Gelsenkirchen. Das wurde der Polizei doch zu riskant: Ein Sonntagnacht in der Zelle randalierender, betrunkener Mann, der auch Selbstmordabsichten äußerte, wurde im Präsidium ins Krankenhaus gebracht. Denn kurz vor Weihnachten war ein Inhaftierter über Nacht in seiner Zelle gestorben.

Gegen Mitternacht hatte eine Polizeistreife zwei Männer, 23 und 33 Jahre alt, an der Kreuzung Ewaldstraße / Middelicher Straße in Resse gestellt. Beide waren offensichtlich betrunken. Der jüngere hatte mehrfach gegen Ampelmasten getreten und gegen Schaufensterscheiben geschlagen. Den 33-Jährigen entließen die Polizisten vor Ort. Doch der 23-Jährige verhielt sich während der Kontrolle äußerst aggressiv und verweigerte die Feststellung seiner Personalien, so dass die Beamten ihn mit zur Wache nahmen. Auf der Fahrt zum Polizeigewahrsam bedrohte und beleidigte er die Polizisten mit äußerst üblen sexistischen Sprüchen, so Polizeisprecher Konrad Kordts. Einen Alkoholtest habe er abgelehnt.

Arzt verabreichte Beruhigungsmittel

Im Gewahrsam versuchte der an den Händen gefesselte Mann einen Polizisten gegen die Beine zu treten. Dieser stoppte die Attacken durch einen sogenannten „Blendschlag” mit der flachen Hand gegen seinen Kopf. „In der Zelle wechselte sein Zustand zwischen sehr ruhigen, kooperativen und aggressiven Phasen”, so Kordts weiter. Wegen seiner Stimmungsschwankungen sei er dann im Gewahrsam permanent beobachtet worden. So hätten die Beamten auch gesehen, wie der Inhaftierte seinen Pullover auszog, sich diesen um den Hals legte und zuzog. Als die Beamten daraufhin den Pullover entfernt hatten, habe er immer wieder geschrieen, dass er sich umbringen werde, so der Polizeisprecher weiter.

Der herbeigerufene Polizeivertragsarzt versuchte den 23-Jährigen zu beruhigen. Als er sich schließlich regungslos zu Boden fallen ließ, verständigten die Beamten den Notarzt. Als dieser eintraf, sei der Mann plötzlich wieder aufgeregt und aggressiv in seiner Zelle umher gelaufen. Nach der Verabreichung eines Beruhigungsmittels durch die Notärztin beruhigte er sich. Der Vertragsarzt konnte ihm nun zwei Blutproben für einen Alkohol- und Drogentest Anschließend wurde der 23-Jährige in ein Krankenhaus gebracht.

Todesursache ungeklärt

Weitgehend geklärt ist unterdessen die Todesursache des 36-Jährigen, der kurz vor Weihnachten in seiner Zelle im buerschen Polizeipräsidium verstorben war. Der Mann war festgenommen worden, nachdem er abends bei einem Ladendiebstahl erwischt und handgreiflich geworden war. Am nächsten Morgen hatten Beamte den Mann tot in seiner Zelle aufgefunden.

Erste Obduktionergebnisse hatten Gewaltanwendungen und Fremdeinwirkungen ausgeschlossen. Laut Essener Staatsanwaltschaft sei der Mann an einer Alkoholvergiftung gestorben. Wie Staatsanwalt Marcus Schütz betont, habe – wie in solchen Fällen vorgeschrieben – ein Arzt zuvor die Haftfähigkeit des Mannes bescheinigt. Im Laufe der Woche sollen Schütz weitere Untersuchungsergebnisse vorliegen, die auch klären helfen, wie der 36-Jährige bei Haftfähigkeitsbeurteilung an Alkoholvergiftung sterben konnte.