Gelsenkirchen. Gelsenkirchen kennt Francesco Risoli wie einen Freund – und als Mann für den Geschmack Italiens. Warum er nach 40 Jahren noch seine Arbeit liebt.
„Das ist mein Leben“ – Francesco Risoli schaut um sich herum, blickt auf bunte Wände mit buntem Inhalt, flüssigen zumeist. Diese Flaschen und Gläser, sie alle tragen seine Handschrift, im übertragenen Sinne, vielleicht eher seinen Geschmack. Francesco Risoli ist Gastronom aus Leidenschaft – und das seit 40 Jahren. 1983 fing alles an, mittlerweile kennt Gelsenkirchen Francesco Risoli wie einen guten Bekannten, einen lieben Freund – und als den Mann für die Kulinarik Italiens.
Gelsenkirchener Gastronom Risoli: „Wenn wir aufgeben, wird’s uns nicht mehr geben“
Der 60-Jährige ist ein Experte, wenn es um die italienische Küche geht. Er kann kochen, ein Restaurant führen, Gastgeber sein, doch seit geraumer Zeit aber ist Schluss mit der großen Gastronomie, mit vollen Tischen und vielen Menschen, die sein Essen kosten wollen. Francesco Risoli betreibt seit sieben Jahren schon seine „Genuss-Werkstatt“ an der Schalker Straße 157.
Es sind schon besondere Köstlichkeiten, die der Mann aus Kalabrien da vorhält. Besonders stolz ist er auf seine Eigen-Kreationen: „Das sind alles meine Kinder“, sagt Risoli und grinst. Seine hausgemachten Saucen auf Balsamicobasis kocht er hinten in seiner kleinen Küche – mit „viel Liebe und Sorgfalt“. Auf die Hälfte reduzierter Balsamicoessig und Zutaten, die Risolis Geheimnis bleiben sollen, sorgen für eine Geschmacks-Explosion im Mund. Besonders beliebt bei seinen beiden Kindern (und auch bei den Kunden) ist die Sorte „Cassis Balsamico“, es gibt beispielsweise aber auch noch die Richtung „Chilli Balsamico“ oder „Chili Balsamico Bianco“. Risoli, der Feinschmecker, nennt seine Saucen „die außergewöhnliche Art Balsamico zu genießen“.
Ganz neu und ebenfalls besonders: die aromatisierten Grappe. „Sie sind alle von mir verfeinert, das sind meine Rezepte“, erklärt Francesco Risoli. Sechs Geschmacksrichtungen bietet er an, gerade für Einsteiger und Liebhaber des süßeren Geschmacks seien die Risoli-Grappe geeignet. Die beliebtesten Sorten: der Grappa veredelt mit Cassis und Vanillearoma oder der Grappa mit blumiger Rosen-Note.
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Neben Saucen und Grappa gibt es ausgewählte Öle – und die ebenfalls hausgemachten Pasta-Saucen, auf Wunsch auch im Kochset mit frischen Nudeln. Natürlich ist der Klassiker dabei – die gute Tomaten-Sauce mit Basilikum, „Sugo al pomodoro es Basilico – aber auch andere Sorten mit Lachswürfeln und Zucchini in Hummer-Sahne-Sauce oder mit Steinpilzen in getrüffelter Sahne-Sauce.
Gourmet Risoli: „Diese Kombinationen können nicht entstehen, wenn man die Sachen nicht liebt“
Und dann wären da ja auch noch die Grappa-Perlen, die in Prosecco und Co. gegeben, im Mund sanft aufplatzen und ihren hochprozentigen Inhalt preisgeben. Ein weiterer besonderer Service: das Drei-Gänge-Menü für zu Hause. Und den Mittagstisch von 12 bis 14.30 Uhr, der aber nur bestellt und nicht abgeholt werden kann. Über all seine Ideen sagt er: „Das ist meine Liebe zur Arbeit, solche Kombinationen können nicht entstehen, wenn man die Sachen nicht liebt.“
Die Türen seiner „Genuss-Werkstatt“ öffnet Francesco Risoli nur noch für geschlossene Gesellschaften, seine Produkte verkauft er direkt, sie gehen auch mal per Paket-Post über Gelsenkirchens Grenzen hinaus. Vergrößern will der Gelsenkirchener nicht, sagt er. Auch wenn das Geschäft mittlerweile aufgrund der mannigfaltigen Probleme – Corona, der Krieg, die teils stark gestiegen Preise – nicht mehr so läuft, wie einst, stellt Risoli fest: „Ich bin sehr glücklich“, er schränkt aber ein: „Auch wenn mir die Restaurant-Atmosphäre fehlt. Ich träume sogar manchmal nachts davon, aber das ist nicht mehr umsetzbar, zumindest nicht nach meinen Vorstellungen.“
Es sind verschiedene Gründe, warum Francesco Risoli heute in seiner kleinen feinen Werkstatt steht, eben nur noch im kleinen Rahmen Gastgeber ist. Es ist seine Familie, die ihn kulinarisch geprägt hat, von Klein auf habe er immer „mitgebastelt“, wie er es nennt. „Der Rest hat sich entwickelt“, von der Pizzeria zum Restaurant, das ein gehobenes Gastro-Erlebnis bietet. Es ging dem Mann, der mit 17 Jahren nach Deutschland kam, um Qualität, die der Zutaten aber auch der Speisen und um den Service, denn seine Mitarbeiter waren stets fein angezogen. „Das war immer meine Ideologie, ich kann auch nicht anders. Wir haben immer etwas bewegt.“
Francesco Risolis Pläne für die Zukunft: mit einem Anhänger auf die Feierabendmärkte
Etwas Elementares für ihn fehlt, schon seit einigen Jahren: „Es gibt kaum Fachleute, das ist sehr traurig.“ Um seinem eigenen Standard entsprechen zu können, sind die Ansprüche an die Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten, groß. „Ein Captain braucht seine Mannschaft“, sagt Risoli aber auch. Das Niveau der Restaurants sinke, weil es kaum noch Kräfte gebe, die sich in der italienischen Küche auskennen. „Wenn wir aufgeben würden, wird es sowas nicht mehr geben.“ Ein weiterer Punkt: „Die jüngeren Generationen wissen gar nicht, was wir machen. Der Genuss ist total weg“, ist Risolis Eindruck, wenn es um das Erlebnis Essen geht. Seiner Meinung nach würden gerade die jüngeren Menschen nicht mehr so viel Wert auf einen Restaurantbesuch legen.
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Francesco Risoli plant indes schon weiter, hat einen Anhänger vor der Tür stehen, mit dem er die Feierabendmärkte der Stadt und gerne auch der Region beschicken möchte. Schon bald soll es losgehen, das ist ein neues Feld, das der Feinschmecker für sich erobern will. Wie lange er noch weitermachen möchte? „So lang ich gesund bleibe“, sagt Risoli und fügt lachend hinzu: „Ich muss aktiv bleiben.“