Gelsenkirchen. Die Agentur für Arbeit Gelsenkirchen zieht Bilanz für 2022: Weniger Arbeitslose, weniger Kurzarbeit, aber dafür weiter ein Qualifikationsproblem.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Menschen ohne Arbeit um 4,7 Prozent im Jahresdurchschnitt zurückgegangen – das meldet die Gelsenkirchener Agentur für Arbeit in ihrer aktuellen Jahresbilanz für 2022. Demnach sank ihre Zahl von 19.452 im Jahr 2021 auf 18.528 Menschen in 2022. damit verringerte sich die Arbeitslosenquote von vormals 14,8 Prozent auf 14,1 Prozent im Jahresschnitt.

Zudem ist laut Agentur die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ebenso rückläufig. Sie lag 2022 um 5,9 Prozent unter dem Wert des Jahres 2021. Im Jahresdurchschnitt waren demnach 8.745 Menschen länger als ein Jahr arbeitslos.

Als nach wie vor besorgniserregend stuft die Behörde die hohe Zahl der Menschen ohne Qualifikation ein. „Die Unternehmen in Gelsenkirchen suchen Fachkräfte, jedoch haben 73 Prozent der arbeitslosen Menschen in unserer Stadt keine abgeschlossene Berufsausbildung“, stellt Annette Höltermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, mit Blick auf die Statistik fest.

Weniger Kurzarbeit in 2022: Rückgang von 334 auf 8 Betriebe im Juli 2022

Die Zahl der Betriebe in Gelsenkirchen, die zur Absicherung ihrer Beschäftigten Kurzarbeit in Anspruch genommen haben, sank im Jahr 2022 deutlich. Befanden sich im Juli 2021 noch 334 Betriebe mit insgesamt 1.939 Beschäftigten in Kurzarbeit, so waren es im Juli 2022 noch acht Betriebe mit 47 Beschäftigten.

Unternehmen suchen Fachkräfte – Großteil Arbeitsuchender aber auf Helferniveau

Annette Höltermann, Chefin der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen.
Annette Höltermann, Chefin der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Nachfrage nach Arbeitskräften zeigte sich laut Statistik im Jahresverlauf rückläufig. Im Jahr 2022 sind der Agentur insgesamt 4.310 Stellen zur Besetzung gemeldet worden, das entspricht einem Rückgang von 3,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Dennoch stieg der Bestand freier Stellen im Jahresdurchschnitt von 1.577 im Jahr 2021 auf 1.760 im Jahr 2022, das entspricht einer Zunahme von 11,6 Prozent.

Das große Problem dabei: Die Betriebe suchen zu rund 80 Prozent Fachkräfte oder noch höher qualifizierte Mitarbeitende. Dem gegenüber stehen jedoch über 65 Prozent der arbeitslosen Menschen in Gelsenkirchen, die lediglich auf Helferniveau einen Job suchen.

84.014 Menschen in Gelsenkirchen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt

Zum Stichtag Ende Juni 2022 waren in Gelsenkirchen insgesamt 84.014 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 1,2 Prozent mehr als im Jahr davor. 60,8 Prozent dieser Beschäftigten sind Fachkräfte, doch 15,9 Prozent haben keinen beruflichen Abschluss.

Für die Chefin der Arbeitsagentur Gelsenkirchen bleibt daher das „Missverhältnis zwischen dem Bedarf an Fachkräften der Unternehmen und den vorhandenen Qualifizierungen der Kundinnen und Kunden die größte Herausforderung am Arbeitsmarkt“. Berufsorientierung und Investition in Weiterbildung stellten daher in Zusammenarbeit mit dem Integrationscenter für Arbeit (Jobcenter) die Schwerpunkte für das Jahr 2023 dar, so Annette Höltermann abschließend.