Gelsenkirchen. Die Arbeitslosenzahl ist in Gelsenkirchen im Juni deutlich gestiegen. Was das mit den Folgen des Ukraine-Krieges und Flüchtlingen zu tun hat.
Erstmals seit Anfang des Jahres sind die Arbeitslosenzahlen in Gelsenkirchen wieder angestiegen – und das deutlich: „Im Juni ist die Zahl der arbeitslosen Menschen um drei Prozent gestiegen, das heißt, dass im Vergleich zum Vormonat 530 Menschen mehr ohne Arbeit sind“, teilte Annette Höltermann, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, mit. Zu tun hat das auch mit den Folgen des Ukraine-Kriegs.
Denn: Die Arbeitsagentur vermutet, dass die Entwicklungen in engem Zusammenhang mit der Gesetzesänderung stehen, nach der seit dem 1. Juni Vertriebene aus der Ukraine die Möglichkeit haben, beim Jobcenter IAG einen Antrag auf Arbeitslosengeld II zu stellen. „Damit finden sie erstmals auch ihren statistischen Niederschlag in den Arbeitsmarktzahlen“, sagt Höltermann. Schließlich lasse sich mit Blick auf die Nationalitäten auch ein sprunghafter Anstieg bei arbeitslos gemeldeten Menschen aus der Ukraine von Mai auf Juni erkennen. 2082 Menschen aus der Ukraine sind derzeit in Gelsenkirchen registriert.
Jobcenter: So läuft die Arbeitssuche bei Ukrainern in Gelsenkirchen
Vor dem 1. Juni haben Menschen aus der Ukraine finanzielle Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Nun erhalten sie die Grundsicherung für Arbeitssuchende, werden also dem Rechtskreis des SGB II zugeordnet und vom IAG, dem Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen betreut. Der Übergang hat laut Sozialdezernentin Andrea Henze „reibungslos“ geklappt, man habe auch viele positive Rückmeldungen von den Betroffenen aus der Ukraine erhalten. „Erstes Ziel war natürlich, die finanziellen Leistungen für die Menschen sicherzustellen, im zweiten Schritt schaut sich der Bereich der Arbeitsvermittlung nun intensiv die Qualifikation der Menschen an“, so Henze auf Nachfrage. Mit dem Übergang ins SGB II wird es für die Ukrainer also einfacher, eine passende Beschäftigung in Gelsenkirchen zu finden.
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Von einem problemlosen Übergang spricht auch André Vomschloß, stellvertretender Geschäftsführer des Gelsenkirchener Jobcenters. Es sei allerdings zu früh, Erfolge oder Misserfolge bei der Arbeitsvermittlung von Ukrainern kundzutun. „Wir haben festgestellt, dass viele Menschen aus der Ukraine motiviert sind, sie wollen arbeiten und sich revanchieren. Aber so weit sind wir noch nicht“, sagt Vomschloß – und verschweigt nicht, dass der plötzliche Zuwachs an Klientinnen und Klienten durch die Geflüchteten eine anspruchsvolle Aufgabe ist. „Das fordert uns enorm, aber als Gesamtorganisation kriegen wir das gut gepackt.“ Allein im Jobcenter wurden 15.179 Arbeitslose gezählt, 463 mehr als im Vormonat. Bei der Arbeitsagentur waren im Juni 3009 Personen arbeitslos gemeldet (+67).
Wichtig nun vor allem: Sprachkurse für Ukrainer in Gelsenkirchen zu finden
Nur vereinzelt habe es bereits „Matches“, also Treffer zwischen Ukrainern und passenden Arbeitgebern gegeben, so Vomschloß. Welche Branchen sich anbieten, ließe sich derzeit schwer verallgemeinern. Aus dem Pflegebereich, wo immer Kräfte gesucht werden, habe man jedenfalls wenig Ukrainer in der Stadt. Und für viele andere Bereiche würden die Sprachkenntnisse fehlen. Als Reinigungskraft zu arbeiten, böte sich da etwa als ein schneller Gelegenheitsjob an. „Aber viele sind eben auch sehr gut ausgebildet und qualifiziert“, sagt Vomschloß.
Um eine angemessene Arbeit zu finden, sei es deswegen wichtig, nun Sprach- und Integrationskurse für die Menschen zu finden. Vomschloß: „Da arbeiten wir mit Hochdruck dran!“
Übrigens: Die gestiegenen Arbeitslosenzahlen haben vermutlich nicht nur allein mit den Ukraine-Flüchtlingen zu tun. Ein saisonaler Effekt sei mit Beginn der Sommerferien ebenfalls bereits möglich, erläutert Nathalie Ullrich, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Ruhrgebiet-West. „Es gibt wenige Neuanstellungen, befristete Verträge enden und Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, fallen auch in die Statistik.“
Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen: Das sind weitere Zahlen
Durch die steigenden Arbeitslosenzahlen ergibt sich, dass die Arbeitslosenquote mit 13,8 Prozent in Gelsenkirchen 0,4 Prozentpunkte über dem vergangenen Monat liegt. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat die statistische Arbeitslosigkeit in Gelsenkirchen sogar um 1293 Personen abgenommen. Die tatsächliche Unterbeschäftigung, die etwa auch Personen in Qualifizierungs-, Trainings oder Beschäftigungsmaßnahmen miteinbezieht, lag im Juni bei 24.283 Personen, also bei 370 Personen mehr als im Vormonat. Die Unterbeschäftigungsquote beträgt aktuell 17,9 Prozent.