Gelsenkirchen. Fachkräftenot und wenig Ausbildungsstellen in Gelsenkirchen: Da sind Ideen gefragt. Welche Chancen sich für Firmen und Jugendliche nun eröffnen.

Die „Wertschätzungskampagne Handwerk“ soll eine Chance für beide Seiten sein – für das Gelsenkirchener Handwerk und für Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche. Ein Mittel im Kampf gegen den akuten Fachkräftemangel, zugleich soll die Kampagne insbesondere all jenen Heranwachsenden ermöglichen, Fuß zu fassen, deren Zeugnisse und Lebensläufe nicht besonders herausragen mit guten Noten und schnurgeradem Werdegang.

Jennifer Lindemann (28, Automobilkauffrau im 3. Lehrjahr), Kevin Lork (27, Teiledienst) und Nicolai Broda (17, Kfz-Mechatroniker im 1. Lehrjahr) haben eben eine solche Vita. Alle drei arbeiten und lernen trotzdem bei Automobile Basdorf. Der Traum vom Job als Erzieherin platzte bei Lindemann, als sie in der Halbzeit der Ausbildung immer stärker merkte, dass „die Ausbildung nicht so rund lief“, wie sie sich das vorgestellt hatte. Und auch bei Broda klaffte zwischen seinem Traum vom Job als Kfz-Mechatroniker und der schulischen Realität eine schier unüberbrückbare Kluft „bei den Noten“.

Drei Gelsenkirchener Beispiele für eine Karriere auf Umwegen

Dass man trotzdem Karriere machen kann, zeigt das Beispiel von Lork, er ist heute in leitender Funktion im Autohaus für Ersatzteile zuständig, nachdem sich die Auto-Technik als zu hohe Hürde herausgestellt hatte. Lindemann steht heute erwartungsfroh kurz vor ihrer Abschlussprüfung, sie hat sogar „gute Übernahme-Chancen“. Broda büffelt bereits für die Zwischenprüfung in ein paar Monaten. Denn die Chance, weiterzukommen, will der 17-Jährige nicht verpassen.

Unterstützer, Ausbilder und ehemalige wie aktuelle Protagonisten der „Wertschätzungskampagne Handwerk“: Frank Basdorf (Autohaus, v. l.), Valeska Hurraß (Agentur für Arbeit), Thomas Jablonski (Stadt GE), Kevin Lork, Jennifer Lindemann, Egbert Streich (Kreishandwerkerschaft) und Nicolai Broda, Christoph Schoppen (Autohaus), Annette Thaler (Gafög), Petra Giesler und Sarah Wettig (beide Regionalagentur Emscher-Lippe)
Unterstützer, Ausbilder und ehemalige wie aktuelle Protagonisten der „Wertschätzungskampagne Handwerk“: Frank Basdorf (Autohaus, v. l.), Valeska Hurraß (Agentur für Arbeit), Thomas Jablonski (Stadt GE), Kevin Lork, Jennifer Lindemann, Egbert Streich (Kreishandwerkerschaft) und Nicolai Broda, Christoph Schoppen (Autohaus), Annette Thaler (Gafög), Petra Giesler und Sarah Wettig (beide Regionalagentur Emscher-Lippe) © Stadt Gelsenkirchen | Foto: Schmüdderich

Damit es auch bei anderen im zweiten oder dritten Anlauf klappt, haben eine Reihe Kooperationspartner ein Netzwerk geknüpft. Mit dabei sind die Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West, die städtische Wirtschaftsförderung, die Regionalagentur Emscher-Lippe, die Agentur und das Integrationscenter für Arbeit sowie die Gafög für die lokale Umsetzung.

Extra-Hilfe für Gelsenkirchener Azubis durch Stützunterricht – Fördergeld für Betrieb

Die Arbeitsförderungsgesellschaft ist es auch, die den Azubis zusätzlich unter die Arme greift, etwa durch Förderunterricht. Nicolai Broda bekommt „zum Beispiel im Fach Elektronik zusätzliche Nachhilfe“, wie er erzählt. Das hilft ihm, noch vorhandene Wissensdefizite zu schließen, „schließlich möchte ich die Gesellenprüfung schaffen und wenn alles gut läuft meinen Meister machen“, berichtet der „Sechser“ von SuS Beckhausen 05.

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„Nicht jeder Weg verläuft gerade“, sagt Frank Basdorf. „Daher ist es gut, dass das Handwerk Hilfe bekommt, die Lücken bei den Fachkräften zu schließen.“ In Gelsenkirchen kommen auf eine(n) Bewerber(in) nur 0,67 Ausbildungsstellen, in Münster beträgt das Verhältnis beinahe traumhafte 1:1,67 Stellen. Damit sich dieses Ungleichgewicht ändert, erhalten Betriebe, die zusätzlich ausbilden, einen Zuschuss von bis zu 325 Euro über 24 Monate.

Mehr Infos dazu gibt es unter online unter „Wertschätzungskampagne Handwerk