Gelsenkirchen. Im Kreativ-Quartier Ückendorf entsteht derzeit ein neues Atelierhaus. Hier soll künftig der künstlerische Nachwuchs eine neue Heimat finden.

Die Arbeiten sind derzeit noch in vollem Gange: Hier stehen in der einen Ecke Farbeimer neben Werkzeugkisten herum, im Raum daneben stapelt sich anderes Baumaterial. Doch der neue Zuschnitt der Räumlichkeiten ist bereits fertig – und er lässt schon sehr gut erkennen, dass hier am Rande der Bochumer Straße ein neues Atelierhaus entstehen wird. Dieses soll voraussichtlich ab Frühjahr 2023 dem künstlerischen Nachwuchs der Region eine neue Heimat bieten.

Atelierhaus wird in Gelsenkirchen in einem Gebäude aus der Gründerzeit untergebracht

Dieses Gebäude an der Bochumer Straße 132 in Gelsenkirchen-Ückendorf wird derzeit zum neuen Atelierhaus umgebaut.
Dieses Gebäude an der Bochumer Straße 132 in Gelsenkirchen-Ückendorf wird derzeit zum neuen Atelierhaus umgebaut. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG) hat sich ja bekannterweise schon seit längerem auf die Fahnen geschrieben, Ückendorf in ein lebendiges Kreativ-Quartier mit Kiez-Flair zu verwandeln. Ein weiterer Baustein in diesem ambitionierten Entwicklungspuzzle ist besagtes Atelierhaus, das in einem dreigeschossigen Gebäude aus der Gründerzeit untergebracht wird.

„Wir haben das Haus 2019 vom privaten Vorbesitzer erworben. Es wurde zuvor stets als Wohnraum genutzt. Unten im Erdgeschoss war ganz früher mal ein Ladenlokal untergebracht“, erzählt Patricia Gajda, die zuständige Projektbetreuerin bei der SEG. 2021 sei das Haus dann leergezogen worden. Kurz darauf reiften bereits erste Pläne, dort eine neue Anlaufstelle für Kreativköpfe unterzubringen.

Junge Kunstakademie-Absolventen sollen hier Einstieg ins Berufsleben finden

Künftig sollen hier in den zwei oberen Etagen jeweils sechs Ateliers zur Verfügung stehen mit Größen zwischen zwölf und 32 Quadratmetern. Das Erdgeschoss ist für den großen Ausstellungsraum vorgesehen. Hinzu kommen ein Seminarraum sowie Küchen- und Toilettenräume. „Insgesamt stehen uns hier rund 300 Quadratmeter zur Verfügung“, sagt Catrin Schenk, Architektin bei der SEG. „Uns ist es wichtig, den Werkstattcharakter des Hauses zu betonen.“

Die SEG erreichen schon seit längerem zahlreiche Anfragen von Künstlerinnen und Künstlern aus der gesamten Region, die gern eine Bleibe zum Arbeiten in Ückendorf finden würden. „Dieses Atelierhaus wollen wir aber ausschließlich dem künstlerischen Nachwuchs zur Verfügung stellen“, sagt Gajda. Denn es seien vor allem die jüngeren Kunstakademie-Absolventen, die große Schwierigkeiten hätten, gleich ein Atelier zu finden. „Wir wollen ihnen mit dem Angebot hier einen leichteren Einstieg ins Berufsleben ermöglichen“, so Gajda.

NRW-Ministerium fördert das Konzept mit 64.000 Euro

Angesprochen fühlen sollen sich Kreative aus allen möglichen Fachrichtungen – egal, ob Mode, Design, Film, Fotografie, Grafik oder Bildende Kunst. Es wird aber noch ein bisschen Zeit vergehen, bis tatsächlich die ersten Talente dort ihre Arbeitsstätten einrichten können. „Ende 2022 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein“, so Architektin Schenk. Im Frühjahr 2023 könnten dann die Ersten einziehen. Doch wie bei allen Bauarbeiten ist aufgrund der Materialknappheit und der Corona-Pandemie ein zeitlicher Verzug nicht ausgeschlossen.

Inklusive Ankauf des Hauses kalkuliert die SEG mit Kosten in Höhe von insgesamt rund 350.000 Euro. Wegen der akuten Preissteigerungen im Bausektor kann sich diese Summe aber noch erhöhen. In der Vorwoche kam dann die gute Nachricht, dass das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft im Rahmen seine Programms „Kreativ-Quartiere Ruhr“ dieses Projekt mit 64.000 Euro fördern will.

Innenhof hinterm Haus wird ebenfalls entwickelt

Der Innenhof hinter dem künftigen Atelierhaus in Gelsenkirchen wird ebenfalls entwickelt und umgebaut.
Der Innenhof hinter dem künftigen Atelierhaus in Gelsenkirchen wird ebenfalls entwickelt und umgebaut. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die Fördersumme stünde aber ausschließlich für die Entwicklung des Atelierhaus-Konzepts und den Probebetrieb zur Verfügung, betont Gajda. „Für die Instandsetzung des Gebäudes und die späteren Betriebskosten dürfen wir sie nicht verwenden.“ Der Förderbescheid liege zwar noch nicht vor, dafür aber die schriftliche Bestätigung der Förderung. Gesucht werde derzeit auch noch ein(e) Projektleiter(in), der oder die sich künftig um den laufenden Betrieb im Haus kümmern soll.

Doch nicht nur in dem künftigen Atelierhaus geschieht derzeit etwas, sondern auch dahinter. Dort liegt der Innenhof mit einer Fläche von über 250 Quadratmetern. Dort soll nach dem Willen der SEG eine große Grün-Freifläche als Open-Air-Kommunikationsort und fürs Urban Gardening entstehen.

Eingerahmt wird dieser Hof von einem Atelierhaus-Anbau, der in der jetzigen Bauphase noch unberücksichtigt bleibt, sowie einem derzeit ebenfalls noch leerstehenden, ehemaligen Veranstaltungsgebäude. „Hier könnten wir uns künftig Gastronomie vorstellen“, so Gajda. Der Innenhof wäre dann das verbindende Element dieser Nachbarhäuser.