Gelsenkirchen-Scholven. Kraftwerksbetreiber Uniper setzt aktuell in Gelsenkirchen auf Gas statt Kohle und künftig auf Wasserstoff. Wie der Standort die Krise einschätzt.

Das Uniper-Steinkohlekraftwerk Gelsenkirchen-Scholven soll bis Herbst 2022 durch den Bau einer neuen Gas-und-Dampf-Anlage (GuD) umgestaltet werden. Ab 2030 ist die Nutzung von grünem Wasserstoff am Standort vorgesehen. Block C ist bereits für Ende 2022 zur Stilllegung vorgesehen. Alle Kohleblöcke sollten bis Mitte 2023 auslaufen. Was Mitte 2021 noch als Gewissheit galt, scheint nun durch die massiven Veränderungen auf dem Energiemarkt fraglich. Gas zählt anders als vor einem Jahr zu den teuren Problem-Rohstoffen. Steinkohle scheint auch in Scholven vor einer befristeten Renaissance zu stehen. Schon im April waren die entsprechenden Hinweise des Netzbetreibers deutlich, standen Gespräche mit der Bundesnetzagentur an. Noch läuft die Orientierungsphase. Lesen Sie auch:Gelsenkirchen: Kohlekraftwerk soll offenbar länger laufen.

Arbeiten am Neubauprojekt Scholven 3 in Gelsenkirchen laufen auf Hochtouren

Derzeit, teilt Uniper mit, laufen „unsere Arbeiten am Neubauprojekt Scholven 3 weiterhin auf Hochtouren“, allerdings habe das Projekt einige Verzögerungen erfahren. „Der Probebetrieb der Anlage wird nun im Herbst und nicht wie ursprünglich geplant bereits im Sommer beginnen“, so ein Konzernsprecher.

Selbstverständlich sieht man auch bei Uniper „die aktuelle Situation auf den Gasmärkten als sehr kritisch an“, doch die Fakten sprächen im Grundsatz für Scholven 3, „denn es ist eine hochmoderne Gas- und Dampf-Anlage mit höchster Effizienz und sie soll unsere Industriekunden mit Dampf versorgen und somit diese Dienstleistung der vorhandenen Kohleblöcke übernehmen“. Außerdem werde die neue Anlage einen wichtigen Beitrag zur Fernwärmeversorgung im Ruhrgebiet leisten.

Ersatzkraftwerke sollen befristet im Strommarkt für Entlastung sorgen

„Die Grundidee, sich so aufzustellen, dass man temporär und auf bestimmte Zeit befristet Ersatzkraftwerke nutzen kann, um im Strommarkt für Entlastung zu sorgen, unterstützen wir“, betont der Uniper-Sprecher. Was das konkret für Scholven, einst das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands, heißen könnte, bleibt derzeit noch offen. Das entsprechende Gesetz ist noch in Vorbereitung. Dass die Bundesregierung jedoch „zunächst darauf setzt, Kohlekraftwerke in der Reserve zurück in den Markt zu bringen“, hält Uniper für „absolut richtig. Je schneller die Bundesregierung dies also umsetzt, umso besser“. Angesichts der hohen Gaspreise sei zu erwarten, dass dann mehr Kohlestrom und entsprechend weniger Strom in Gaskraftwerken produziert würde, Gas damit für eine Übergangszeit zur Einspeicherung zur Verfügung stünde.

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Für das Uniper-Gelände in Scholven ist nach dem Kohleausstieg zur Energieerzeugung ein grundlegender Transformationsprozess geplant: Hier soll ein Innovationsstandort für Wasserstofftechnologie entstehen. Hinter der Projektbezeichnung H2iRTC verbirgt sich das „Hydrogen Industrial Research and Training Center“, ein an der praktischen Anwendung orientiertes Forschungs- und Fortbildungszentrum für den Wasserstoff.