Gelsenkirchen. Auf dem Hinterhof an der Bochumer Straße 110 wird in ehemaligen Garagen gesägt und gebohrt. Interessierte Bürger sind eingeladen mitzumachen.

Drei ehemalige Garagen auf dem Hinterhof des denkmalgeschützten Gebäudes an der Bochumer Straße 110 sind für verschiedene Holzarbeiten eingerichtet. Gut sortiertes Werkzeug, mehrere Maschinen und Arbeitsflächen haben dort ihren Platz. Jeden Donnerstag lädt der Verein „Werk und Raum“ hier ab 18 Uhr zur offenen Gemeinschaftswerkstatt ein.

Bürger, die selbst kreativ etwas Neues schaffen oder alte Möbel aufhübschen wollen, können ungezwungen vorbeischauen. „Es bekommen auch Leute die Möglichkeit vor Ort mitzuarbeiten, die zu Hause keinen Platz zum Werkeln haben“, sagt Gründungsmitglied Jan Philip Schaaf (35). Eingeladen sind Laien gleichermaßen wie Experten. Vor Ort steht das Team von „Werk und Raum“ mit Rat und Tat beim Möbelbau und der Holzverarbeitung zur Seite. Vorab erhält jeder Teilnehmer eine Sicherheitseinweisung.

Gelsenkirchener aus der Nachbarschaft halfen bei der Sanierung

Gegründet wurde der eingetragene gemeinnützige Verein 2020. „Zu dritt wollten wir damals Sachen bauen, aber uns fehlte der Platz. Daraus entstand der Gedanke einer Gemeinschaftswerkstatt“, erklärt Mitglied Jan Dowratzek (34). Zusammen mit der Stadterneuerungsgesellschaft (SEG) setzte das achtköpfige Team die Idee in die Tat um. Die Gelsenkirchener, die größtenteils selbst in der Nachbarschaft leben, halfen bei den Sanierungsarbeiten des Hinterhofs. Als Mieter erhalten sie die Garagenräume als Nutzungsfläche. Werkzeuge und Maschinen wurden über einen Quartiersfond und Spendengelder finanziert.

Da alle Mitglieder hauptberuflich in anderen Bereichen tätig sind, ermöglichen sie das nicht-kommerzielle Angebot ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Im Fokus steht dabei auch der Austausch untereinander. „Schön ist es natürlich, wenn die Teilnehmer selbst dazulernen oder ihr Wissen weitergeben“, so Lisa Huesmann (31). Gefertigt wurden bisher unter anderem Vogelhäuser, Arbeitsplatten für die Werkstatt und ein Balanceboard. Romina Kloß (31) fertigte eine Hängebrücke für ihre Katze. Auch Upcycling ist ein Thema. So entstand beispielsweise in Teamarbeit ein Stehtisch aus einer alten Kabeltrommel.

Kostenlos können Arbeitsgeräte in Gelsenkirchen ausgeliehen werden

Wer Werkzeug für Heimarbeiten ausleihen möchte, hat auch dazu jeden Donnerstag von 18 bis 19 Uhr die Möglichkeit. Kostenlos können die Arbeitsgeräte eine Woche mit nach Hause genommen werden. Das hat auch einen nachhaltigen Effekt. Jan Philip Schaaf erklärt: „Eine Bohrmaschine wird während ihrer Lebenszeit gerade einmal durchschnittlich 13 Minuten genutzt. Warum sollte sich dann jeder Mensch eine eigene anschaffen müssen?“ Zum Sortiment gehören neben Bohrmaschinen auch verschiedene Sägen, Exzenterschleifer und Akkuschrauber. Dem Team war es bei der Anschaffung wichtig, was wirklich gebraucht und nachgefragt wird.

Der Hinterhof, der insgesamt als „Quartiersoase“ betitelt wird, ist ein Garten- und Aufenthaltsbereich für Menschen aus der Nachbarschaft. Mehrere Beete werden beispielsweise als außerschulischer Lernort von der Mobilen Kita MoKi oder dem Jugendtreff Ücky genutzt. In der Outdoorküche kann zusammen gekocht werden. Ein Seminarraum bietet Platz für verschiedenste Zusammentreffen. Geteilt wird die Adresse zudem mit dem Tierschutzverein Hürdenwellies, der kranken Wellensittichen ein Zuhause schenkt und Start-ups. Sie haben sich in das Gebäude, das im Besitz der SEG liegt, eingemietet.