Gelsenkirchen. Der Hausnotruf einer Seniorin in Gelsenkirchener funktioniert seit Wochen nicht. Wie die 93-jährige Dame jetzt endlich wieder Hilfe rufen kann.

Das Ende einer Odyssee ist in Sicht: Nach einer Flut von Anrufen, Mails und anderen verzweifelten Versuchen der Angehörigen, „Hilfe von der Telekom zu bekommen“ für eine 93 Jahre Gelsenkirchenerin, gibt es jetzt endlich eine Lösung. Nach mehr als vier Wochen wurde der ausgefallene, lebenswichtige Hausnotruf für die Seniorin überbrückt, sodass sie wieder Alarm schlagen kann, wenn sie Hilfe braucht.

Hausnotruf lahmgelegt: Bei Bauarbeiten in Gelsenkirchen wurde ein Hauptkabel gekappt

Über solche Hausnotruf-Systeme (Symbolbild) können hilfsbedürftige Menschen einen Alarm auslösen und Hilfe herbeiholen.   
Über solche Hausnotruf-Systeme (Symbolbild) können hilfsbedürftige Menschen einen Alarm auslösen und Hilfe herbeiholen.    © Diakonie in Südwestfalen gGmbH

„Hätten wir uns nicht an die Zeitung gewandt, würden wir heute noch warten und um unsere Mutter und Schwiegermutter bangen“, sagen Brigitte und Wolfgang Kübler sichtlich erleichtert. Anfang Juli war der Hausnotruf des Deutschen Roten Kreuzes für die 1928 geborene Hannelore Kübler an der Pierenkemperstraße in Erle ausgefallen, nachdem bei Bauarbeiten einer Fremdfirma ein Haupttelefonkabel durchtrennt worden war. Der Alarm läuft über die Festnetzleitung der Telekom. Eine ganze Reihe von weiterer Kunden sind ebenso betroffen vom Leitungsschaden, wie der Kommunikationsriese mitteilte.

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Abwechselnd haben die Kinder, Geschwister und Angehörigen in den Wochen nach dem 5. Juli täglich nach der alten Dame geschaut. Ein erheblicher logistischer Aufwand, denn nur eine Schwester ist in Gelsenkirchen beheimatet, der Rest wohnt außerhalb – etwa in Bottrop oder Greven. Und immer mit der bangen Frage verbunden: Was passiert, wenn wir nicht da sind?

Und die Reparatur? „Die zieht sich hin, wir wurden ständig vertröstet“, ärgern sich Brigitte und Wolfgang Kübler. Ein paar Tage nach dem Schaden hätten sie vier Stunden vergeblich auf das Erscheinen eines Monteurs gewartet, danach sei man schriftlich oder telefonisch immer wieder um Geduld gebeten worden.

Reparatur der defekten Telefonleitung soll am Mittwoch abgeschlossen sein

Langmut braucht es auch jetzt noch ein wenig, nach Angaben der Telekom „werden die Arbeiten – Tiefbau und Montage eines neuen Kabels – voraussichtlich bis Mitte der 32. Kalenderwoche andauern“. Also wohl bis Mittwoch, 10. August, wenn alles reibungslos vonstattengeht. Um den Fehlerort genauer zu lokalisieren, seien mehrere Baugruben ausgehoben worden, der Schaden sei komplex.

Alternativen zum Hausnotruf per Knopfdruck am Sender am Handgelenk oder um den Hals? Küblers zufolge scheitert ein Notruf per Handy „an Gesundheit und Bedienung“, Gicht plage die 93-Jährige, die richtige Taste oder App mit dem Finger zu treffen, sei für die Seniorin kaum möglich, digitales Scrollen oder Blättern in den Menüs erst recht nicht.

DRK: Hatten nur Kenntnis von Telefonstörung – LTE-Gerät sendet jetzt Hausnotruf

Die Lösung: Das Deutsche Rote Kreuz in Gelsenkirchen hat am vergangenen Wochenende Hannelore Kübler „kostenfrei ein LTE-Gerät für den Hausnotruf zur Verfügung gestellt“, sodass ein Alarm die Retter über das Mobilfunknetz erreicht, wie Johannes Heinrich vom DRK Gelsenkirchen mitteilte. Das freut Brigitte und Wolfgang Kübler außerordentlich, „denn so sind wir endlich eine große Sorge los“, sagen die Tochter und der Schwiegersohn der alten Dame.

Allerdings wundern sich die beiden darüber, warum das DRK nicht eher tätig geworden ist, „schließlich müssen die doch auch bemerkt haben, dass der Hausnotruf durch den Leitungsschaden gestört ist“, sagt das Paar. Augenscheinlich nicht. Denn schriftlich teilt das DRK zunächst mit: „Leider hatten wir bisher nur Kenntnis von der Störung des Telefonanschlusses. Dass es ein größeres Problem sei, hat man uns bisher nicht mitgeteilt.“

Bedeutet das, dass der Leitungsausfall beim DRK gar nicht angezeigt wird? Und dass das DRK-interne System keine Störung des Hausnotrufes meldet? Das wäre gefährlich für Menschen, die über diesen Weg auf Hilfe angewiesen sind.

„Nein“, sagt Marcel Kopinski, verantwortlich beim DRK für 1500 Hausnotruf-Kunden in Gelsenkirchen. „Die Störung bekommen wir sofort mit. Als wir die ältere Dame vor Ort angesprochen haben auf den Ausfall des Hausnotrufes, hat sie uns gesagt, dass sich ihre Kinder bereits drum kümmern.“ Von daher sei das DRK aus der Sache erst einmal raus. „Ansonsten ist die Einrichtung eines Ersatzgerätes wie im aktuellen Fall im Handumdrehen erledigt.“