Gelsenkirchen-Schalke. Am Kiosk von Frank Deimann in Schalke läuft zum Tag der Trinkhallen ein königsblaues Programm ab. Die gemischte Tüte ist voller Erinnerungen.

Geht es um „Blau und weiß, wie lieb’ ich dich“, dann kommen selbst in den Ferien die Kinder in die Schule. Das haben die Kinder der Gesamtschule Berger Feld bewiesen, sie kamen zur Chorprobe, um zum Tag der Trinkhallen fit als Chor zu sein. Ihr Können bewiesen sie dann an Frank Deimanns Kiosk, beinahe in Sichtweite des Schalker Markts, ganz bestimmt aber an der Deutschen Fußball-Route gelegen. Der Chef kommentierte das schmunzelnd mit „Zu tun ist hier eigentlich immer“, aber diesmal zogen die bekannten Namen, die „Schalker Legenden“, eine ganze Menge zusätzlicher Gäste an.

Der Schalker Kiosk zum ersten Mal in Gelsenkirchen dabei

„Wir haben ab zehn Uhr die Tische, den Grill und die Sitzblöcke aufgebaut, und wussten ja nicht, was so los sein würde. Ist ja immerhin das erste Mal für uns“, erzählt Deimann, der mit seinen Mitarbeiterinnen Andrea und Manuela schön ins Rotieren kommt. Der Gehweg an der Grenzstraße ist voller Menschen, die direkt angrenzenden Parkbuchten auch.

Ferhat Cato präsentierte seine brandneue Rudi-Gutendorf-Biografie und bunte Häppchen aus der Fußballzeit.
Ferhat Cato präsentierte seine brandneue Rudi-Gutendorf-Biografie und bunte Häppchen aus der Fußballzeit. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Immerhin nimmt Olivier Kruschinski immer wieder einen Schwung von Besuchern mit auf eine seiner „Mythos-Touren“ und über die Berliner Brücke, von wo aus man einen guten Blick auf die Projektion und Boden-Zeichnung direkt auf dem Schalker Markt hat. Der Gelsenkirchener Künstler Ole-Kristian Heyer re-inszeniert dort den einstigen Grillo-Brunnen in alter Pracht – wenn auch immer nur für Momente.

Besondere Momente rufen auch weitere Gäste in Erinnerung, die Bodo Menze für die Stiftung Schalker Markt nach und nach begrüßt: „Unser 04-Ehrenpräsident für viele Jahre, Gerd Rehberg, und Dr. Armin Langhorst, 13 Jahre verantwortlicher Vereinsarzt“, eröffnet er den Reigen, um dann an Ferhat Cato verbal abzuspielen.

Gutendorf, der Paradiesvogel unter den Bundesliga-Trainern

Cato, Vorsitzender des Schriftsteller-Landesverbands Rheinland-Pfalz, plaudert aus der Zeit von Rudi Gutendorf in Schalke, und stellt dazu seine soeben veröffentlichte Gutendorf-Biografie vor. „Er war ein Original, der erste Trainer, der auch Entertainer war“, schildert er die kurze, aber turbulente Zeit 1969/70.

„Rudi lag in der Karibik in der Sonne, als der Hilferuf aus Gelsenkirchen kam“, klärt Cato das Publikum auf, „und ich werde wohl nie vergessen, dass er die Trikots der Hinrunde verbrannte, weil ‘da die Pest drin wär’, wie er meinte.“

Station beim Tag der Trinkhallen und an der Deutschen Fußball-Route ist der Kiosk Deimann in Gelsenkirchen-Schalke.
Station beim Tag der Trinkhallen und an der Deutschen Fußball-Route ist der Kiosk Deimann in Gelsenkirchen-Schalke. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Dann ließ er die Mannschaft morgens um fünf Uhr vor den Zechen trainieren, damit das alle sehen konnten, und schaffte es tatsächlich, dass Schalke 04 die beste Rückrunde der Geschichte spielen konnte, bis zum Pokalfinale gegen die Bayern, das dann aber mit 2:1 verloren ging.“

„Dafür kamen die Knappen dann aber im Wettbewerb der Pokalsieger, weil München ja auch Meister wurde, bis zum Halbfinale gegen Manchester“, ruft Cato wach, und streut außerdem ein, dass die Mannschaft unter Gutendorf extra Englisch lernen musste: „Da sagte dann Stan Libuda: ‘I am the right wing’ im Interview (Ich bin der rechte Flügel).“

Helmut Kremers und die Saison 71/72

Cato zitiert Gutendorf, „den Paradiesvogel mit dem Mercedes-Cabrio in der Malocherstadt“ nach dem abrupten Ende in Gelsenkirchen mit: „Keine Entlassung ging mit mehr zu Herzen als die“, und er sei mit 55 Trainerstationen weltweit immerhin Guinness-Rekordhalter.

Moderator Bodo Menze nutzt Catos Rückpass, um „einen der wichtigsten und besten Spieler aus der besten Mannschaft von Schalke 04 von 71/72“ zu begrüßen. Den haben die Fans aber längst schon entdeckt: Helmut Kremers. Er wehrt bescheiden ab, als Menze aufzählt „272 Bundesligaspiele, 226 für 04, 45 Tore, acht Mal in der A-Nationalmannschaft“.

Bei dem legendären Rückrundenauftakt in Hannover in der Saison 1971/72, so Kremers schmunzelnd, „haben ja auch einige geholfen“. Nach dem 0:1-Rückstand zur Pause gewann Schalke noch 5:1, vier Tore kamen von Klaus Fischer. Kremers: „Den haben wir immer mit Vorlagen gefüttert.“