Gelsenkirchen-Hassel. Urlaub auf dem Bauernhof in Gelsenkirchen? Bei Bauer Heselmann kein Problem. Warum sein Haus beliebt ist – und was Taylor Swift damit zu tun hat.

Urlaub in Gelsenkirchen – wer macht denn sowas? Gar nicht so wenige, wenn man Johannes Heselmann fragt. Auf dem Hof des Landwirts aus Hassel ist das möglich: Ferien auf dem Bauernhof, und das in der Emscherstadt. Seit 2018 vermietet er sein Ferienhaus nun schon und freut sich über die Beliebtheit seiner Unterkunft. „Das Ruhrgebiet erleben und Ruhe finden“ – Johannes Heselmann und seine Frau Sabine bieten genau das.

Ferien auf dem Bauernhof? So schön ist der Urlaub auf dem Land in Gelsenkirchen

Schloss Berge etwa ist etwas mehr als sechs Kilometer entfernt, die Arena knapp siebeneinhalb, Schloss Westerholt und Schloss Lüttinghof weniger als vier und der Touristen-Magnet Movie Park beispielsweise exakt zehn Kilometer. Perfekte Lage, direkt mittendrin.

Johannes Heselmann, hier mit Ehefrau Sabine, trägt einen Korb mit frischer Bettwäsche zu seinem Ferienhaus auf seinem Bauernhof in Gelsenkirchen-Hassel – die Raumpflege übernimmt der staatlich geprüfte Landwirt selbst.
Johannes Heselmann, hier mit Ehefrau Sabine, trägt einen Korb mit frischer Bettwäsche zu seinem Ferienhaus auf seinem Bauernhof in Gelsenkirchen-Hassel – die Raumpflege übernimmt der staatlich geprüfte Landwirt selbst. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Lage ist es auch, die Familie Steinel-Mohr seit 2019 jedes Jahr aufs Neue nach Hassel zieht. Denn eigentlich leben Brigitte Steinel-Mohr und Michael Mohr in der nördlichen Oberpfalz in Bayern, die Wurzeln der Familie liegen indes in Gelsenkirchen. Michael Mohrs Eltern stammen hierher, sind 1967 nach München gezogen. Immer wieder zur Sommerzeit machen die Steinel-Mohrs ihren lieb gewonnen Familienbesuch bei den Verwandten, gerne auch immer verknüpft mit der Tradition Cranger Kirmes.

„In erster Linie ist es aber die Familienzusammenführung“, berichtet Brigitte Steinel-Mohr. Den Heselmann-Hof nutzten sie in der Vergangenheit aber auch als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung, es ging beispielsweise in die Zoom Erlebniswelt oder den Glückauf-Park, aber auch zu entfernteren Zielen. Ihre 17 Jahre alte Tochter ist in diesem Jahr zum ersten Mal nicht dabei, Hund Lucky aber wie gewohnt.

Brigitte Steinel-Mohr und ihr Ehemann Michael Mohr machen mit ihrem Hund Lucky Urlaub auf dem Hof von Johannes Heselmann in Gelsenkirchen-Hassel: „Man kommt an und ist sofort Zuhause.“
Brigitte Steinel-Mohr und ihr Ehemann Michael Mohr machen mit ihrem Hund Lucky Urlaub auf dem Hof von Johannes Heselmann in Gelsenkirchen-Hassel: „Man kommt an und ist sofort Zuhause.“ © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Man geht zur Haustür raus und ist sofort in der Natur“, schwärmt Brigitte Steinel-Mohr von ihrem Gelsenkirchener Ferienhaus. Und gleichsam auch von ihren Vermietern: „Man kommt da an und ist Zuhause“, sagt die 55-Jährige. Den nächsten Aufenthalt im Sommer 2024 haben sie schon im Blick, ein genaues Datum aber steht noch nicht fest.

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Sicherlich wird Johannes Heselmann ein Plätzchen für seine Stammgäste freihalten. Der immer noch leidenschaftliche Landwirt hat vor mittlerweile fünf Jahren so etwas wie sein Herzensprojekt mit seinem knapp 90 Quadratmeter großen Ferienhaus realisiert. Seine Motivation? „Ich war schon immer ein Fan vom Ruhrgebiet“ – genau das möchte der 60-Jährige nun auch anderen Menschen näherbringen.

Vor 35 Jahren konnten noch fünf Höfe in Gelsenkirchen-Hassel ihre Familien ernähren

Es gibt aber noch einen weiteren Punkt: Seine Landwirtschaft betreibt Johannes Heselmann nur noch im Nebenerwerb. Er baut Kartoffeln und Getreide an, vermarktet seine Erzeugnisse von 13 Hektar Land direkt ab Hof. „Die Landwirtschaft ist immer weiter zurückgedrängt worden“, sagt Heselmann, eine Entwicklung, die sich seiner Beobachtung nach nicht nur in Gelsenkirchen vollzieht. Speziell über seine Heimat schreibt er auf seiner Homepage: „Man kann es sich nicht vorstellen, dass noch vor 35 Jahren hier in Gelsenkirchen-Hassel fünf landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe ihre Familien ernähren konnten.“ Er sei immer mit „Herzblut“ dabei gewesen, früher hatten sie noch Schweinemast, heute verdienen sie nichts mehr daran. „Ich habe immer gerne auf dem Feld gearbeitet“, sagt der Landwirt auch, ohne zu wehmütig zu wirken.

Wie Landvergnügen fühlt es sich bei Heselmanns trotzdem noch an, ganz in der Nähe gackert ein Huhn, das Grundstück ist umgeben von sattem Grün. „Es ist sehr ruhig hier, man hört hier kaum etwas“, sagt Sabine Heselmann. Das ist es ja auch, was ihre Gäste suchen. Und es scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein, auf demselben Grund, wo früher ein abbruchreifes Haus gestanden hatte, ein Ferienhaus für bis zu acht Personen zu bauen. Den ersten Impuls lieferte der Umbau des Dachbodens im Haupthaus 1997, „das war der erste große Schritt“, so Johannes Heselmann. Damals sind dort drei Mietwohnungen entstanden. Über ihr Ferienhaus sagen die Heselmanns: „Wir sind zufrieden, es kann gerne so weitergehen“, sommers wie winters hätten sie Buchungen.

Urlaub in Gelsenkirchen – aus Heimweh, zum Revierderby, fürs Konzert in der Arena

Da sind zum einen die, die aus Heimweh oder zum Verwandtenbesuch nach Hassel kommen, wie etwa Familie Steinel-Mohr, oder BVB-Fans aus Bayern, die zum Revierderby eine Unterkunft brauchen. Dann gibt es Gäste, die über zwei Wochen da sind und überall im Ruhrgebiet mit dem Fahrrad unterwegs sind, wieder andere hätten schlicht Spaß an der Ruhrgebietskulisse. So manches Mal kamen auch schon internationale Gäste. Für das Riesen-Konzert-Ereignis im kommenden Sommer, wenn Taylor Swift Mitte Juli 2024 für drei Auftritte nach Gelsenkirchen kommt, winkt Heselmann an diesem Augustmorgen 2023 bereits lachend ab. „Schon ausgebucht“, sagt er.

Wie erklären sich die Heselmanns den Erfolg ihres Angebots neben der reizvollen und guten Lage noch? Die Ausstattung ist es vielleicht, mit komplett ausgestatteter Küche, einem Freizeitraum mit Kicker und Darts, einem großen Wohnzimmer und einer Terrasse mit Blick in den Garten. Vielleicht ist es auch der Preis. Johannes Heselmann vermietet ab zwei Nächte, saisonunabhängig immer konstant für 114 Euro. Das sei ihm wichtig gewesen, sagt Heselmann, der sich als Familienvater in der Vergangenheit immer darüber geärgert hatte, dass die Mieten drastisch in die Höhe geschnellt waren, sobald Ferien anstanden.

Das Heselmann-Ferienhaus ist aktuell wieder in Kinderhand, Steffi Schneider und Inga Sanke, ebenfalls aus Bayern, sind mit fünf Kindern angereist. Ausgegebenes Ziel für heute: der Besuch des Movie Parks. Familie Steinel-Mohr ist seit ein paar Tagen zurück in der Heimat, einen Plan für den Aufenthalt haben sie aber schon jetzt, ein Jahr im Voraus: „Mein Mann versucht jedes Jahr die beste Currywurst zu finden“, erzählt Brigitte Steinel-Mohr. Ein paar Gute seien schon dabei gewesen. Mal sehen, ob sie 2024 fündig werden.