Gelsenkirchen-Buer. Mitglieder des Gelsenkirchener Kunstvereins stellen Malerei, Fotografie, und Objektkunst aus. Ukrainer zeigt „Wesen für Frieden und Freiheit“.

Sie sind ganz „Nah dran“ am Kunstgeschehen in der Stadt. Neun Mitglieder des Gelsenkirchener Kunstvereins engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich an unterschiedlichen Positionen im Förderverein, als Schatzmeister, Schriftführer, Kassenprüfer oder Onlineauftritt-Gestalter. Sie sorgen dafür, dass das Werk regionaler und internationaler Künstler ins rechte Licht gerückt wird. Jetzt aber stehen sie selbst im Rampenlicht. Ab Freitag, 13. Mai, dokumentiert die Ausstellung „Nah dran“ in der Alten Villa des Kunstmuseums das kreative Potenzial ausgewählter Vereinsmitglieder.

Die Schau im Rahmen der Reihe „Lebensläufe – Teil 1“ stellt die Kunstförderer als Künstler in den Mittelpunkt, darunter Maler, Fotografen, Grafiker und Objektkünstler mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, Techniken und Themen. Schon Ende des Jahres, verspricht Kunstvereinsvorsitzender Ulrich Daduna, wird Teil 2 im Museum präsentiert werden: „Dann zeigen wir Werke ausschließlich von in Gelsenkirchen geborenen Künstlerinnen und Künstlern.“

Gelsenkirchener Künstler hält Alltagsszenen mit der Kamera fest

Acht der neun Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten im Kunstmuseum ausstellen.
Acht der neun Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten im Kunstmuseum ausstellen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Nun aber der Auftakt. Der Rundgang über zwei Etagen startet in einem Raum, der einen beredten Überblick gibt über die enorme Vielseitigkeit der Ausstellenden. Jeder ist zunächst mit nur einer Arbeit vertreten, bevor es dann in einzelne Räume und Nischen geht.

Der Fotografie widmen sich vor allem Regina Albrecht und Marion Falkowski. Albrecht hält mit präzisem Blick für das Besondere Alltagsszenen mit der Kamera fest. Falkowski interessieren bei ihrem Werk vor allem grafische Elemente und farbliche Nuancen. Da wirken Fotos von Bäumen nahezu zeichnerisch vor einem scheinbar gemalten Hintergrund.

Das leuchtende Farbspektrum des Regenbogens

Uwe Gelesch, Gelsenkirchens Stadtgrafiker, sorgt seit vielen Jahren für das äußere Erscheinungsbild des Kunstvereins, gestaltet regelmäßig die ausdrucksstarken Einladungskarten. Im Stile Anton Stankowskis, den er bis heute verehrt, kreierte er auch den Schriftzug „Nah dran“ in leuchtenden Farben. In der Ausstellung ist er mit älteren Schwarz-Weiß-Fotografien vertreten, deren Strenge er mit minimalen geometrischen und bunten Elementen überraschend aufbricht.

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Heinrich Jüttner zeigt unterschiedlichste Facetten seines Umgangs mit dem leuchtenden Farbspektrum des Regenbogens. Dafür nutzt er Papierreste, hölzerne Überbleibsel aus handwerklichen Aktionen oder ausgediente Alltagsobjekte, deren strahlende Töne er in strengem Rhythmus anordnet, in Objektkästen oder unter Folien. Spielerischer Spaß und Leichtigkeit treffen auf geometrische Ordnung.

Emotionale Arbeiten zu den Themen Kindesmissbrauch und Flucht

Der freischaffenden Malerin und Fotografin Anna Maria Komorowska liegen vor allem zeitkritische Themen am Herzen. Im Museum beeindruckt sie mit einer emotionalen fünfteiligen Arbeit zum Thema Kindesmissbrauch und der abstrakten, blaugetönten Malerei „Das Meer schweigt, der Himmel schaut zu“, die an im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge gemahnt.

Karin Krögers Fotos, unter anderem auf der Essener Zeche Zollverein entstanden, nehmen Details ins Visier, während die von der Natur inspirierten Aquarelle und Malereien von Brigitte Stüwe kunstvoll alte Apfelsorten aufs Blatt bannen.

Ukrainischer Künstler zeigt „Wesen für Frieden und Freiheit“

Dem Thema Licht und Bewegung widmet sich Horst Schielmann mit seiner fantastischen Lichtzeichenfotografie. Da schweben selbst unter der Decke kosmische Strukturen. Aanton Toye stellt in seiner teils großformatigen Malerei den Menschen in den Mittelpunkt, mal in seinem Alltag, mal in seinem Verhältnis zu religiösen und literarischen Konstellationen.

Und als ob es bei „Nah dran“ noch nicht genug zu entdecken gäbe, eröffnet der Kunstverein im Dachgeschoss noch eine zweite, großartige Ausstellung. Der in der Ukraine geborene und in Düsseldorf lebende Künstler Aljoscha zeigt fragile, hauchdünne, in der Luft schwebende „Wesen für Frieden und Freiheit“. Die zarten, transparenten und leicht rosa schimmernden Plastikobjekte wirken wie pflanzliche oder tierische Organismen, die sich federleicht im Raum bewegen. Diese künstlerische Ausdrucksweise nennt Aljoscha Biofuturismus, utopische Schöpfungen einer möglichen zukünftigen Lebensform.

Sie wirken zudem in ihrer Leichtigkeit wie ein starker Kontrast zum aktuellen Grauen in der Ukraine.