Gelsenkirchen. Zu Elvis 75. Geburtstag entführten „Danny & The Wonderbras” ihr Publikum im „StarChief Diner” mit Rock'n'Roll in die 50er. Die Band hat 1200 Titel im Reperoire - und widmet sich nicht nur dem King. Als besonderer Gast war Waltraut Poetsch dabei. Sie kannte Elvis aus Bad Nauheim.

Longplayer: Danny and the Wonderbras rockten stundenlang den Saal.
Longplayer: Danny and the Wonderbras rockten stundenlang den Saal. © WAZ FotoPool

Sie spielen und spielen und spielen. Eigene Stücke, aber auch welche von Buddy Holly, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und anderen Größen der Rock'n'Roll-Musik. Und Songs von Elvis, dem King des Ganzen, dürfen selbstverständlich auch nicht fehlen – Schließlich ist es seine Geburtstagsparty.

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    Zwei Tage lang verwandeln „Danny & The Wonderbras” aus der Nähe von Mannheim das ohnehin schon ur-amerikanische „StarChief Diner” an der Grimbergstraße in eine Zeitmaschine. Und die Gäste haben an der Tür ihr kostenloses Ticket in die 50er-Jahre gerade erst gelöst, da sind sie auch schon mittendrin im Jahrzehnt des Rock'n'Roll.

    Im Bann der Fifties

    In stilechten Pünktchenkleidern und mit den passenden Frisuren haben die weiblichen Bedienungen im „StarChief Diner” alle Hände voll zu tun. Und weil die Gäste völlig im Bann der Fifties stehen, ordern sie jede Menge Milchshakes. So viele, dass das Personal kaum mit den Bestellungen nachkommt.

    Von Frust oder Langweile ist jedoch keine Spur. Denn Danny Wünschel an der Gitarre, Matthias „Mattes” Kraus am Kontrabass und Patrick Metzger (stehend) am Schlagzeug heizen der Menge ordentlich ein. Mit einheitlichem Rockabilly-Outfit und Monstertolle werfen sie sich in den Spagat zwischen 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts und 10er-Jahre des 21. Jahrhunderts und setzen somit nicht nur akustische Marken.

    Bis drei Uhr

    Bei der Elvis-Party dabei: Waltraut Poetsch (80). Im Diner wagte sie selbstverständlich ein Tänzchen.  Fotos: Martin Möller
    Bei der Elvis-Party dabei: Waltraut Poetsch (80). Im Diner wagte sie selbstverständlich ein Tänzchen. Fotos: Martin Möller © WAZ FotoPool

    Ursprünglich sollten sie nur am Samstagabend spielen. Am Freitag kamen sie nach zwei Liedern, die sie für Fernseh-Aufnahmen des WDR anstimmten, aber so in Fahrt, dass sie nicht mehr aufhören wollten – zur Freude der Gäste. „Die Jungs haben dann bis drei Uhr gespielt”, freut sich Andreas Schröer vom Elvis-Presley-Initiativkreis Gelsenkirchen, der die zweitägige Geburtstagsfeier organisiert und die „Wonderbras auch ins StarChief geholt hat: „Die Jungs haben 1200 Songs im Repertoire.” Und irgendwann wird dann auch klar, warum an der Seite des Basses Trittblech angebracht ist. Gitarrist und Leadsänger Danny erklimmt das Instrument seines Kollegen Mattes und setzt darauf stehend den Saiten seiner Gitarre zu. Das Publikum johlt.

    Für ausgelassenen Applaus sorgt auch die „Upside-Down”-Einlage: Gitarrist und Bassist stellen ihre Instrumente kopfüber auf den Boden und spielen sie obendrein auch noch hinter ihrem Rücken. Jimi Hendrix hätte seine helle Freude gehabt. Und der hat ja irgendwie auch Rock'n'Roll gemacht.

    "Elvis war nett und menschlich"

    „Wenn sie diesen Tango hört, vergisst sie die Zeit”, singt eine deutsche Band, auf die an dieser Stelle unter keinen Umständen näher eingegangen werden soll. Für Waltraut Poetsch (80) aus Bulmke-Hüllen heißt es nämlich „Wenn sie Rock'n'Roll hört, vergisst sie die Zeit”. Kaum ertönt auf der Elvis-Party im „StarChief Diner” (s. Artikel oben) das erste Bassgezupfe, fängt sie an zu tanzen, bewegt Arme und Beine, zuckt mit dem Kopf. „Das liegt im Blut”, lacht die rüstige Dame.

    Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool
    Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

    Sie war 29 Jahre alt und zur Kur in Bad Nauheim, als sie den fünf Jahre jüngeren Elvis Aaron Presley, der im benachbarten Friedberg seinen Militärdienst verrichtete, zweimal traf. „Ich bin einfach zu seiner Villa gegangen und habe ihn dort angesprochen”, erinnert sich Waltraut Poetsch. Nett und menschlich sei Elvis gewesen, überhaupt nicht arrogant. „Er war ein ganz natürlicher Junge.” An diesem Tag hat die junge Gelsenkirchenerin dem Musiker und einem Freund beim Baseball spielen im Garten zugesehen. Bei einem weiteren Treffen, zu dem Elvis sie zu sich nach Hause einlud, habe er ihr etwas am Klavier vorgespielt. Trotz geringer Englischkenntnisse hat sich Waltraut Poetsch mit Elvis unterhalten. Einer Ohnmacht habe sie damals aber nicht nahe gestanden: „Soo berühmt war er '59 ja auch noch nicht.” Begeistert war sie trotzdem „wie alle anderen auch. Wer war da nicht hin und weg?!”

    Heute bereut Waltraut Poetsch. „Ich hätte viel mehr Fotos machen sollen”, schüttelt sie den Kopf. Und um mehr Kontakt hätte sie sich rückblickend auch bemüht. Regelrecht erschrocken habe sie sich später, als der King „auf einmal so dick geworden ist”.