Gelsenkirchen. Das Kommunale Kino („KoKi“) in der Gelsenkirchener „Schauburg“ verzeichnete zuletzt einen Besucherrückgang: Die Gründe: Corona und Ukraine-Krieg.

WAZ-Leser Karl Henke war vor kurzem in der „Schauburg“. Im Rahmen der Reihe „Kommunales Kino“ hatte er sich „Maixabel“ angesehen – ein hochdekoriertes, von der Kritik gefeiertes Drama aus Spanien. „Ein Film, der unter die Haut geht“, urteilt Henke. Leider hätten nur sieben weitere Gäste mit ihm im Kinosaal gesessen. Mit Blick auf diese schwache Resonanz schrieb er: „Hoffentlich laufen wir nicht Gefahr, diese großartige Einrichtung in Gelsenkirchen eines Tages zu verlieren. Dieses Angebot, Woche für Woche, verdient eine gesteigerte Aufmerksamkeit in unserer Stadt.“

Probleme gibt es im gesamten Arthouse-Sektor

Stephan Zabka plant seit über 20 Jahren im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen das „KoKi“-Programm.
Stephan Zabka plant seit über 20 Jahren im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen das „KoKi“-Programm. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Stephan Zabka ist nicht nur der im Alltag zuständige Programmplaner für das Traditionskino an der Horster Straße in Buer, im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen hat er auch seit über 20 Jahren das „KoKi“ unter seine Fittiche genommen. Konfrontiert mit der Lesersorge um die Zukunft dieser Veranstaltungsreihe, bestätigt er zunächst, dass „Maixabel“ tatsächlich sehr schwach besucht gewesen sei. Die drei Vorstellungen an zwei Tagen hätten sich addiert 28 Filmfreunde angeschaut. „Der Film lief zuvor im Mai schon bei uns im normalen Programm – und auch damals ist er gefloppt, obwohl es ein richtig starker Film ist“, ordnet Zabka ein.

Doch nicht nur dieser Film hätte mit Blick auf die Resonanz schwach abgeschnitten. Im gesamten Arthouse-Sektor sei seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein Besucherrückgang zu verzeichnen, so Zabka. Nicht nur in Gelsenkirchen, sondern bundesweit. In vielen Programmkinos läge das Minus „bei über 60 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten“, weiß der Branchen-Kenner.

In den Gelsenkirchener Kinos gibt es permanente Frischluft-Zufuhr

Ein Grund dafür sei die Zusammensetzung des Publikums: „Ein Großteil der Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich für diese Filme interessieren, sind 50 und älter. Und gerade diese Gruppe tut sich mit Blick auf Corona derzeit noch schwer, Vertrauen zu fassen und wieder ins Kino zu gehen“, sagt Zabka. Dabei würde alles getan, um die Sicherheit für die Besucher zu gewährleisten. Die Kinosäle würden permanent gelüftet. „Das ist kein Umluft-System, wir führen ständig Frischluft zu“, nimmt er eine Sorge. Zudem blieben nach wie vor Plätze zwischen den Gästen frei.

Zwei „KoKi“-Filme mit addiert fünf Vorstellungen am Sonntag, Montag und Dienstag gibt es pro Woche in der „Schauburg“. Im Monat sind es also 20 Vorstellungen. „Und vor Corona hatten wir regelmäßig rund 1000 Besucher pro Monat in diesen Filmen“, so Zabka. Dieser Wert hätte sich nach der Wiederöffnung der Kinos nach der Corona-Zwangspause auf 500 bis 700 reduziert. Und seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs sehen sich noch 300 bis 500 Besucher pro Monat die „KoKi“-Filme an. „Und jetzt im Sommer bei bestem Wetter ist die Resonanz in allen Kinos sowieso insgesamt schwächer“, erläutert Zabka.

Das Publikum will lieber neue als alte Filme sehen

Er will aber trotz der jüngsten Entwicklung an der bisherigen Philosophie bei der Filmauswahl festhalten: „Wir zeigen im ,KoKi’ anspruchsvolle Unterhaltung, aber auch mal Außenseitertitel, die ansonsten in Gelsenkirchen nicht gezeigt werden würden und für die alle Filmfreunde dann in andere Städte fahren müssten“, so Zabka. Hinzu kämen regelmäßig Klassiker wie „Casablanca“ oder „Die Blechtrommel“. Man könne aber nicht zu oft die alten Schätzchen auspacken. „Das Publikum möchte letztlich lieber neue als alte Filme sehen“, weiß Zabka. Erfolgreichster „KoKi“-Film dieses Jahres sei bislang „Contra“ gewesen, eine Komödie mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle. Er lockte über 250 Besucher an.

Nicht nur WAZ-Leser Karl Henke aus Buer appelliert in Richtung aller Filmfreunde, wieder öfter ins Kino und ins „KoKi“ zu gehen. „Damit wir nicht eines Tages ohne diese Errungenschaft in ein vergebliches Bedauern ausbrechen“, schreibt er. Zabka unterstützt dies: „Filme sollte man sich dort ansehen, wo sie am besten ihre volle Wirkung entfalten können. Im Kino!“

Das aktuelle „KoKi“-Angebot

Bei den „KoKi“-Vorstellungen gilt stets ein reduzierter Eintrittspreis in Höhe von sechs Euro. Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Inhaberinnen und Inhaber des GE-Passes erhalten weitere Ermäßigungen.

An diesem Sonntag (28. August, 12.45 Uhr) und Montag (29. August, 17.30 und 20 Uhr) zeigt das „KoKi“ die deutsche Tragikomödie „Alles in bester Ordnung“ mit Corinna Harfouch in der Hauptrolle. Am Dienstag (30. August, 17.30 und 20 Uhr) ist der Dokumentarfilm „Total Thrash – The Teutonic Story“. Er beleuchtet die deutsche Thrash-Metal-Szene in den 80ern, zu der auch die Gelsenkirchener Band Sodom gehört.