Gelsenkirchen. 161 Unternehmen in der Region zahlten zu wenig, zu spät oder gar keine Löhne an ihre Mitarbeiter. Über 60 davon kommen aus Gelsenkirchen.

Unter den hiesigen Unternehmen stoßen die Zoll-Kräfte der Abteilung „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ regelmäßig auf „schwarze Schafe“. Diese unterschreiten den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn oder zahlen das Geld an ihre Beschäftigten zu spät aus. Manchmal sogar gar nicht. Das Hauptzollamt Dortmund hat im vergangenen Jahr insgesamt 161 solcher Fälle in seinem Zuständigkeitsbereich registriert. „Über 60 davon in Gelsenkirchen“, erklärte Sprecher Nicolai Prowe auf WAZ-Anfrage.

IG BAU fordert erhöhten Kontrolldruck durch Aufstockung des Zollpersonals

Aufgrund diverser Verstöße hätten die Beamten Bußgelder in einer Höhe von insgesamt 458.000 Euro verhängt. „Die Zahlen zeigen, dass es viele Arbeitgeber mit der Bezahlung ihrer Beschäftigten nicht so genau nehmen. Der Zoll sollte daher auch in Gelsenkirchen noch mehr Präsenz zeigen. Das Risiko, bei einer Kontrolle erwischt zu werden, ist noch immer zu gering“, sagt Georg Nießing, Bezirksvorsitzender der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Sitz an der Florastraße in der Altstadt.

Auch für die Menschen im hiesigen Bezirksverband Emscher-Lippe-Aa erhöht sich bekanntlich der Mindestlohn bald auf zwölf Euro pro Stunde. „Der Staat muss dann aber auch sicherstellen, dass die Beschäftigten den höheren Mindestlohn wirklich bekommen.“ Die neue Regelung dürfe nicht nur auf dem Papier gelten“, mahnt Nießing. Dafür sei vor allem eine Personalaufstockung beim Zoll vonnöten. „Das Bundesfinanzministerium als oberster Dienstherr der Zollverwaltung muss sich mit Hochdruck um neue Kontrolleure kümmern“, so Nießing.

1905 Unternehmen wurden im Jahr 2021 vom Dortmunder Zoll kontrolliert

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums kontrollierte das Hauptzollamt Dortmund im vergangenen Jahr 1905 Unternehmen in der Region, 419 davon aus der Baubranche. Im Fokus der Fahnderinnen und Fahnder standen neben Lohn-Tricksereien auch die Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Steuerbetrug: Insgesamt wurden 4973 Strafverfahren eingeleitet, davon 562 im Bausektor.