Gelsenkirchen. Erfolgsschriftsteller las in der bestens besuchten Heilig-Kreuz-Kirche und plauderte über seine Kindheit in Gelsenkirchen. Was er noch verriet.
Er springt auf die Bühne, breitet weit einladend die Arme aus und lacht und lacht und lacht. Das Publikum jubelt. Denn nach drei Jahren coronabedingter Abstinenz ist er wieder da, der Gelsenkirchener Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf. Und er wirkt so glücklich beseelt wie seine Gäste. Über 450 Krimi-Fans enterten am Samstagabend die Ückendorfer Kulturkirche Heilig-Kreuz, um den Plaudereien und Lesekostproben aus den beiden aktuellen Romanen des 68-jährigen Wahl-Ostfriesen zu lauschen. Autor und Leserschaft, eine große Liebe auf Gegenseitigkeit.
In der Heilig-Kreuz-Kirche ist Klaus-Peter Wolf einst zur Beichte gegangen
Denn der Mann, der einst auf der Bochumer Straße in Ückendorf aufwuchs, wo die Mutter an der Hausnummer 135 einst ein Friseurgeschäft betrieb („Damals ging man zum Friseur, heute zum Therapeuten“), kehrte an die Stätten seiner Kindheit zurück: „In dieser Kirche bin ich als kleiner Junge zum ersten Mal zur Beichte gegangen.“ Am Freitag signierte er genau neben diesem Beichtstuhl Unmengen an Büchern und Autogrammkarten: „Hier musste ich früher meine Sünden aufzählen, was für ein komisches Gefühl!“
Ob beim Lesen oder beim Signieren: Der sehr nahbare und ansprechbare Autor vermittelt seinen Fans, dass sie ihm unglaublich wichtig sind. „Wie hab ich euch vermisst!“, sagt der strahlende Mann mit den Markenzeichen Hut, rote Hosenträger und Haarzöpfchen. Fotos während der Krimi-Show oder Selfies in der Pause? Alles kein Problem. Der Autor („Ich bin eine echte Rampensau“), der mit seinen Ostfriesenkrimis bislang eine Millionenauflage erreicht hat, las auf Einladung des Fördervereins „Freunde der Stadtbibliothek Gelsenkirchen“ in Zusammenarbeit mit der Bücherei. Krankheitsbedingt nicht mit dabei: Ehefrau, Musikerin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl.
Wolf las aus seinem neuesten Krimi „Ostfriesensturm“
Wolf las aus seinem neuesten Krimi „Ostfriesensturm“ und nach der Pause aus dem dritten „Rupert undercover“-Band „Ostfriesisches Finale“. Beide Bücher schossen kurz nach Veröffentlichung auf Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste. Jeder Figur verleiht der Autor als intimer Kenner seines Personals perfekt eine ganz besondere, eine lebendige Stimme und Stimmung – mal laut, lustig und derb, mal leise, melancholisch und nachdenklich. Wolf beherrscht locker die hohe Kunst, Kino im Kopf zu erzeugen.
Zwischendurch plaudert er über seine Kindheit in Gelsenkirchen, gibt Einblicke in seine Schreibwerkstatt („Ich sehe heute so verknittert aus, weil ich bis drei Uhr nachts geschrieben habe“) und wirbt für den Genuss von Literatur und Musik gleichermaßen. Literatur sei dazu da, um die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Erfolgsautor ist auch Botschafter für das neue Musikfestival „New Colours“
Vor der Lesung verteilten die beiden Konzertveranstalter Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann Flyer für ihr neues „New Colours“-Festival (Start 8. September). Pohlen berichtete begeistert: „Klaus-Peter Wolf stellte sich auf Anhieb als Festival-Botschafter zur Verfügung.“ Der Autor mahnte: „Ohne gute Livemusik wären wir arm. Jede Form von Kunst ist wichtig für die Seele.“ Nach augenzwinkernden Anekdoten aus der Zeit des Corona-Lockdowns rief er sein Publikum am Ende dazu auf: „Verbreiten Sie das Lesevirus!“