Gelsenkirchen. Pater Ralf arbeitet auch als Seelsorger im Ostseebad. Der soziale Einsatz der Amigonianer in Gelsenkirchen soll aber weiter verstärkt werden.

Die Amigonianer, die seit 30 Jahren in Gelsenkirchen in der Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen engagiert sind, errichten ab März ein zweites Standbein. Pater Ralf Winterberg, der vor vier Jahren auf Pater Anno in der Gelsenkirchener Kommunität folgte, kann demnächst auch Meeresluft schnuppern. Der 60-Jährige wird im Ostseebad Dahme für viele Touristen Ansprechpartner sein. In Gelsenkirchen ändert sich an dem bisherigen Projektziel nichts. Im Gegenteil: Die Bedeutung der Sozialarbeit soll noch stärker in der Öffentlichkeit herausgestellt werden. Zum ersten Mal gehören dem Vorstand der Amigonianer neben Pater Ralf auch drei Laien aus dem gesellschaftlichen Lager an.

Hilfe von Sponsoren ist sehr wichtig

„Nur mit Hilfe von Sponsoren kann die Betreuung in der Intensität fortgesetzt werden“, glaubt Pater Ralf Winterberg. So fließen zwar Landesmittel in die Sozialarbeit, doch kommunale Gelder wurden bisher nur für den Jugendtreff an der Aldenhofstraße bewilligt. Für den pädagogischen Einsatz im Jugendhaus Eintracht, in dem die Amigonianer vor allem mit benachteiligten Jugendlichen aus dem Wohnbereich im Quartier arbeiten, hat die Stadt noch keine Mittel zur Verfügung gestellt.

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Amigonianer, sagt Pater Ralf, sähen ihre Aufgabe darin, das Leben mit den Menschen zu teilen für ein neues Kapitel im Leben der Jugendlichen zu sorgen, bei ihnen Feuer für Gemeinsinn zu entfachen. Die betreuten jungen Leute sind zwischen sechs und 18 Jahre alt, kommen häufig aus schwierigen familiären Verhältnissen.

Hausaufgabenhilfe und Tipps für die Freizeitgestaltung

Bei der Bildungsförderung helfen 15 festangestellte Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und Erzieher neben zehn Ehrenamtlichen, Defizite bei den Schülerinnen und Schülern zu beseitigen und die soziale Gemeinschaft zu fördern. Hilfen beim Schreiben und Rechnen, bei den Hausaufgaben, der sozialen Betreuung, der Freizeitgestaltung gehören zum Spektrum des sozialpädagogischen Einsatzes. Der täglich geregelte Ablauf ist für die jungen Menschen besonders wichtig. In der eigenen Familie fehlt oft eine Struktur, auf die Kinder bauen könnten.

Der Tagesablauf in der Betreuung ist immer gleich. Nach dem gemeinsamen Mittagessen um 13 Uhr geht’s an die Hausaufgaben, ehe die Leistung in gezielter Nachhilfe verbessert wird. In pädagogisch betreuten Gruppen soll sich in der Freizeit das Gemeinschaftsgefühl festigen, die Bereitschaft zunehmen, sich in einer sozialen Gruppe anzupassen. Um 19 Uhr gehen die Kinder und Jugendlichen wieder in ihre Familien zurück. Die Betreuer sind gleichzeitig Ansprechpartner für Kinder und Eltern.

Verein ist Arbeitgeber für 15 Mitarbeitende

Die Arbeit scheint gefruchtet zu haben. Vorstandsmitglied Uwe Beyer ist stolz auf das Ergebnis: „Keines unserer Kinder ist sitzengeblieben.“ Gemeinsam will der Vorstand nun versuchen, weitere Sponsoren zu gewinnen. Die Quartiersarbeit im Stadtteil dürfe nicht ins Stocken geraten. Die vier Mitglieder wollen mitbestimmen und mitgestalten und mehr Gehör in der Öffentlichkeit finden.

Claudia Himmelsbach: „Wir wollen Partnerschaften pflegen, Vertreter aus der Wirtschaft ansprechen.“ Schließlich sei der Verein als Arbeitgeber für 15 Mitarbeitende in der Pflicht, auch weiterhin Fachkräfte beispielsweise zu Lerntrainern und Erziehern auszubilden.

Pater ist seelsorgerisch auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs

Pater Ralf freut sich, dass er sein Hobby nun zum Beruf machen kann. Der 60-Jährige, der in der Vergangenheit schon häufiger auf Kreuzfahrtschiffen seelsorgerisch unterwegs war, wird seine Schäfchen jetzt am Ostseestrand suchen müssen. Er hat seine Aufgaben schon skizziert: „Ich werde für die Menschen da sein, die die Küste erkunden, Campingplätze besuchen, in Kurkliniken, am Strand und im Hafen auftauchen.“

Auch von den Urlaubern erwartet er Ideen, wie man sich näherkommen, Feste gestalten, auf Jubiläen oder bei Hochzeiten präsent sein kann. Pastoraler Spaß, meint Pater Ralf, gehöre schließlich dazu. Auch wenn die Dauer seines Einsatzes ungewiss ist, weiß er, wo er hingehört: „Mein Heimathafen“, versichert der Priester, „bleibt Gelsenkirchen“. Genügend zu tun gebe es ohnehin noch: „Ich werde solange arbeiten, so weit die Sandalen tragen.“

Daten und Fakten

Pater Ralf Winterberg ist gebürtiger Kölner. Sein erster Beruf, sagt er, sei Erzieher, erst danach sei er Priester. Alles, was Amigonianer könnten, gäben sie auch weiter. Der 60-Jährige ist 2019 für Pater Anno nach Gelsenkirchen gekommen. Sein Vorgänger war zwei Jahre lang Novizenmeister in Spanien. Heute ist er für den Orden in Rom tätig.

Dem Vorstand der „Amigonianer soziale Werke eV“ gehören neben Pater Ralf Winterberg mit Uwe Beyer, Claudia Himmelsbach und Methe Weber-Bonsiepen auch drei weltliche Vertreter an. Infos per E-Mail.: .