Gelsenkirchen. Zwei Gelsenkirchener sind für den Deutschen Engagementpreis 2023 nominiert. Dies sind die beiden Auserwählten. Und das haben sie geleistet.

Gleich zwei Gelsenkirchener dürfen auf den Gewinn des Deutschen Engagementpreises 2023 hoffen: Dr. Abdulmoaid Al-Jaanabi und Wolfgang Kapschinski zählen zu den bundesweit 390 Nominierten, die diese bedeutende Auszeichnung erhalten könnten. Die Sieger sollen bei der Preisverleihung am 5. Dezember im Deutschen Theater in Berlin gekürt werden.

In fünf Kategorien werden Sieger gesucht – jeder erhält 5000 Euro

In fünf Kategorien sollen ehrenamtlich tätige Personen, Vereine oder Organisationen für ihr Engagement gewürdigt werden. Diese Kategorien heißen „Chancen schaffen“, „Grenzen überwinden“, „Leben bewahren“, „Demokratie stärken“ und „Zusammenhalt leben“. Auf jeden der Gewinner warten jeweils 5000 Euro Preisgeld.

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Die Sieger werden von einer 14-köpfigen Jury ausgewählt, die Anfang September tagen wird. In diesem Gremium sitzen Vertreterinnen und Vertreter von Förderern dieses Preises – etwa dem Bundesfamilienministerium, der Deutschen Bahn oder der Deutschen Fernsehlotterie sowie zahlreiche weitere Köpfe aus dem Bündnis für Gemeinnützigkeit, zu dem auch mehrere Migrantenorganisationen gehören.

Publikumspreis ist sogar mit 10.000 Euro dotiert

Als sechste Auszeichnung wird der Publikumspreis vergeben. Dabei können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgeben. Das soll laut Anke Lisicki, Referentin des Deutschen Engagementpreises, postalisch und im Internet möglich sein. Die genauen Modalitäten folgen zeitnah. Start der Abstimmung: 12. September. Hier warten auf den Sieger sogar 10.000 Euro.

Der Deutsche Engagementpreis ist die bedeutendste Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement in unserem Land. Er begeistert für Engagement, macht es sichtbar und stärkt die Wertschätzung. Und alle Nominierten sollen so noch mehr Würdigung und öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.

Dr. Al-Jaanabi setzt sich für geflüchtete Familien aus dem arabischen Raum ein

Die wurde Dr. Abdulmoaid Al-Jaanabi und Wolfgang Kapschinski bereits im vergangenen Dezember zuteil als beide mit dem Gelsenkirchener Ehrenamtspreis 2022 ausgezeichnet wurden. Al-Jaanabi erhielt ihn für sein großes Engagement in der Organisation „Hand in Hand für Integration“, die sich vor allem für die Alltags- und Integrationshilfe von geflüchteten Menschen aus dem arabischen Raum einsetzt. Kapschinski engagierte sich hingegen als Privatperson – etwa als „Leihopa“ beim Kinderschutzbund oder als Unterstützer von Flüchtlingsfamilien.

„Ich freue mich sehr über die Nominierung. Diese Freude kommt von Herzen und ich würde sie gern an alle weiterleiten, denen wir in den vergangenen Jahren helfen konnten“, sagt Al-Jaanabi im WAZ-Gespräch. Der 67-Jährige stammt aus dem Irak, lebt aber bereits seit den 80ern in Deutschland, als er zum Studium im Bereich Bauwesen hierher gezogen war. Seit langem ist Gelsenkirchen sein Zuhause. Er lebt in der Neustadt.

Bis zu 250 Kinder und Jugendliche erhalten auch muttersprachlichen Unterricht

Dort ist auch die von ihm ins Leben gerufene Migrantenselbstorganisation (MSO) „Hand in Hand für Integration“ angesiedelt. Seit 2015 kümmert sie sich vornehmlich um jene Menschen, die aus den Kriegsgebieten in Syrien geflüchtet sind. Besonders ist das Angebot, das sich an Kinder und Jugendliche richtet. Sie erhalten dort nicht nur Nachhilfe in deutscher Sprache, sondern auch muttersprachlichen Unterricht. Viele von ihnen seien in Deutschland geboren oder hätten einen Großteil ihres jungen Lebens hier verbracht. So soll sollen sie auch Dinge über das Heimatland ihrer Eltern erfahren.

Bis zu 250 Teilnehmende zwischen sechs und 14 Jahren kämen pro Wochenende, sagt Al-Jaanabi. Doch auch Ausflüge in Synagogen, Moscheen oder in den Zoo stünden auf dem Programm. Das Wichtigste sei ein perspektivisches Miteinander. „Wir möchten die Brücken zwischen den Bevölkerungsgruppen bauen“, so Al-Jaanabi.

Wolfgang Kapschinski betreut als Privatperson geflüchtete Familien

Wolfgang Kapschinski war in seinem Berufsleben als Außendienstmitarbeiter einer Mineralölgesellschaft. Insgeheim schlummerte in ihm aber immer der Wunsch, sich sozial zu engagieren. Diesen erfüllte sich der heute 68-Jährige nach seinem vorzeitigen Wechsel in den Ruhestand.

Seit zehn Jahren ist er vor allem als Betreuer von Familien aktiv. Die meisten von ihnen stammen aus Rumänien oder Syrien, einige auch aus Deutschland. „Den Eltern habe ich bei Behördengängen und Anträgen aller Art geholfen, bei den Kindern habe ich versucht, eine Lust auf die Schule und das Lernen zu entfachen“, erzählt Kapschinski. Bei den allermeisten sei ihm das auch gelungen.

Über 30 Kindern hat er sogar das Schwimmen beigebracht

Drei bis vier Jahre hat er intensiv mit den Familien zu tun, die er betreut. „Das ist meistens die Grundschulzeit der Kinder“, erzählt er. Zwei bis dreimal pro Woche sei er dann dort vor Ort, um die Kinder zu motivieren und ihnen beim Lernen helfend zur Seite zu stehen. Das sei manchmal eine Herkulesaufgabe, denn die betreuten Familien hatten zwischen drei und neun Kindern. „Viele von ihnen besuchen heute ein Gymnasium oder eine Gesamtschule“, erzählt Kapschinski von den Effekten seiner Arbeit.

Die Verleihung des Ehrenamtspreises und die Nominierung für den Engagement-Preis seien für ihn eine Überraschung und etwas Besonderes. Doch er will gar keine große öffentliche Anerkennung. Die erhält er lieber von den Kindern selbst. Und mit vielen steht er auch weiterhin in Kontakt. Vielleicht auch, weil er über 30 von ihnen neben dem Lernen auch noch das Schwimmen beigebracht hat.