Gelsenkirchen. Bei der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim sahnte die Friedhofsgärtnerei Seppelfricke gleich mehrere Preise ab. Das hatten sie gepflanzt.
Die „Große Goldmedaille“ trägt ihren Namen völlig zurecht. Denn sie hat einen solch üppigen Durchmesser, dass sie in keine herkömmliche Brieftasche hineinpasst. Thomas Seppelfricke und Claudia Zander haben diese bedeutende Auszeichnung für ihre pflanzliche Grabgestaltung auf der Bundesgartenschau (Buga) erhalten, die derzeit und noch bis zum 8. Oktober in Mannheim läuft. Fast müsste man hinzufügen: wieder einmal gewonnen! Denn die Friedhofsgärtnerei aus Schalke-Nord hat in den vergangenen 26 Jahren schon einige dieser Preise abgeräumt.
Bei der Buga 1997 in Gelsenkirchen feierte Thomas Seppelfricke seine Premiere
„Das erste Mal habe ich mich 1997 an diesem Wettbewerb beteiligt“, blickt Seppelfricke auf jenes Jahr zurück, als die Buga in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen stattfand. Zwei Jahre später in Magdeburg setzte er aus. Aber seit der Buga 2001 in Potsdam ist er ununterbrochen mit dabei. Denn der Wettbewerb „Grabgestaltung“ ist ein fester Bestandteil dieser im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Traditionsveranstaltung.
„Für uns Friedhofsgärtner ist die Buga immer auch eine Art Klassentreffen“, erklärt der 60-jährige Seppelfricke, der mit seinem Betrieb seit 1995 an der Hochkampstraße direkt an der Grenze zu Bismarck ansässig ist. Es mache stets großen Spaß, mit Kollegen aus der gesamten Republik das für die Friedhofsgärtner eingerichtete Buga-Areal zu gestalten, aber auch, sich mit ihnen in einem kreativen Wettbewerb zu messen. Diesmal beteiligten sich 41 Betriebe mit insgesamt 60 Grabstellen. „Es gibt einen festen Stamm, der immer mit dabei ist“, erklärt Seppelfricke. Es kämen aber immer auch neue, jüngere Interessenten mit dazu.
Eine Buga-Teilnahme erfordert einen großen zeitlichen Aufwand
Von den rund 15 Friedhofsgärtnereien in Gelsenkirchen sei sein Betrieb aber der einzige Teilnehmer bei der Buga in Mannheim. „Es ist halt immer mit sehr viel Aufwand verbunden“, zählt der Gärtner einen möglichen Grund für die Abstinenz der anderen auf. Zum einen müsse man im Laufe der Buga mindestens ein Dutzend Mal persönlich dorthin reisen. Denn während des Ausstellungszeitraums warten insgesamt drei Wettbewerbe auf die Friedhofsgärtner: nämlich jeweils einer im Frühjahr, Sommer und Herbst. Und jedes Mal würde für eine komplett neue Bepflanzung gesorgt. Auch zwischendrin bedürfe es regelmäßig einer persönlichen Stippvisite vor Ort.
Auch die damit verbundenen Kosten schrecken so manchen Friedhofsgärtner vor einer Wettbewerbsteilnahme ab. Und wer tagelang bei der Buga vor Ort sei und daheim nur über ein zahlenmäßig kleines Team verfüge, der sorge sich eben fix, dass „dann die Arbeit im Betrieb liegenbleibt“, so Seppelfricke. „Wir hoffen aber natürlich, dass sich künftig auch wieder mehr Kollegen aus Gelsenkirchen beteiligen“, sagen Zander und Seppelfricke unisono.
Es werden Blumen gepflanzt, die der Hitze und der Trockenheit trotzen
Claudia Zander ist Friedhofsgärtnerin und arbeitet seit 2014 in dem Familienbetrieb. Sie selbst ist auch schon ausgezeichnet worden. Diesmal agierten sie und Seppelfricke quasi Hand in Hand, weil sie sich für die Gestaltung großflächiger Grabstätten entschieden hatten. Bei der Frühjahrsbepflanzung gab es dafür einmal besagte „Große Goldmedaille“ sowie dreimal normales Gold, die zweithöchste Auszeichnung. Jetzt in der Sommer-Wertung gab es dreimal Gold und jeweils einen Ehrenpreis für Thomas Seppelfricke und seinen Neffen Florian.
Und was haben sie nun auf den Gräbern alles angepflanzt? Bei der preisgekrönten Gemeinschaftsgrabstelle (Wettbewerb: „Fließende Form“) waren es elegante Calla und verspielte Kängurupfötchen. Die fließenden Blütenteppiche bilden eine üppige Pflanzendecke, die nicht nur gut aussieht, sondern den Boden auch vor Austrocknung schützt – ein wichtiger Aspekt bei den immer heißeren Sommern in Zeiten eines voranschreitenden Klimawandels.
Ein Ehrenpreis auch für Seppelfrickes Neffen Florian
Beim Wettbewerb „Urnengrab“ setzte Florian Seppelfricke auf satte Rot-, Grün- und Gelbtöne und mischte klassische Sommerblumen wie Sanvitalia und Begonien mit besonders hitzeresistenten Pflanzen. „Euphorbien, Kalanchoe und Sukkulente sind regelrechte Hitzehelden und wachsen an kargen Standorten. Sie eignen sich besonders gut für trockene, vollsonnige und windige Grabstellen“, betont Florian Seppelfricke (27). Und das gefiel der aus sechs Friedhofsgärtnern bestehenden Fachjury so gut, dass sie ihm einen Ehrenpreis verliehen. Bleibt abzuwarten, ob er in den nächsten Jahren ähnlich viele zusammenbekommt wie sein Onkel Thomas.
Zahlen und Fakten zur Buga
Und was bedeuten ihm die Auszeichnungen? „Sie sind eine schöne Bestätigung für die geleistete Arbeit“, sagt Thomas Seppelfricke, der seit 2016 auch das Amt des Vorsitzenden im Arbeitskreis Ausstellung und Gestaltung im Bund deutscher Friedhofsgärtner ausübt. Dieser kümmert sich um die Koordination der Auftritte der Friedhofsgärtner auf den Bundesgartenschauen.
Die allerwichtigste Auszeichnung auf einer Buga ist der Staatsehrenpreis, verliehen vom Bundesministerium für Landwirtschaft. Dieser wird immer am letzten Tag der Veranstaltung verliehen. Thomas Seppelfricke konnte ihn schon dreimal gewinnen – zuletzt 2021 in Erfurt.
Die Buga 2025 sollte eigentlich in Rostock stattfinden, fällt aber aufgrund der Absage des Gastgebers nun aber wohl aus, weil so schnell keine Ersatzstadt einspringen kann. 2027 findet dann die Internationale Gartenausstellung (IGA) anstatt einer herkömmlichen Buga statt. Zu den Gastgebern zählt dann auch wieder Gelsenkirchen.