Gelsenkirchen. An Gelsenkirchens Gymnasien bleibt mehr als jeder achte Platz frei. Gesamtschulklassen zählen 28/29 Kinder, auch mit Förderbedarf. Ein Skandal

Seit Jahren bleiben an den Gymnasien im Stadtsüden und nun auch im Norden mangels Nachfrage Plätze frei. Diesmal sind es sogar 98 von 748, mehr als jeder achte Platz. Das sind theoretisch vier ganze Klassen, die leer bleiben. Tatsächlich aber entfallen nur zwei Züge wirklich, die übrigen lassen den Gymnasien Luft für kleinere Klassen. Das ist pädagogisch fraglos sinnvoll, das Lernen funktioniert in kleineren Gruppen nachweislich deutlich besser.

Krasse Unterschiede bei den Klassengrößen

Das MPG hat der großen Nachfrage wegen 30 Kinder je Klasse aufgenommen. Doch während einzelne andere Gymnasien – ohne Schüler mit Förderbedarf – mit 24 bis 27 Schülerinnen und Schülern je Klasse arbeiten können, sind es an der Gesamtschule Erle 29, ansonsten 28 Kinder je Klasse – darunter stets zwei bis drei Schüler im Gemeinsamen Lernen (GL). Das ist ein Skandal. Zumal an Gymnasien erfahrungsgemäß nach der Erprobungsstufe die Klassen noch leerer werden, weil Kinder „die Schulform wechseln“ müssen wegen „unzureichender Leistungen“, wie es heißt.

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WAZ-Reporterin Sibylle Raudies.
WAZ-Reporterin Sibylle Raudies. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Seit 2016 wartet die Gesamtschule Erle auf Erweiterung: Ein Datum nennt die Bauverwaltung dafür bis heute nicht. Die 2017 geplante „Kulturschule“ wird bestenfalls 2025 im kleinen Oberstufengebäude den Betrieb aufnehmen können. Die Bauverwaltung muss endlich aufs Tempo drücken bei den Gesamtschulen. Die Kinder können nicht warten. Unterdessen muss nach Wegen gesucht werden, leere Klassenräume zu nutzen, sei es von den ebenfalls beengten Grund- oder den Gesamtschulen.