Gelsenkirchen. Die Demokratische Initiative Gelsenkirchen feierte ihr 30-jähriges Bestehen mit einer Feierstunde. Wichtiges Zeichen gegen Rassismus und Gewalt.
30 Jahre ist es nun her, dass Deutschland der Weltöffentlichkeit seine rassistische, ausländerfeindliche Fratze zeigte. Knapp 2000 Gewalttaten mit einem rechtsextremen Hintergrund verzeichneten die Ordnungshüter allein im Jahr 1992. Die Anschläge von Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen oder Mölln mit insgesamt 13 Todesopfern haben sich bis heute ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Doch weite Teile der Gesellschaft wollten dieser Schande etwas entgegensetzen – so auch in Gelsenkirchen, wo Anfang Dezember 1992 die „Demokratische Initiative“ (DI) gegründet wurde.
Vertreter aus 29 Gruppen gehören heute zur Demokratischen Initiative Gelsenkirchen
Die Gründungsmitglieder wollten damals als Zusammenschluss der demokratischen Kräfte in Gelsenkirchen ein deutlich sichtbares Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt setzen. Initiatoren waren der damalige OB Kurt Bartlewski sowie Oberstadtdirektor Dr. Klaus Bussfeld. Gleich beim ersten Treffen wurde entschieden, an jedem 9. November der Novemberpogrome von 1938 zu gedenken – verbunden mit einem Appell an die Bürgerschaft, sich mit einzureihen. Ein Vorhaben, das seitdem konsequent umgesetzt wird.
Vertreter aus insgesamt 29 Verbänden, Initiativen, Vereinen, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Einrichtungen bilden heute den Kreis der DI. Tendenz: weiter wachsend. Die Mitglieder organisieren seit 2020 auch die „Internationalen Wochen gegen Rassismus, die immer im März stattfinden.
Auch der FC Schalke 04 ist Mitglied der Demokratischen Initiative Gelsenkirchen
Mit dabei in der DI ist seit 2020 auch der FC Schalke 04. „Das jüngste Mitglied ist aber der Verein Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“, weiß Dr. Daniel Schmidt. Der Leiter des Instituts für Stadtgeschichte gehört zur Geschäftsführung der DI. „Wir versammeln ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren aus dieser Stadt. Hinter der DI stehen viele tausend Menschen mit gemeinsamen Werten und demokratischen Überzeugungen“, so Schmidt. Die Ziele, die sich die DI vor 30 Jahren gesetzt hätte, würden noch heute gelten.
Zu den größten DI-Aktionen in den vergangenen drei Dekaden zählt die Gegendemo zu einem NPD-Aufmarsch, die am 10. Juni 2006 vor dem Musiktheater stattfand. Doch auch nach den Attentaten von Paris im Jahr 2015 oder bei diversen Pegida-Aktionen zeigte die DI sichtbar Flagge. Auf all diese Aktionen wurde kürzlich auch bei einer Feierstunde zum 30-jährigen Bestehen im Filmpalast „Schauburg“ zurückgeblickt. Dabei wurde auch an Michael Hannrath-Hanasek gedacht, der sich über 20 Jahre lang für die Initiative engagierte, im Januar 2022 aber verstorben war. Auch OB Karin Welge bedankte sich bei den DI-Mitgliedern für ihren „unermüdlichen Einsatz für eine demokratische Stadt“.