Gelsenkirchen. Die Stadt treibt den Kita-Ausbau weiter voran. Was dieses Jahr geplant ist – und welches neue Angebot zum Sommer in Gelsenkirchen entstehen soll.

„Baby-Boom“ in Gelsenkirchen: In den vergangenen Jahren kamen in der Emscher-Stadt immer mehr Kinder zur Welt. Nicht alle, aber ein großer Teil von ihnen braucht perspektivisch einen Betreuungsplatz in einer der hiesigen Kindertageseinrichtungen – doch seit einiger Zeit schon blickt man den Bedarfen entspannter entgegen, es wird nicht mehr von „enormen Herausforderungen“ gesprochen. Mit Hochdruck hat die Stadt den Kita-Ausbau vorangetrieben. Und dieser Ausbau, er schreitet auch 2023 weiter voran.

Gelsenkirchen: So steht es um den Kita-Ausbau in der Stadt

Für das kommende Kita-Jahr 2023/2024 geht mit Stepke, der Step Kids Kitas GmbH ein neues Angebot in Gelsenkirchen an den Start. Der anerkannte Träger der freien Jugendhilfe mit Hauptsitz in Berlin hat etliche Einrichtungen im Osten der Republik und wächst nun auch in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. In Duisburg hat Stepke zuletzt mit der Kita Am Rheinpark in Hochfeld die größte Kinderbetreuung der Stadt eröffnet. Insgesamt werden dort 155 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren in neun Gruppen betreut.

Ganz so groß soll die Einrichtung an der Königsberger Straße 100-102 in Schalke nicht werden. Die Einrichtung soll, so der Plan, über 70 Betreuungsplätze für Kinder ab dem vierten Lebensmonat bieten und voraussichtlich zum 1. August 2023 ihren Betrieb aufnehmen. Gekita will zum Kita-Jahr 2023/2024 die aktuell aus vier Gruppen bestehende Tageseinrichtung Johannes-Rau-Allee 60 in Bismarck um drei weitere Gruppen erweitern. Durch die Erweiterung können so 50 zusätzliche Plätze für Kinder ab vier Monaten angeboten werden.

Und dennoch: „In Gelsenkirchen sind nicht genügend Betreuungsplätze vorhanden, um jedem Kind ein entsprechendes Angebot zu machen“, erklärt Bildungsdezernentin Anne Heselhaus auf Nachfrage der Redaktion. Allerdings müsse dabei auch berücksichtigt werden, dass nicht alle Eltern für ihre Kinder einen entsprechenden Platz suchen würden. „Die Stadt Gelsenkirchen versucht für alle Kinder, die im Kitaportal als platzsuchend registriert sind, ein geeignetes Betreuungsangebot zu finden“, so Anne Heselhaus weiter. Soweit dies in Kindertageseinrichtungen nicht möglich sei, würden ersatzweise auch niederschwellige Angebote unterbreitet. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit für unter dreijährige (U-3) Kinder, einen Betreuungsplatz in der Kindertagespflege zu bekommen.

Ein Blick in die Zahlen macht klar, dass im Laufe der letzten fünf Jahre in Sachen Kita-Ausbau einiges passiert ist. 2022 standen insgesamt 9376 Betreuungsplätze zur Verfügung, zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 9196 Plätze, im Jahr 2017 waren es beispielsweise 8707 Plätze. Für das kommende Kindergartenjahr ist die Zahl der Plätze laut offiziellen Zahlen aus der Verwaltung noch weiter gestiegen.

Verwaltung: In Gelsenkirchen gibt es nicht genügend Betreuungsplätze für alle Kinder

Insgesamt soll es über alle Träger verteilt 9669 Betreuungsplätze geben, davon 7663 für alle Kinder über drei Jahre und 2006 unter drei Jahre. Den größten Anteil schultert der städtische Träger Gekita mit insgesamt 6649 Plätzen (Ü3: 5224; U-3: 1425), gefolgt vom Kita-Zweckverband im Bistum Essen mit insgesamt 1410 Plätzen und der Evangelischen Kindergartengemeinschaft mit insgesamt 738 Kita-Plätzen.

Wie schon in den vergangenen Jahren bereitet sich die Stadt Gelsenkirchen vor, um auch im kommenden Kita-Jahr auf „mögliche Bedarfsspitzen reagieren zu können“, wie es in einer Vorlage der Verwaltung heißt. In 13 städtischen Tageseinrichtungen soll die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder im Alter von unter drei Jahren vorübergehend erhöht werden – in Zahlen bedeutet das: 65 zusätzliche U 3-Plätze im Angebot. Des Weiteren sollen in zehn Gekita-Einrichtungen so genannte „provisorische Gruppenbereiche“, wie die Verwaltung es nennt, zur Betreuung für Kinder im Kindergartenalter bereitgehalten werden. Der Effekt: Im Kindergartenjahr 23/24 sollen somit insgesamt 190 zusätzliche Ü3-Plätze zur Verfügung stehen.

Gelsenkirchener Kitas und Fachkräftemangel: Personalzahlen konnten seit 2018 gesteigert werden

Allerdings: Diese Maßnahmen seien keine „dauerhafte Regelungen, die zu einem Abbau der Qualitätsstandards führen, sondern ein geeignetes Mittel, um kurzfristig auf unmittelbar bestehende Bedarfe zu reagieren“, so die Vorlage. Bei Gekita werde dieses Instrument seit Jahren genutzt, wie Stadträtin Heselhaus erläutert: „Sobald sich die Bedarfe rückläufig entwickeln (zum Beispiel durch Kita-Neubauten oder Erweiterungen im Einzugsgebiet) erfolgt ein sukzessiver Rückbau. Dies ist an einigen Standorten bereits erfolgt.“

Weitere Zahlen kommen auch vom Statistischen Landesamt. Denn der Ausbau der Kitas in der Stadt ist das eine, der Personalbedarf das andere. Und auch in diesem Bereich gilt: Es herrscht Fachkräftemangel. Und doch: Die Zahl der Kita-Beschäftigten in NRW ist von 2018 bis 2022 um 18,3 Prozent gestiegen.

Zum Stichtag 1. März 2018, so IT NRW, waren insgesamt 1560 Personen in den Gelsenkirchener Tageseinrichtungen tätig. Davon gehörten 1361 zum pädagogischen und Verwaltungspersonal, 199 zum hauswirtschaftlichen und technischen Personal. Vier Jahre später, zum 1. März 2022, waren es insgesamt 1789 Personen (davon zählten 1538 zum pädagogischen und Verwaltungspersonal, 251 zum hauswirtschaftlichen und technischen Personal). Das bedeutet eine Zunahme von 14,7 Prozent.