, sagte Christoph Prinz, der Leiter der städtischen IGA-Stabsstelle. Die Plaza solle zudem eine völlig neue Sichtachse auf den Kohlenbunker ermöglichen, der sich dahinter in einigen Hundert Metern Entfernung als wuchtiger Backsteinbau gen Himmel erhebt. Dafür müssten einige der jetzt dort stehenden Bäume gefällt werden, so Prinz. Aber zahlreiche neue würden im Gegenzug im direkten Umfeld gepflanzt.

Prinz hofft natürlich, dass viele IGA-Gäste aus der Umgebung aus Umweltschutzgründen mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV anreisen werden. Diejenigen, die trotzdem mit dem Auto kommen, werden 2027 auf einem völlig neugestalteten Parkplatz ankommen. Denn auch die große Abstellfläche, die von der Wallstraße aus angefahren und derzeit vor allem bei Großveranstaltungen im Amphitheater genutzt wird, soll unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit modernisiert werden. „Die Fläche wird grüner. Es wird Ladestationen für E-Autos und Photovoltaik-Anlagen zur Energiegewinnung geben“, schilderte Prinz die Pläne.

Umbau des Kohlenbunkers ist zentrales IGA-Projekt in Gelsenkirchen

Das Leuchtturm-Projekt des IGA-Umbaus soll aber die Ertüchtigung des Kohlenbunkers werden. Dieser diente bei der Buga 1997 und der Internationalen Bauausstellung Emscher-Park bis 1999 als Spielort für Kulturangebote. Erinnert sei hier etwa an den Indoor-Klanggarten, der mit einer Mischung aus Natur und akustischen Effekten aufwartete. Danach fiel das imposante Gebäude, das in seiner Bauweise sehr stark an die Bauten auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen erinnert, aber in eine Art Dornröschenschlaf. Zur IGA 2027 soll es wieder wachgeküsst werden.

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So werde die gemauerte Seitenwand, auf die jeder Besucher vom Amphitheater aus kommend blickt, durch eine riesige Glasfront ersetzt. „Innen drin wird es ein Café und Ausstellungsbereiche geben“, sagte Welge und fügte hinzu: „Und die Krönung des Ganzen wird eine Rooftop-Bar auf dem Dach des Gebäudes.“ Auch diese Angebote sollen nach den derzeitigen Plänen über das IGA-Ende hinaus weiterhin bestehen bleiben.

Am Ufer des Wendebeckens soll es auch Gastronomie geben

Ein gastronomisches Angebot soll auch am Ufer des Wendebeckens entstehen, das einige Hundert Meter entfernt vom Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal liegt. Ein Steg soll von Land aus ins Wasser hineinführen, auf dem Besucher ihre Füße ins Becken baumeln lassen können. Hinzu komme laut IGA-Stabsstellenleiter Prinz ein großer Spielplatz im westlichen sowie eine Fun-Sport-Anlage im östlichen Bereich. Mit letzterer würden die Baumaßnahmen auch beginnen, kündigte er an.

Dieser Bereich ist bislang aber noch völlig zugewachsen und bei einem Gang über den vorbeiführenden Schotterweg nur schemenhaft zu erahnen. „Wir werden auch hier das Areal lichten, dafür einige Bäume fällen und neue Zuwegungen zum Wasser anlegen“, so Prinz. Natürlich werde auch hier das gefällte Grün an anderer Stelle gleichwertig ersetzt. „Wir sind uns sicher, dass es die Sache wert ist und das Wendebecken zu einem Hot-Spot auf dem IGA-Gelände wird“, sagte OB Welge.

Kalkulierte Kosten in Gelsenkirchen belaufen sich derzeit auf 35 Millionen Euro

Das alles hat natürlich seinen Preis: Derzeit belaufen sich die kalkulierten Kosten für all diese Maßnahmen laut Prinz auf rund 35 Millionen Euro, von denen 14 Millionen als Fördermittel bereitgestellt werden. Den Rest müsse die Stadt aus Eigenmitteln schultern. Doch die Gesamtsumme könnte sich noch deutlich erhöhen. Man habe ja schon in den vergangenen beiden Jahren beobachten können, wie heftig die Preise fürs Bauen und das Material in die Höhe geschossen seien. „Deshalb halten wir auch weiterhin die Augen nach zusätzlichen Fördermitteln offen“, versprach Prinz.

Neben Gelsenkirchen entsteht anlässlich der IGA 2027 auch in Dortmund und Duisburg jeweils ein Zukunftsgarten. Und warum heißen die so? „Dort entsteht ein Experimentierfeld in den Bereichen Energie, Recycling und Gemeinschaft, das aber auch die schönen Seiten von Gelsenkirchen zum Vorschein bringen soll“, erklärt Welge. Klingt wirklich nach deutlich mehr als nur einer Blümchenschau.

Weitere Daten und Fakten zur IGA 2027 in Gelsenkirchen

„Wie wollen wir morgen leben?“ lautet die Leitfrage der IGA. Eine Antwort darauf sollen alle Gäste möglichst auch im Zukunftsgarten im Nordsternpark finden. „Denn dort wollen wir zeigen, wie das Leben, Wohnen und Arbeiten in der dicht besiedelten Metropolregion Ruhr klimaangepasst, nachhaltig und ressourcenschonend aussehen und gelingen kann“, sagte Sylvia Weigner von der IGA-Durchführungsgesellschaft.

Für sie ist diese Gartenschau auch deshalb wichtig, weil sie zum einen das Imagebild der Stadt Gelsenkirchen und der gesamten Region nach außen hin aufwerte, zum anderen aber auch als Identifikationsprojekt für die einheimische Bevölkerung nach innen wirkt. „Die Transformation ist unser großes Narrativ“, kündigte Weigner an.

Wichtig für alle Stammgäste des Nordsternparks: Beliebte Anlaufpunkte wie der Nordsternplatz oder das Kinderland werden auch während der Umbauarbeiten dauerhaft nutzbar bleiben. Wer mehr zu den Baumaßnahmen erfahren möchte, hat dazu an diesem Sonntag, 10. September, die Gelegenheit: Denn dann steigt von 11 bis 18 Uhr das Nordsternparkfest. Und die IGA wird dort mit einem Infostand vertreten sein und Führungen anbieten.

Alle Infos im Netz: www.gelsenkirchen.de/iga2027.