Gelsenkirchen. Dichtes Gedränge in der Nordkurve: Ein Schalke-Fan berichtet nach dem Platzsturm gegen St. Pauli von Todesangst. So äußert sich nun der Verein.
„Ich suche den Schalker, der mir am Samstag das Leben gerettet hat, als ich bewusstlos war und er mich über die Mauer gezogen hat. Ich weiß nicht, ob ich es überlebt hätte. Ich war völlig eingequetscht und bekam keine Luft mehr, sackte dann zusammen.“ Mit diesen eindringlichen Worten wandte sich Schalke-Fan Ralf Höfs über Facebook an die Öffentlichkeit, um den Mann zu finden, der auf den Schultern eines Polizisten stehend, den Bewusstlosen aus der dicht gedrängten Fan-Masse am unteren Ende der Nordkurve zog und im Graben zwischen Tribüne und Spielfeld in Sicherheit brachte.
Rund 2000 Fans waren nach Schalkes Sieg über St. Pauli und dem damit verbundenem Wiederaufstieg in die erste Liga verbotenerweise auf den Rasen gestürmt und feierten mit der Mannschaft. Wieder und wieder ermahnte Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann die Menge, nicht weiter in den Bereich vor der Nordkurve zu drängen und Verletzungen oder Schlimmeres zu riskieren, als sich immer mehr Menschen vor der Bande drängelten. Noch während der Jubelarie wurde mitgeteilt, dass erste Fans in der Menschenmasse bereits verletzt worden sein.
Gelsenkirchener Polizei nennt Zahl der Verletzten
Zu Wochenbeginn dann zog die Gelsenkirchener Polizei Bilanz, berichtete von 18 verletzten Personen, neun davon schwer. „Durch das unmittelbare und professionelle Eingreifen zahlreicher Polizeibeamter konnte verhindert werden, dass hier Schlimmeres passiert ist. Dieser Platzsturm hätte auch in einer Katastrophe enden können“, erklärte der Leitende Polizeidirektor Peter Both. Gemeinsam mit den Verantwortlichen des Vereins gehe es aus Sicht der Polizei nun darum, bei der Nachbereitung des Spiels dafür zu sorgen, dass sich eine solche Situation in Zukunft nicht wiederholt.
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Derweil erklärte Schalke am Donnerstag, dass der Verein mit Ralf Höfs in Kontakt stehe und ihm jegliche Unterstützung anbiete, die er zur Verarbeitung seiner Erlebnisse benötige. „Gleichzeitig ist die Prüfung seiner Hinweise bereits angelaufen“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins. Höfs hatte gegenüber der Bild-Zeitung berichtet, dass er „lauthals um Hilfe geschrien – aber die Stölting-Mitarbeiter [Anm. d. Red: Sicherheitsdienst in der Arena] sich einfach kaputtgelacht haben.“ Diese dramatische Situation werde er niemals wieder vergessen, so der Schalke-Fan aus Essen.
Betroffene Schalke-Fans können sich beim Verein melden
„Grundsätzlich können sich alle Stadionbesucher, die am Samstag ähnliches erlebt haben oder den Verein bei der Aufklärung unterstützen können, beim S04 melden. Gesprächsangebote sind ausreichend vorhanden. Mit einigen steht der Club auch bereits in Kontakt bzw. wird in Kürze Kontakt aufnehmen“, so Schalke. Erster Ansprechpartner sei dabei die Abteilung Fanbelange (fanbelange@schalke04.de), die sich so zeitnah wie möglich bei den Fans melden werde.
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