Gelsenkirchen. An Gelsenkirchener Grundschulen herrscht ein großer Mangel an Lehrkräften. So viele Stellen sind in der Stadt aktuell nicht besetzt.
110 Planstellen sind derzeit an Gelsenkirchener Grundschulen offiziell nicht besetzt (Stand 20. März 2023). Nicht eingerechnet sind dabei Ausfälle von Lehrkräften, die aus gesundheitlichen Gründen etwa nicht zur Verfügung stehen. Laut Schulrat Fridtjof Unger kann dennoch die Stundentafel – also der Regelunterricht – weitestgehend eingehalten werden. Wie bereits zu Beginn des Schuljahres wird weiterhin jeweils eine Stunde je Woche gestrichen, und zwar vorwiegend aus den Bereichen Musik, Kunst oder Sport.
Bei Krankheitsausfällen kommt es auch immer mal zu Homeschooling
Laut Rückmeldungen von Elternvertretern und -vertreterinnen wird diese Stundentafel tatsächlich mit Ausnahme der einen Stunde weitestgehend eingehalten. Allerdings nur, weil die vorhandenen Lehrkräfte inklusive Schulleitungen immer über ihr eigentliches Arbeitspensum hinaus einspringen. „Die Lehrkräfte geben alles. Aber wenn es wieder eine Krankheitswelle gibt, bricht alles zusammen“, weiß Daniela Isopp von der Stadtschulpflegschaft. Dann komme es immer wieder auch zu einzelnen Tagen mit Homeschooling. Ihrer Einschätzung nach arbeiten die Lehrkräfte an Grundschulen „ständig am Limit und darüber hinaus“. Sie fürchtet, dass das auf die Dauer nicht gut gehen wird.
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Insgesamt arbeiten laut Schulaufsicht aktuell 803 Menschen an Gelsenkirchener Schulen. Zum Großteil handelt es sich dabei um Pädagoginnen und Pädagogen im Beamtenverhältnis. In der letzten Sitzung des Schulausschusses hatte die Linke-Fraktion auch nach der Zahl der Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger an Grundschulen gefragt. Deren genaue Zahl nannte Unger zwar nicht, 137 der 803 Mitarbeitenden an den 41 Grundschulen in der Stadt stünden jedoch in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis und darunter befänden sich auch die Seiteneinsteiger, so Unger.
666 von 803 Mitarbeitenden an Grundschulen sind Beamtinnen und Beamte
Grundsätzlich jedoch dürften Seiteneinsteiger nur in den Fächern Englisch, Kunst, Musik oder Sport unterrichten und das auch nur, wenn sie das jeweilige Fach studiert haben. Zudem müssen sie laut Unger eine berufsbegleitende, pädagogische Qualifizierung durchlaufen haben.
Allerdings ist aus Grundschulkreisen zu hören, dass durchaus auch Fachunterricht von angehenden Pädagogen erteilt wird, die noch keinerlei Prüfung und auch wenig pädagogische Ausbildung genossen haben. Der Pool der vorgebildeten Vertretungskräfte, die über das Landesportal „Vera“ zur Verfügung stehen sollen, sei nämlich vollständig leer gefegt. Ohne die Studierenden könne der Unterricht nicht erteilt werden.
Jede dritte Planstelle bei Sonderpädagogen und Sozialarbeitern nicht besetzt
Theoretisch gibt es in Gelsenkirchen für alle Grundschulen 78,5 Planstellen für Lehrkräfte für Sonderpädagogik und Multiprofessionelle Teams (MPT, dazu zählen u.a. Sozialarbeiter und Erzieher). Tatsächlich besetzt sind aktuell 50,75 Stellen mit Sonderpädagogen und -pädagoginnen, davon sind 16 im Bereich Multiprofessionelle Teams angesiedelt. 27,75 Stellen aus dem Bereich und damit jede dritte Planstelle sind somit nicht besetzt.
Bei den MPT zur Förderung der Integration sind alle vier (!) Stellen für die mehr als 10.000 Grundschüler in der Stadt besetzt – von denen beinahe die Hälfte einen Migrationshintergrund hat.
Hinzukommen noch die sozialpädagogischen Fachkräfte. Hier sind 63 Stellen besetzt, vier sind derzeit ausgeschrieben, also nicht besetzt.
Erst Mitte Mai können Gelsenkirchens Grundschulen auf Verstärkung durch neue Absolventen hoffen. Dann haben die Referendare am hiesigen Seminar ihre Prüfungen abgelegt.