Gelsenkirchen. Bei der Internetoper „Die Affäre Manon” des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier (MiR) können User die Geschichte um Manon Lescaut neu gestalten. Eine Zensur findet nicht statt, weder inhaltlich, noch technisch, versprechen die Macher.

„Nicht meckern, machen”, lacht Anna Melcher, Chefdramaturgin des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen. Gemeint ist die Internetoper „Die Affäre Manon”, die Menschen jeden Alters einladen will, zu gestalten, mitzumachen. Denn das gewagte Projekt „Internetoper” ist online gegangen.

„Es ist ein Experiment”, sagt Generalintendant Michael Schulz offen, der in nur wenigen Minuten im Rahmen der konstituierenden Sitzung des „Henze-Projektes” die Idee zur Internetoper entwickelte. Das Projekt will, als Hommage an Hans Werner Henze, einen der bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart, neue Musik für eine Metropole prägen. Für Schulz gehörte dazu auch das Einbeziehen neuer Medien.

Große Herausforderungen

Sein Team stellte der Generalintendant damit vor große Herausforderungen. „Wir mussten uns zunächst die Frage beantworten, was eine Internetoper überhaupt sein kann”, erinnert sich Anna Melcher an die erste Auseinandersetzung mit der neuen Aufgabe. „Wir wollten die Möglichkeiten des Internets nutzen und dadurch Menschen unterschiedlichster Herkunft die Möglichkeit geben, ganz aktiv ihre eigene Sichtweise auf das, was Oper sein kann, zu zeigen.”

In Recklinghausen wurde „Die Affäre Manon” mit den Sängern des Musiktheaters und der Neuen Philharmonie Westfalen aufgezeichnet. Daraus wurden fünfzig Episoden geschnitten, die als Anregung für die User fungieren sollen. Die Musik kann mit Gesang oder ohne als MP3 herunter geladen werden. Wer mitmachen will, kann die Szenen nun anhand der Vorgaben filmisch nachempfinden. „Die von uns eingestellten Szenen sind als Assoziationsmöglichkeiten zu verstehen”, erklärt Anna Melcher. Ob man eine Szene bearbeitet oder mehrere und dabei chronologisch vorgeht oder nicht, das tut nicht viel zur Sache. „Hier wird im Patchwork-System nach und nach eine Oper entstehen”, prognostiziert Anna Melcher.

Erst anmelden, dann mitmachen

Wer mitmachen will, muss sich zunächst auf der Seite Internetoper.de anmelden. Über die „Toolbox” können einzelne Episoden ausgewählt werden. Hier sind die Szenen beschrieben und die Musik steht zum Download bereit. Hat ein User eine Szene filmisch verarbeitet, kann er sie über seinen Account ins Netz stellen und so am großen Experiment der Internetoper teilhaben.

Eine Zensur findet übrigens nicht statt, weder inhaltlich, noch technisch. „Wir wünschen uns sogar Beiträge unterschiedlicher Qualität, von der Profi-Kamera bis hin zur Handy-Cam”, so Michael Schulz.