Gelsenkirchen. Gelsenkirchen, stellt der Hotelmarkt Report fest, ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Die Übersicht über Schwächen und Stärken.

Die Schollen Hotelberatung analysiert seit 2015 „die wichtigsten Hotelmärkte in Nordrhein-Westfalen“ und bewertet – zwischen Aachen und Bielefeld – die 15 „Top-Städte“. Zu denen zählt Gelsenkirchen. 131.000 Übernachtungen (Rang 14) wurden hier 2021 in den 15 lokalen Hotels gezählt. Pensionen, Schulungs- oder Tagungshäuser einberechnet, kam Gelsenkirchen auf 222.000 Übernachtungen.

Die Corona-Pandemie hat insbesondere der Stadthotellerie stark zugesetzt, stellt der Hotelmarkt Report NRW (er richtet sich vor allem an Banken, Investoren, Projektentwickler und Hotelgesellschaften) fest. Wurden in den meisten der 15 Top-Städte 2019 noch Höchststände bei den Übernachtungen gezählt, fehlten 2021 im Vergleich zum Vor-Coronajahr immer noch zwischen 40 (Münster) und 60 Prozent (Düsseldorf) der Hotelmarktübernachtungen. Gelsenkirchen lag um 45,8 Prozent unter der Zahl von 2019.

Das Bettenangebot in Gelsenkirchen ist leicht gestiegen

Die Stadt schlägt sich im Ranking für das vergangene Corona-Jahr unterschiedlich gut. Beim jährlichen Wachstum bei den Übernachtungen (plus 4,1 Prozent) landet Gelsenkirchen beispielsweise auf Rang drei, bei der Bettenauslastung kamen die Hotels auf 23,8 Prozent – eigentlich ein bescheidender Wert. Doch im zweiten Pandemiejahr langt das für Rang fünf. Zum Vergleich: Essen kam auf 21,5, Duisburg gar nur auf 15,1 Prozent, die Landeshauptstadt Düsseldorf, Spitzenreiter in gleich fünf Kategorien, kommt nur auf 18 Prozent: Rang 13.

Die Plaza-Group hat das frühere Maritim-Hotel am Stadtgarten (l.) übernommen – es ist mit 222 Zimmern das größte Haus in Gelsenkirchen. Die angekündigte große Sanierung blieb bislang aus.
Die Plaza-Group hat das frühere Maritim-Hotel am Stadtgarten (l.) übernommen – es ist mit 222 Zimmern das größte Haus in Gelsenkirchen. Die angekündigte große Sanierung blieb bislang aus. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Allerdings kommt Gelsenkirchen mit lediglich 1511 Hotelbetten (Rang 15 hinter Krefeld und Mönchengladbach) von niedrigem Niveau. Zwischen 2011 und 2019 sei das hiesige Übernachtungsvolumen um rund 44 Prozent und das Bettenangebot um acht Prozent gestiegen, stellen die Statistiker fest. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag dabei im Hotelmarkt bei 101 Betten. Das Vier-Sterne-Segment stellt fast die Hälfte der Zimmerkapazität, gut 40 Prozent sind mit drei Sternen ausgewiesen, ein bis zwei Sterne haben elf Prozent der Zimmer.

Gut 13 Prozent der Gäste 2021 kamen aus dem Ausland

Lediglich gut 13 Prozent (-39 Prozent, Rang 12) beträgt der Anteil der internationalen Gäste 2021 in Gelsenkirchen. Köln kam auf knapp 25 Prozent (-31 Prozent). Erstaunlich: Münster hatte lediglich 11 Prozent internationale Gäste (-10 Prozent). 3,5 Tage bleiben die Gäste übrigens im Schnitt in Gelsenkirchen – im Ranking der Höchstwert, was Niels Falkenstein, einer der Schollen-Geschäftsführer, mit der hohen Zahl der stationären Reha-Kunden von Medicos Auf Schalke erklärt.

Die Pandemiefolgen sind für Gelsenkirchen weniger drastisch ausgefallen als in anderen Städten der Top-15-Liga. Falkenstein rechnet für Gelsenkirchen „mit einer Fortsetzung der positiven Nachfrageentwicklung“. Ohne Erweiterung der Angebotskapazität sei eine „Rückkehr zu den zufriedenstellenden Belegungswerten aus 2019“ realistisch. Wobei er einschränkt: „2019 war das Ende eines extrem positiven Marktzyklus. Da hatten wir fast überall Rekordzahlen. Entsprechend ist das eine sehr ambitionierte Benchmark.“ Doch er „glaube schon, dass ein Großteil der Nachfrage wiederkommt“, sagt Falkenstein. „Auch die Privatreisen innerhalb Deutschlands werden zunehmen“, der innerdeutsche Tourismus könne das Minus an Messegästen und Geschäftsleuten kompensieren.

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Auch diese Erkenntnis hat der Schollen-Hotelberatung die Lockdownzeit gebracht: „Die Pandemie wirkt wie ein Turbo auf den Strukturwandel der Hotelmärkte. Der Anteil markengebundener Zimmer wird nun noch schneller steigen, als es bereits vorher der Fall gewesen ist.“

Der lokale Hotelmarkt war 2021 in Bewegung: Die Plaza Hotelgroup hat mit der Übernahme des Maritim-Hotels am Stadtgarten (222 Zimmer) die Marktführerschaft übernommen, das Courtyard-Hotel (198 Zimmer) an der Arena wird nun von der Kette Stays by friends betrieben, drittgrößtes Haus ist mit 135 Zimmern das Ibis Styles Hotel.

Zwei Hotelprojekte in Gelsenkirchen sind weiter im Gespräch

Nah am Wasser: So könnte das Hotel in Graf Bismarck aussehen: Der Entwurf wurde bereits dem Gestaltungsbeirat vorgestellt.
Nah am Wasser: So könnte das Hotel in Graf Bismarck aussehen: Der Entwurf wurde bereits dem Gestaltungsbeirat vorgestellt. © Stadt Gelsenkirchen

Im Arena-Park und im Hafen-Quartier Graf Bismarck sind weitere Hotelprojekte im Gespräch. Der Baustart für Erle wurde vor rund einem Jahr noch für das erste Halbjahr 2022 angekündigt, jenseits des Kanals soll am Stölting Harbor ein dreigeschossiges Drei-Sterne-Hotel mit mehr als 200 Betten und Außengastronomie entstehen. Die Realisierungschancen, glaubt Falkenstein, hätten sich in den vergangenen zwei Jahren nicht wirklich verbessert. Die Finanzierungsrahmenbedingungen hätten sich geändert, Baukosten und Zeitrahmen seien zunehmend „schwer zu kalkulieren. Es ist ganz schwierig, hier einen Investor und einen passenden Betreiber zu finden, der genug Miete zahlt, damit sich das Projekt lohnt“.

>>> Zahlen und Fakten zum Hotelmarkt in NRW und in Gelsenkirchen

Nach zehn Jahren Wachstum wurden NRW-weit 2019 erstmals 53,3 Millionen Übernachtungen gezählt. Pandemiebedingt fiel die Zahl 2021 auf 29,6 Millionen.

Beliebteste Urlaubsregion im Land war 2021 der Teutoburger Wald (4,75 Millionen Übernachtungen, -32,4 Prozent) vor dem Sauerland (4,45, -34,3 Prozent) und dem Ruhrgebiet (3,87, -46,4 Prozent). Der Kölner Raum, sonst auf den Spitzenplatz abonniert, fiel um rund 55 Prozent ab und landete auf Platz vier.

Köln und Düsseldorf sind mit 31.640 beziehungsweise 28.727 Betten die mit Abstand stärksten Standorte im Land. Bei den Übernachtungen liegt die Domstadt (2,5 Millionen) ebenfalls klar vor der Landeshauptstadt (1,9 Millionen).

Von 2011 bis 2019 ist die Zahl der angebotenen Betten in NRW um 9,6 Prozent gestiegen, die Zahl der Betriebe ging um 7 Prozent auf 4572 zurück.

Gelsenkirchen zählt 21 Betriebe mit 2113 Betten (-0,4 Prozent), davon sind 15 Hotels mit 1511 Betten.

221.825 Übernachtungen wurden 2021 insgesamt registriert, 1,9 Prozent mehr als im ersten Coronajahr 2020. Die Bettenauslastung lag bei 28,7 Prozent, 3,5 Tage blieben die Gäste im Schnitt in der Stadt.