Gelsenkirchen-Buer bekommt ein neues Restaurant, mit einer Küche, die es hier bislang noch nicht gab. Was Inhaber Clive Hüsken plant.
Von einem „Filetstück“ ist immer dann gerne die Rede, wenn es um eine Immobilie in besonders guter Lage geht. In diesem Zusammenhang ist die Redewendung besonders passend: Das Restaurant mit dem schönen Biergarten an der Horster Straße 10, vielen noch als Gaststätte Rottmann bekannt, ist ein solches Filetstück. Direkt an der „Kulturmeile“ gelegen, im Herzen von Gelsenkirchen-Buer: Eine viel bessere Lage kann man sich für ein Restaurant kaum wünschen. Umso unverständlicher, dass es so lange leer stand. Doch das ändert sich jetzt.
„Officina“ steht noch immer auf dem Metallschild über dem Tor, das zum Biergarten und dann zum Restaurant führt, doch dieser Name wird bald Geschichte sein. Seit dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020 hatte das Restaurant leer gestanden. Der Betreiber, die Firma GMG aus Essen, hatte mehrfach eine Wiedereröffnung angekündigt, daraus geworden ist bekanntlich nichts. Jetzt steht fest: Die Officina zieht aus – und das Fidalgo zieht ein. Künftig werden hier statt Pizza und Pasta portugiesische und spanische Tapas serviert. So eine Küche gibt es in Buer bislang nicht.
Gelsenkirchener hat auch schon in Hamburg bei Tim Mälzer gearbeitet
Clive Hüsken heißt der Mann, der das möglich macht, und trotz seiner erst 29 Jahre hat der gebürtige Bueraner schon einige Erfahrungen in der Gastronomie sammeln können. Das ist auch familiär bedingt: Vater Georg Hüsken hat viele Jahre das Schlosshotel Westerholt geleitet, Clive hat dort auch gearbeitet. Mit 15 Jahren war er auf den Geschmack gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes: Nach einem Praktikum bei Sternekoch Frank Rosin stand damals für ihn fest: „Ich will Koch werden.“
Nach seiner Ausbildung („in einem gutbürgerlichen Restaurant“, beschreibt es Hüsken) zog es den Bueraner in die Ferne: Er kochte unter anderem unter dem österreichischen Zwei-Sterne-Koch Hans Neuner in Portugal, genauso wie zwei Jahre lang in der „Bullerei“ von Tim Mälzer in Hamburg. Wieder daheim absolvierte er erfolgreich die Fortbildung zum Küchenmeister – und entschied, dass die Zeit reif sei für das erste eigene Restaurant.
Portugal ist für Clive Hüsken eine zweite Heimat
„Ich habe mich in der Umgebung umgesehen“, berichtet Hüsken, „sowohl in Gelsenkirchen als auch in den Nachbarstädten, aber hier hatte ich einfach das beste Gefühl.“ Hier, das ist die Officina, denn seit einigen Monaten steht fest, dass das italienische Restaurant nicht mehr wiedereröffnen würde – ein Nachfolger wurde gesucht. Clive Hüsken überzeugte mit seinem Konzept.
„Tapas machen Spaß“, ist sich der Koch sicher. Er mag die Idee, anstatt einem Hauptgericht viele Kleinigkeiten auf den Tisch zu bringen, die man sich dann gemeinsam teilt. Und auch der portugiesische Schwerpunkt lag nahe. „Portugal ist so etwas wie eine zweite Heimat für mich“, sagt er. Viele Jahre lang habe er dort mit seinen Eltern dort Urlaub gemacht, er mag die Lebensart, und er mag die Art, wie dort gegessen wird: „Es ist eine leichte, ehrliche, leckere Küche ohne Firlefanz“, beschreibt er es.
Diese Spezialitäten werden den Gästen im Fidalgo angeboten
Genau das möchte er nach Buer bringen: Auf der Karte werden die Gäste dann die Gerichte wiederfinden, die sie aus dem Portugal- oder Spanien-Urlaub kennen: Kroketten vom Stockfisch, dem berühmten Bacalao, gegrillte Sardinen, Oktopus, Piri-Piri-Hähnchen, aber auch Süßigkeiten wie Pasteis de Nata, mit Vanillecreme gefüllte Teigtörtchen. Dazu gibt es natürlich Vinho verde, portugiesischen Weißwein, wer lieber Bier mag, bekommt Super Bock vom Fass oder Sagres aus der Flasche – beides portugiesische Bierklassiker.
Knapp zwei Monate vor der Eröffnung – im September soll es losgehen – will Hüsken noch ein wenig an der Inneneinrichtung schrauben. „Das rustikale Erscheinungsbild der Officina bleibt im Wesentlichen erhalten“, sagt der Koch, einige portugiesische Akzente will er aber setzen: So sollen etwa die typisch bunt gemusterten Fliesen auch optisch an das Land im Westen der iberischen Halbinsel erinnern.
Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung hat tatkräftig mitgeholfen
Auch der Biergarten soll wieder aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden, so dass man dort im Schatten der alten Kastanie seine Tapas genießen kann. „Ich könnte mir auch vorstellen, dort im Winter eine Glühweinhütte aufzustellen“, denkt Hüsken schon jetzt an die kühle Jahreszeit.
Tatkräftig mitgeholfen bei der Vermittlung der Immobilie hat auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen. „Ich freue mich sehr, dass die Vermittlung des neuen Betreibers an den Eigentümer der Räumlichkeiten dazu beitragen konnte, dass dieses schöne Restaurant im Herzen von Gelsenkirchen-Buer nun wiedereröffnet wird“, sagt Simon Nowack, Stadtrat und Vorstand der Wirtschaftsförderung.
Voraussichtlich im September soll das Fidalgo eröffnen, schon ab der kommenden Woche kann man sich auf einer Internetseite einen kleinen Einblick verschaffen. Die Adresse: fidalgo-tapas.de.