Gelsenkirchen. Die Fleischerei Ptassek aus Gelsenkirchen-Buer wird es künftig nur noch auf dem Wochenmarkt geben. Das sind die Gründe für die Entscheidung.

Ein Buersches Traditionsgeschäft schließt zum Jahresende: Die Fleischerei Ptassek gibt ihr Ladenlokal an der Horster Straße 8 Ende Dezember auf. Ein Abschied von Gelsenkirchen-Buer sei das aber nicht, betont Inhaber Martin Ptassek: „Wir machen weiter – allerdings nicht mehr mit einem festen Laden, sondern mit einem Stand auf dem Buerschen Wochenmarkt.“

Seit 36 Jahren gibt es die Metzgerei an der Horster Straße, Martins Vater Erwin Ptassek war damals dorthin gezogen. Den Betrieb gibt es aber schon länger, Anfang der 1930er-Jahre hatte Walter Ptassek eine kleine Fleischerei an der Ostfalenstraße in der Schüngelbergsiedlung gegründet. Ptassek setzt auf hochwertige, nachhaltig produzierte Fleisch- und Wurstwaren, dafür steht das Bio-Siegel „Neuland-Fleisch“. Die Kundinnen und Kunden wissen das zu schätzen: Dass man bei Ptassek Schlange steht, ist eher die Regel und nicht die Ausnahme.

Stadt Gelsenkirchen als Vermieter erhöht die Miete

Seit 36 Jahren an der Horster Straße: Die Fleischerei Ptassek schließt Ende des Jahres.
Seit 36 Jahren an der Horster Straße: Die Fleischerei Ptassek schließt Ende des Jahres. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Umso überraschender kommt jetzt die Ankündigung, dass das Geschäft Ende Dezember schließt. „Dafür gibt es mehrere Gründe“, sagt Martin Ptassek. Den Ausschlag habe eine angekündigte Mieterhöhung gegeben. Vermieter ist pikanterweise die Stadt Gelsenkirchen, beziehungsweise eine Stadttochter. „Ich solle künftig 36 Euro pro Quadratmeter zahlen“, berichtet der Fleischermeister, „vorher waren es 28 Euro.“

Ptassek betont aber, dass das nicht der einzige Grund gewesen sei – und dass die Stadt ihm zunächst entgegengekommen sei. „Als ich den Vertrag für den Laden gekündigt habe, hat man mir angeboten, zunächst beim alten Mietpreis zu bleiben“, sagt er. „Aber das gibt mir keine Garantie, dass nicht trotzdem demnächst die Miete erhöht wird – vertraglich ist das nämlich als Inflationsanpassung möglich.“

Einige Mitarbeiterinnen müssen gehen

Ohnehin sei das Geschäft in letzter Zeit immer schwieriger geworden. „Die Einkaufskosten für die Waren sind stark gestiegen“, berichtet er, „genauso wie die Personalkosten.“ Das habe er nicht in Gänze an die Kunden weitergeben wollen. Personal zu finden, sei immer schwieriger geworden, auch persönlich sei er an seine Belastungsgrenze gestoßen. Um alles aufzufangen, habe er immer mehr gearbeitet. „Entweder arbeite ich weniger – oder ich erlebe die Rente nicht mehr“, fasst der 58-Jährige das Dilemma zusammen, vor dem er gestanden habe.

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Ende Dezember ist also Schluss, das Weihnachtsgeschäft will Ptassek noch mitnehmen. Dann soll es Mitte Januar weitergehen, allerdings in anderer Form. „An drei Tagen in der Woche – dienstags, donnerstags und samstags – werden wir mit einem Stand auf dem Buerschen Wochenmarkt stehen“, kündigt er an. Zusätzlich wird es freitags vor dem Metzgereibetrieb an der Ostfalenstraße 43 einen Hofverkauf geben. „Die Entscheidung ist meiner Frau und mir nicht leichtgefallen“, gibt Martin Ptassek zu, „das hat mich einige schlaflose Nächte gekostet. Natürlich auch, weil er einigen Mitarbeiterinnen habe kündigen müssen.

Das bietet der neue Marktstand

Jetzt geht es also auf dem Markt weiter, aus Platzgründen mit einem etwas reduzierten Warenangebot. „Wein und die Milchprodukte wird es nicht mehr geben, bei Käse bin ich mir noch nicht sicher“, sagt Ptassek. „Ansonsten wird es aber alles das an Fleisch, Wurst und Schinken geben, was wir bislang auch führen.“ Geplant ist, auch auf dem Markt wie bisher ein warmes Mittagessen anzubieten.“

Martin Ptassek erhofft sich von dem Neustart auch ein bisschen mehr Freizeit. „Vielleicht muss ich dann ja nur noch 70 Stunden in der Woche arbeiten“, sagt er.