Gelsenkirchen-Buer. Fotografin Anne Breilmann aus Gelsenkirchen hatte schon ganz viele Promis vor der Kamera. An diese Begegnungen erinnert sie sich besonders gern.

Anne Breilmann hat ein Auge für den richtigen Moment, den es festzuhalten gilt. Sie erkennt, was Menschen ausmacht. Und sie ist integer. Das ist vielleicht die wichtigste Eigenschaft, die ihr einst eine erfolgreiche Laufbahn als „Promi-Fotografin“ ermöglicht. Schier unendlich ist die Liste klangvoller Namen, die die Bueranerin in rund drei Jahrzehnten porträtiert. Dabei ist die Fotografie zwar ihr großer Traum, der Weg dahin ist aber steinig.

„Mein Vater war Schneider. Ich habe auch eine Schneiderlehre machen müssen.“ Das prägt ihren Lebensweg. Denn bald eröffnet sie einen Second-Hand-Laden – zunächst im Gelsenkirchener Süden, dann auch in Buer. Ihre große Sehnsucht aber bleibt die Fotografie. In ihren Dreißigern ist ihr das Glück hold. 1984 bittet sie ein Bekannter, ein Fotograf, um Hilfe bei einer großen Veranstaltung, lässt sie mit seiner Kamera fotografieren. „Eine eigene hatte ich damals noch gar nicht.“

Von Gelsenkirchen nach New York

Mit ihrem Blick für Situationen und Menschen kann Anne Breilmann überzeugen. Immer wieder hilft sie aus. „Bei der Verleihung des Goldenen Löwen sprach mich ein Kollege an, der wollte mich mitnehmen auf eine Arbeitsreise nach New York.“ Eine Chance, die sie sich weder entgehen lassen kann noch will. Nur: Eine eigene Kamera hat sie noch immer nicht. „Ich bin dann in ein buersches Fotogeschäft gegangen. Der Inhaber hat mir eine Kamera geliehen und mich etwas eingearbeitet.“

Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt und auf TikTok. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Nur Tage später sitzt die junge Frau im Flieger. „Der erste Fototermin war mit Anthony Quinn.“ Was für ein Auftakt! Es folgen weitere Promis. „Das war meine Eintrittskarte.“ Dass sie gute Bilder machen kann, hat sie nun gezeigt. Nun muss sie auch ihren Respekt beweisen für ihr Gegenüber. Das tut sie. Denn sie verkauft nicht jeden Schnappschuss, der prominente Menschen in Situationen zeigt, in denen sie sich lieber nicht öffentlich zeigen. Auch das spricht sich herum. Ein Türöffner – im wahrsten Sinne des Wortes. Bald nämlich macht Anne Breilmann Homestorys, besucht Prominente in deren Zuhause, in deren Refugium, das nur wenige zu sehen bekommen.

Peter Ustinov musste den Oscar aus dem Badezimmer holen

„Wer mich sehr beeindruckt hat, war Peter Ustinov. Den habe ich in der Schweiz besucht.“ Eine ganz besondere Erinnerung: „Ich habe ihn sehr verehrt. Normalerweise fragt man ja nicht nach einem Autogramm. Aber bei ihm habe ich es getan. Da hat er gesagt, er hat gar keine Autogrammkarten. Aber für mich würde er eine malen.“ Sie ist Anne Breilmann bis heute eine der teuersten Erinnerungen an dieses Treffen. Die anderen hat sie im Kopf: „Er hat dann für mich den Karneval der Tiere aufgeführt – mit Strohhut und Koffer.“

Der Anlass für diesen Hausbesuch ist damals die Verleihung des Oscars an die Schauspiel-Legende. „Die Redaktion wollte natürlich ein Foto von dem Preis. Da sagte Peter Ustinov, der Oscar steht oben, auf der Toilette.“ Tatsächlich. Für das Shooting aber holt ihn Ustinov in sein Büro, posiert ausgelassen mit dem guten Stück. „Das war für mich einer der schönsten Termine.“

Ein Kinderbuch als Erinnerung an die Königin

Unvergesslich ist für Anne Breilmann auch der Fototermin mit Königin Rania von Jordanien in ihrem Palast. „Da mussten wir im Hotel, dem teuersten am Ort, drei lange Tage warten, bis wir vorgelassen wurden. Dann wurden wir von einem Fahrer des Palastes abgeholt. Vor Ort hatte ich alles aufgebaut, da kommt die Pressesprecherin und sagt, es sind keine Fotografen erlaubt. Bilder gibt es nur vom Hof-Fotografen.“ Bei der jungen Foto-Journalistin liegen die Nerven ohnehin blank. Nach diesem Aufwand, der Anspannung, dem langen Warten soll sie kein Bild machen dürfen? Es treibt ihr die Tränen in die Augen.

„Da kommt Königin Rania um die Ecke.“ Sie lässt sich schildern, was geschehen ist – und gestattet das Unglaubliche: „Als einzige externe Fotografin durfte ich Fotos von ihr machen.“ Die Frauen kommen gut miteinander aus. „Zum Abschied hat sie mir eine kunstvoll gearbeitete Tischdecke geschenkt und eines ihrer selbst geschriebenen Kinderbücher.“ Beides hütet Anne Breilmann bis heute.

Bud Spencer war ein „Mann mit Herz“

Auch ihn hatte Anne Breilmann vor der Kamera: Bud Spender (links, hier mit seinem Partner Terence Hill).
Auch ihn hatte Anne Breilmann vor der Kamera: Bud Spender (links, hier mit seinem Partner Terence Hill). © Kabel1

Einen guten Draht hat Anne Breilmann auch zu König Konstantin von Griechenland. Grundlage dafür ist die Technik: „Ich war eine der ersten, die eine Digitalkamera hatte. Das hat ihn so begeistert! Immer wieder sollte ich ihn fotografieren und ihm dann sofort das Ergebnis zeigen. Er fand das genial.“

Wenn die Bueranerin erzählt, fallen unzählige Namen, die wohl jeder kennt. Mal schildert sie die drei Begegnungen mit Bud Spencer. Der sei „ein Mann mit Herz“. Dann erzählt sie von einem Treffen mit Modedesignerin Vivienne Westwood. „Die hatte ihr Atelier in einem Hinterhof. Alles war ganz einfach. Und sie drehte immer ihre Zigaretten selbst – mit Fingern, die vom Nikotin ganz verfärbt waren.“ Oder die Foto-Journalistin berichtet von der Hochzeit von Olaf Henning und Andrea Berg, die sie exklusiv fotografieren darf. „Für die Region war das schon etwas Wichtiges.“

Regelmäßige Weihnachtsgrüße vom Karat-Sänger

An eine besonders charmante Geschichte erinnert sich Anne Breilmann zum Ende des Gespräches. Es sei kurz nach der Wende gewesen, da habe sie die neuen Bundesländer bereist. Sie trifft die DDR-Kultband „Karat“. Ein Treffen, das nachwirkt. „Seit dieser Begegnung rief mich der Sänger, Herbert Dreilich, immer am Heiligen Abend um 19 Uhr an und wünschte mir frohe Weihnachten.“ Bei der Erinnerung lacht sie herzlich. „Die ganze Familie saß am Tisch mit dem Gänsebraten und da klingelt das Telefon.“ Eine alljährliche Tradition bis zum Tode des Sängers, die bei ihrem Mann nicht immer auf Verständnis getroffen sei.

Die Zeit der professionellen Promi-Fotografie ist für Anne Breilmann heute vorüber. Die Bueranerin jagt nicht mehr von Termin zu Termin. Ihre Kamera aber, die hat sie immer dabei. Es passiere so oft, erzählt sie, dass sie etwas sehe, was sie unbedingt fotografieren wolle. Und so setzt sie in ihren aktuellen Bildern oftmals ganz einfache Menschen in Szene, oder Wildtiere und manchmal auch nur die Schönheit der Natur.