Gelsenkirchen-Buer. Autos, Kultur, Café: Was Investor Jörg Künzel mit St. Ludgerus in Buer vorhat. Für den Herner war das Denkmal „Liebe auf den ersten Blick“.
Auf Weltreise gehen, ein Buch schreiben, sich ehrenamtlich engagieren: Den Ruhestand in Sichtweite, schmieden die meisten große Pläne. Da ist Jörg Künzel nicht anders. Doch was der Inhaber einer Herner Baumaschinen-Verleih-Firma vorhat, spielt in einer ganz anderen Liga: Er ist es, der die St.-Ludgerus-Kirche in Buer kaufen will, um dort ein Oldtimer-Museum mit Café zu eröffnen und in die Sakristei einzuziehen. Der Redaktion verriet er weitere überraschende Details.
Wenn alles glatt geht, ist Künzel ab Juli der neue Eigentümer des Gotteshauses an der Horster Straße. 1915 nach Plänen des Kölner Architekten Georg Spelling errichtet, legt sich der 59-Jährige damit eine Immobilie zu, die wegen ihres Denkmalwerts so manche potenzielle Investoren abschrecken dürfte. Künzel hingegen schwärmt beim Ortstermin von dem Gebäude, das auch privat sein neues Zuhause werden soll.
Herner Investor will in Gelsenkirchener Kirche historische Raritäten auf Rädern ausstellen
Hat er doch eine große Schwäche für alte Schätzchen: „Ich besitze 27 alte Motorräder und sieben Oldtimer-Autos, die bislang dezentral untergestellt sind. In St. Ludgerus kann ich sie endlich an einem Ort präsentieren“, berichtet er, und seine Vorfreude ist ihm deutlich anzusehen.
Schon seit vielen Jahren sammelt der gebürtige Hattinger, den es einst der Liebe wegen nach Herne verschlagen hat, historische Raritäten auf zwei oder vier Rädern – und restauriert sie auch selbst. Dazu gehören etwa ein Spezial-Löschfahrzeug mit Anhänger (Baujahr 1952), das von einer Bottroper Zeche genutzt wurde, ein Mustang von 1967 und der (einzige) Sportwagen-Prototyp eines Datsun 260Z, der vor 45 Jahren in den USA als „Porscheschreck“ konzipiert wurde, dann aber doch nicht in Serie ging.
Untere Denkmal-Behörde hat Investor das Gelsenkirchener Gotteshaus vorgeschlagen
Um diese Liebhaber-Stücke auszustellen, sei die Kirche ideal, ist er überzeugt. Für den Museums-Bereich müsse auch kaum etwas umgebaut werden, lediglich eine Wand Richtung Ludgeristraße werde für die Rampe geöffnet. „Und rechts neben dem jetzigen Haupteingang ist eine Abtrennung für ein öffentliches Café geplant“, sagt er in der Hoffnung, dass die Stadt den vor drei Wochen eingereichten Bauantrag für die Realisierung seines Herzensprojekts genehmigen wird.
Schließlich ist die untere Denkmalbehörde nicht nur seit Beginn der Verhandlungen eingebunden. Sie war es auch, die Künzel die buersche Kirche erst vorgeschlagen und ihn mit der Pfarrei St. Urbanus zusammengebracht hat. „Eigentlich hatte ich mich für ein historisches Gebäude im Stadtsüden interessiert. Weil dort die Umsetzung aber schwieriger war, habe ich mir St. Ludgerus angesehen. Und da war sofort alles klar“, erzählt er lächelnd von einer „Liebe auf den ersten Blick“.
Investor: „Gelsenkirchener Oldtimer-Museum soll kein Parkplatz werden“
Während er über den Kaufpreis nichts Konkretes verraten mag („das Gebäude kostet mehr als ein Einfamilienhaus“), erläutert er begeistert weitere Einzelheiten zu den vorgesehenen Umbau-Maßnahmen: Die Treppenstufen im Altarbereich sollen entfernt, das Boden-Niveau dort egalisiert werden. Im dahinter liegenden Chorbereich soll derweil in 2,75 Metern Höhe eine Betonplatte eingezogen werden, auch um einen Abstellraum für die Kirchenbänke zu schaffen; sind diese doch als Sitzgelegenheiten für die Veranstaltungen vorgesehen, die Künzel vorschweben.
„Das Museum soll kein Parkplatz, sondern als Veranstaltungsraum für Kultur genutzt werden, etwa für Comedy-, Kabarett-Programme, kleine Konzerte oder auch Ausstellungen“, will Künzel das Gotteshaus nicht nur für sich und sein Hobby privat nutzen, sondern für die Öffentlichkeit zugänglich halten. So kann er sich auch einen regelmäßigen Weihnachtsmarkt „in und um die Kirche“ vorstellen. Nicht zu vergessen die Autotechnik-Kurse, die er etwa jungen Führerschein-Neulingen geben möchte. „Ich komme aus einfachen Verhältnissen und habe mich hocharbeiten können. Davon will ich etwas zurück geben“, sagt er und betont: „St. Ludgerus gehört zum Stadtteil, und das soll auch so bleiben.“
Es bleibt bei der Zeitplanung: Im November findet der Abschieds-Gottesdienst statt
Die größten Baumaßnahmen sind für den Umbau des Chorbereichs und der Sakristei zu einer rund 120 Quadratmeter großen Privatwohnung geplant, in die er mit seiner Partnerin einziehen will. Davon abgetrennt wird ein Technikraum zur Überwachung des Gebäudes („von innen und außen“). Was mit der Inneneinrichtung der Sakristei geschieht, die zum allergrößten Teil noch aus den Anfängen des Gebäudes stammt, steht noch nicht ganz fest.
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Klar ist jedoch, dass es bei dem Zeitplan bis zum Abschiedsgottesdienst am 26. November bleibt. „Bis dahin kann die Pfarrei das Gotteshaus wie ursprünglich geplant für Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen nutzen.“
Sobald die Baugenehmigung vorliegt, will der Herner Architekt Dirk Lambert den Startschuss für die Baumaßnahmen geben. Dass bis dahin noch viel Arbeit auf ihn wartet, ist ihm bewusst. „Es wird sicher eine Herausforderung, so viele verschiedene Einzelinteressen unter einen Hut zu bringen. Denkmalschutz-Belange, Vorgaben des Brandschutzes und der Bauordnung müssen mit den Wünschen des Bauherrn in Einklang gebracht werden. Aber ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam Kompromisse und Lösungen finden werden.“