Gelsenkirchen. Die AfD ist im Höhenflug. Einer aktuellen Insa-Umfrage zufolge würde die Rechtsaußen-Partei zwei Wahlkreise in NRW gewinnen – auch Gelsenkirchen.

Gelsenkirchen gilt als AfD-Hochburg in Nordrhein-Westfalen. Stärkste Kraft wurde sie aber noch nie, auch nicht annähernd – laut einer aktuellen Analyse des Meinungsforschungsinstituts Insa könnte sich das aber ändern. Wäre heute Bundestagswahl, würde die Rechtsaußen-Partei demnach den Wahlkreis 123 (Gelsenkirchen) gewinnen.

Die sogenannte „Sonntagsfrage“ stellt Insa wöchentlich im Auftrag von „Bild“. An der Umfrage vom 10. Juli nahmen 2008 Menschen teil. Das bundesweite Ergebnis weist die AfD mit 20,5 Prozent der Erststimmen als zweitstärkste Kraft aus, hinter der CDU (26 Prozent), vor SPD (19 Prozent) und Grünen (14 Prozent).

AfD auch in Gelsenkirchen im Umfrage-Hoch? Meinungsforschungsinstitut gilt als umstritten

Anhand dieser Werte erstellt Insa – ebenfalls wöchentlich – eine Wahlkreiskarte. Diese gibt für alle Wahlkreise in Deutschland eine Prognose ab, welche Parteien diese zum Zeitpunkt der Umfrage gewinnen würden. In der dritten Woche in Folge seit dem 26. Juni kommen die Analysten zu dem Schluss: Markus Töns (SPD) würde in Gelsenkirchen sein Direktmandat an die AfD verlieren. Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 trat der hiesige Kreissprecher Jörg Schneider für die AfD an, der über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag einzog – wie auch Irene Mihalic für die Grünen und Justizminister Marco Buschmann für die FDP.

Markus Töns (SPD) ist Gelsenkirchens direkt gewählter Abgeordnete. Könnte ein AfD-Kandidat für ihn künftig gefährlich werden?
Markus Töns (SPD) ist Gelsenkirchens direkt gewählter Abgeordnete. Könnte ein AfD-Kandidat für ihn künftig gefährlich werden? © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Insa weist keine genauen Ergebnisse für die Wahlkreise aus. Erkennbar ist stattdessen, ob der jeweils stärksten Partei eines Wahlkreises ein Vorsprung von weniger oder mehr als drei Prozent zugeschrieben wird. Den Wahlkreis Gelsenkirchen würde die AfD demnach mit mehr als drei Prozent Vorsprung gewinnen, wie sonst in NRW nur noch den Wahlkreis 116 (Duisburg II).

Allzu große Schlüsse sollte man aus der Analyse zumindest im lokalen Kontext wohl nicht ziehen. Gut 2000 Teilnehmer an der Umfrage aus ganz Deutschland legen nah, das in den einzelnen Wahlkreisen kaum ausreichend Menschen befragt wurden. So wurde das deutschlandweite Ergebnis der Sonntagsfrage auf die Wahlkreise heruntergerechnet – „nach einer bewährten Modellrechnung“, schreibt Insa. Die individuelle Beliebtheit aktueller Mandatsträger beispielsweise bleibt so völlig unberücksichtigt. Dass die AfD derzeit ein bundesweites Umfragehoch verzeichnet, ist dagegen unstrittig.

AfD kam in Gelsenkirchen bei der letzten Bundestagswahl auf 12,8 Prozent

In der Vergangenheit wurden Zweifel an der Unabhängigkeit von Insa laut und dem Unternehmen Nähe zur AfD nachgesagt. Laut Medienberichten soll Gründer und Geschäftsführer Hermann Binkert der Partei in ihrer Gründungszeit Geld gespendet und eine Insa-Tochtergesellschaft diese beraten haben, auch die Thüringer Landtagsfraktion um den Rechtsextremen Björn Höcke. Insa führt zudem Umfragen vorwiegend im Auftrag konservativer Medien wie „Bild“ oder „Focus“ durch, aber auch der weiter rechts einzuordnenden Wochenzeitung „Junge Freiheit“.

Bei der Bundestagswahl 2021 kam die AfD in Gelsenkirchen auf 12,8 Prozent der Zweitstimmen und landete damit auf Platz drei, hinter der CDU (19,9 Prozent) und der SPD (37,1 Prozent). Direktkandidat Jörg Schneider erreichte 14 Prozent der Erststimmen. In der Spitze kam er in Rotthausen-Ost, Scholven und Schalke-Ost auf 16,9 Prozent, in Heßler und Erle-Süd gar auf auf 17,3 und 17,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag in Gelsenkirchen bei 66,66 Prozent.