Gelsenkirchen. In der braunen Tonne können Menschen in Gelsenkirchen ihren Biomüll sammeln. Der ist eine wertvolle Ressource, wird zu einem Teil zu Biogas und zum anderen zu Kompost

Alle zwei Wochen ist es so weit: Dann kommt der Müllwagen und leert die braune Tonne. Im besten Fall ist sie dann randvoll – mit Wertstoffen. Denn diese Bioabfälle können eine echte Ressource sein. Nicht erst seit der Energiekrise aber spätestens seither stellt sich die Frage, was passiert mit dem Gelsenkirchener Biomüll? Wird er zu Biogas und als solches ein Teil der Lösung aktueller Energieprobleme? Und wie genau sieht seine Reise aus ab der heimischen Bordsteinkante?

Mit all dem anderen Biomüll wir er im Wagen abtransportiert und zu einer Sammelstelle gebracht in Schalke. Dort übergibt Gelsendienste die Biomasse an die Firma „Reterra“. Die ist ein Tochterunternehmen des Recycling-Experten „Remondis“. „Reterra“ ist deutschlandweit aktiv. Der Biomüll aus Gelsenkirchen geht zum Unternehmensstandort nach Lünen.

Gelsenkirchener Müll: Steckt viel Energie drin, kommt viel Energie raus

Daniel Pieper entsorgt auf dem Gelsenkirchener Wertstoffhof Biomüll – in diesem Fall welkes Laub.
Daniel Pieper entsorgt auf dem Gelsenkirchener Wertstoffhof Biomüll – in diesem Fall welkes Laub. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Hier gibt es zwei Wege der Verwertung: Was in der braunen Tonne gesammelt worden ist, geht zunächst in die Vergärung. Dabei entsteht Biogas. „Deswegen dürfen sie auch fetthaltige Speisereste wie Käse, Wurst und Schinken über die braune Tonne entsorgen“, erklärt Daniel Pieper, Abfallberater der Gelsendienste. Solche Lebensmittel seien an dieser Stelle sogar gut. „Da muss was Hochkalorisches rein.“ Ist viel Energie drin, kommt viel Energie raus, könnte man sagen.

Die Reste dieser Vergärung werden dann kompostiert. Jene Anlage ist der zweite Weg der Verwertung. Auf diese Weise werden gesammelter Grünschnitt oder auch durch die Stadt gesammeltes Herbstlaub in den Kreislauf zurückgeführt. Heraus kommt wertvoller Humus mit vielen natürlichen Nährstoffen für neues Grün. Das spricht für sich, finden die Gelsendienste und werben damit für die fachgerechte Entsorgung von Biomüll.

„Wir haben im vergangenen Jahr eine Kompost-Aktion ins Leben gerufen: Zweimal im Jahr geben wir diesen auf unserem Wertstoffhof kostenlos an die Bürger aus“, erklärt Tobias Heyne, Pressesprecher der Gelsendienste. „Auf diese Weise kann man schön zeigen, wie lohnenswert es ist, Abfälle zu trennen, und wie wichtig die Kreislaufwirtschaft ist.“

Zu viele Bioabfälle landen in Gelsenkirchen in der grauen Tonne

Oder besser: Wie schön es sein könnte, würde sich jeder beteiligen. Immer noch landen viel zu viele Bioabfälle in der grauen Tonne. Dabei ist das eigentlich gar nicht erlaubt. Zwar ist die braune Tonne keine Pflichttonne. Die biologisch abbaubaren Abfälle in die Wertstoffkette zurückzuführen, das ist aber schon vorgeschrieben. Bundesweit.

In Gelsenkirchen darf man seinen Biomüll über die braune Tonne entsorgen, ihn im eigenen Garten selbst kompostieren oder eigenständig zum Wertstoffhof bringen. Da ist der Weg, ihn einfach in die braune Tonne zu werfen, der einfachste. Und er spare sogar Geld, meint Tobias Heyne: „Das ist eine günstige Art der Abfallbeseitigung, denn die graue Tonne kann dadurch vielleicht kleiner ausfallen.“

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Viele Menschen haben dennoch Vorbehalte gegen das gute Stück. „Sie sorgen sich, dass es im Sommer stinkt“, erklärt Daniel Pieper. Manch einer habe sogar Angst vor unerwünschten Untermietern. „Es besteht die Sorge, dass man auch Probleme bekommt mit Maden.“ Das sei jedoch in aller Regel nicht so. Besonders, wenn man darauf achte, dass sich in der Tonne keine größeren Mengen an Feuchtigkeit bilden.

Kompostierbare Plastiktüten dürfen nicht in die braune Tonne

Grünschnitt wird gesammelt und wiederverwertet: Heraus kommt wertvoller Humus mit vielen natürlichen Nährstoffen für neues Grün.
Grünschnitt wird gesammelt und wiederverwertet: Heraus kommt wertvoller Humus mit vielen natürlichen Nährstoffen für neues Grün. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Dabei kann auch ein Tipp der Experten helfen, den es ab sofort zu beachten gilt: Weil nämlich „Reterra“ nicht unterscheiden kann, welche dünnen Plastiktüten kompostierbar sind und welche nicht, müssen alle vor der Weiterverarbeitung heraus gesammelt werden. Das ist zu aufwendig. „Deswegen gibt es eine Änderung der Satzung. Nun ist es verboten, die dünnen kompostierbaren Tüten in die braune Tonne zu werfen.“

Wie also kann man Küchenabfälle dann verpacken, so dass sie gut zu transportieren und in der Tonne gut aufgehoben sind? Hier greift der Experten-Tipp: „Man kann auch einfach eine Seite der Tageszeitung benutzen.“ Und die hat manch einer, der diesen Text gerade liest, ja ohnehin in der Hand.

Die nächste Ausgabe von Komposterde findet am Samstag, 18. März, auf dem Wertstoffhof an der Wickingstraße 25a statt.