Gelsenkirchen-Ückendorf. Josefine Paul diskutiert mit Teilnehmern der Talente-Förderprogramme über die „Zukunft der sozialen Berufe“. Das Land NRW wirbt um Fachkräfte.
„Chancenministerin trifft Talente“: Eine intensive Diskussion entwickelte sich im repräsentativen Foyer des NRW-Zentrums für Talentförderung an der Bochumer Straße. Im Zuge der Fachkräfteoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen für Sozial- und Erziehungsberufe war Ministerin Josefine Paul (Grüne) zu Gast und nahm sich Zeit für einen Austausch mit rund 40 jungen Menschen.
Orientierung in einem großen Berufsfeld
„Sie sind in der Phase der beruflichen Orientierung“, beschrieb Marcus Kottmann, Leiter des NRW-Zentrums für Talentförderung. Er hatte Josefine Paul schon beim Besuch in Herne am zweiten Standort begleitet und sah in Gelsenkirchen ebenso angeregten Gesprächen entgegen.
Paul verkürzte zunächst ihr Ressort von „Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration“ auf das Gemeinsame dieser Kategorien: Chancen“. Dazu müsse zunächst abgefragt werden, welche Chancen eigentlich wer habe, und wie die verbessert werden können. „Aber ich möchte von Ihnen auch wissen“, wendete sie sich an ihr Publikum, „was Sie brauchen, um Ihren gewünschten Beruf zu ergreifen, gerade in den sozialen und den erzieherischen Berufen“.
Sozialkompetenz und Begeisterung nötig
In der Pandemie habe sich gezeigt, dass diese Berufe systemrelevant seien, „die halten den Laden am Laufen“, fasste die Ministerin zusammen. Sie selbst („mehr Kategorie Bücherwurm“) habe einmal vertretungsweise in Geschichte Unterricht an einer Schule gehalten. „Dabei habe ich gemerkt, dass neben Wissen vor allem Sozialkompetenz wichtig ist, und, ob ich die Hintergründe vermitteln kann, begeistern kann und offen bin.“
Im Sozialraum sei offenbar auch wichtig, nahm Paul mit, dass junge Menschen in ihrer Orientierungsphase vernetzt sein müssten, um Angebote wie die Stipendien über das Talente-Programm kennenzulernen. Vielfach seien gerade die Berufe im sozialen und erzieherischen Bereich von Klischees, von Schablonen geprägt, etwa dass sie vorwiegend von Frauen gestemmt werden müssten oder rundweg schlecht bezahlt seien.
Klischees gerade in den sozialen Berufen
„Davon müssen wir weg“, forderte Paul leidenschaftlich, „macht es besser! Ihr könnt Vorbilder sein, was den Austausch über die Möglichkeiten angeht, welche Chancen sich überhaupt bieten.“ Denn längst nicht für jeden Schulabgänger sei eine Ausbildung optimal, so wenig, wie für jeden ein Studium.
Auf der anderen Seite müsse auch offensiv dargestellt werden, „nicht jeder kann die sozialen Berufe, in den Kitas arbeiten nicht bloße Basteltanten“, unterstrich Paul. Der Sektor Bildung müsse weiter geöffnet werden, Quer- und Seiteneinsteiger in den Berufen nach ihrer Kompetenz hinzugezogen werden.
Weiterbildung und Qualifizierung
Gerade in den Kitas sei es eine drängende Aufgabe, dem Fachkräftemangel auch dadurch zu begegnen, „dass wir die Leute in den Berufen anschließend auch halten können“.
Ruhr-Talente ist nach eigenen Angaben das größte regionale Schülerstipendienprogramm in Deutschland. Es begleitet Kinder und Jugendliche aller Schulformen ab der achten Klasse mit praktischen Angeboten, regelmäßiger persönlicher Beratung und Unterstützung sowie individueller Talentförderung. Das Schülerstipendienprogramm Ruhr-Talente wird vom Land NRW dauerhaft finanziert. Die RAG-Stiftung ist Ankerstiftung des Programms.
Info und Kontakt: Ruhr-Talente, Westfälische Hochschule, Bochumer Straße 86, ruhrtalente.de, 0209 947 638 135, ruhrtalente@w-hs.de