Gelsenkirchen. Bald soll in Gelsenkirchen ein „Tauben-Container“ entstehen. Nur kommt das für diejenigen, die sich darum kümmern sollen, sehr überraschend.

  • Die Stadt Gelsenkirchen will Mitte Mai ein zweites Taubenhaus in der Stadt errichten. Geplant ist, ein Container für die Tauben aufzustellen.
  • Überraschend kommt diese Neuigkeit für die ehrenamtlichen Tauben-Freunde in der Stadt. Sie werfen der Stadt nun „halbherzige Kommunikation“ vor.
  • Übernehmen soll die Pflege der dann bald zwei Taubenhäuser in Gelsenkirchen der Förderkreises Taubenhaus Buer - allerdings mit neuem Vorstand. Bereit steht eine neue Generation an Vogelfreunden.

Schon lange ist geplant, neben dem Taubenhaus Buer ein weiteres in der Gelsenkirchener Altstadt aufzubauen. Nun kündigte die Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass es Mitte Mai soweit sein und dann ein neues Taubenhaus in der Innenstadt entstehen soll – zur Überraschung der Ehrenamtlichen, die sich potenziell um jene Bleibe für die Tiere kümmern könnten. Denn sie wurden jetzt völlig vom Zeitplan der Stadt überrascht.

Stehen soll der neue Unterschlupf für die Tauben an der Robert-Koch-Straße. Anders als zunächst geplant, soll jedoch kein Bauwagen für die Tiere umfunktioniert werden, sondern nun ein Übersee-Container. Laut Stadtsprecher Martin Schulmann seien entsprechende Bauwagen aktuell nur schwer zu bekommen – und wenn, dann „zu Preisen, die für Kommunen nicht hinnehmbar sind.“ Zwar sei ein Container möglicherweise weniger schick anzusehen als ein Bauwagen. „Aber einer Taube ist es ja egal, ob so ein Taubenhaus aus Metall oder Holz ist.“

Förderkreis Taubenhaus-Buer wirft Stadt Gelsenkirchen „bescheidene Kommunikation“ vor

Da widersprechen auch die Tauben-Freunde nicht, die sich um den Container und die Tiere kümmern könnten. Allerdings sorgt der Zeitplan der Stadt bei ihnen für Irritationen. „Erst geschieht lange nichts – und jetzt heißt es plötzlich, dass es in zwei Wochen soweit sein soll. Ich verstehe es nicht“, sagt Karl Henke, der sich als Vorsitzender des Förderkreises Taubenhaus Buer seit weit mehr als einem Jahrzehnt um die Vogel-Heimstätte im Goldbergpark kümmert. Henke spricht von einer „bescheidenen“ und halbherzigen“ Kommunikation seitens der Stadt. „Wir wissen nicht, wodran wir sind.

Karl Henke kümmert sich seit Jahren ehrenamtlich um das Taubenhaus in Gelsenkirchen-Buer. Er will nun einen Generationenwechsel in seinem Verein einleiten – und hat Mitstreiterinnen gefunden.
Karl Henke kümmert sich seit Jahren ehrenamtlich um das Taubenhaus in Gelsenkirchen-Buer. Er will nun einen Generationenwechsel in seinem Verein einleiten – und hat Mitstreiterinnen gefunden. © Privat

Hauptansprechpartner der Stadt mit Blick auf das Taubenhaus ist, wie Stadtsprecher Schulmann mitteilt, allerdings überhaupt nicht der stadtbekannte Tauben-Freund Karl Henke, sondern die Stadtvogelhilfe Gelsenkirchen. Diese ist bislang jedoch ein loser Zusammenschluss mehrerer Tierfreunde und kein eingetragener Verein. Laut Schulmann ist das ein Problem. Die Stadtvogelhilfe sei zwar bereit, die Aufgaben zur Fütterung und Reinigung des Containers in der City zu übernehmen, man könne jedoch keinen Vertrag mit einer Gruppe schließen, die nicht als eingetragener Verein agiert.

Neue Generation Tauben-Freunde will sich um die Stadttauben in Gelsenkirchen kümmern

Dabei hat die Stadtvogelhilfe einen klaren Plan – von dem nur offenbar die Stadt noch nichts weiß. Jasmin Tönnies, die dort ehrenamtlich aktiv ist, will gemeinsam mit ihren Mitstreitern Henkes Förderkreis übernehmen. Das Ganze soll bei einer Mitgliederversammlung im Juni geschehen. Dass das Taubenhaus dann schon längst stehen soll, überrascht nun auch die Mittzwanzigerin. Offenbar gibt es mit der Stadt noch einiges zu klären.

Neue Generation Taubenfreunde: Jasmin Tönnies und ihre Stadtvogelhilfe wollen den Förderkreis Taubenhaus-Buer übernehmen und sich um die bald zwei Taubenhäuser in Gelsenkirchen kümmern.
Neue Generation Taubenfreunde: Jasmin Tönnies und ihre Stadtvogelhilfe wollen den Förderkreis Taubenhaus-Buer übernehmen und sich um die bald zwei Taubenhäuser in Gelsenkirchen kümmern. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Entschlossen, die Stadttauben-Betreuung in der Stadt zu meistern, ist sie dennoch. „Wir sind mittlerweile über 15 aktive Leute, wir schaffen das mit den Häusern“, sagt Tönnies. Denn übernehmen will die neue Generation dann nicht nur das neue Haus in der City, sondern auch das alte in Buer. Karl Henke dagegen will sich zur Ruhe setzen. Er ist noch etwas skeptisch, ob seine Nachfolgerinnen die Aufgabe tatsächlich problemlos meistern, lobt aber das Engagement der Frauen. „Ich versuche ihnen nur klar zu machen, dass es viel Arbeit ist.“ Lesen Sie auch: Taubenplage in Gelsenkirchen: Widerstand gegen Brückenbau

Stadt Gelsenkirchen will im September auswerten, ob die Tauben den Container annehmen

Vorbild für das neue Taubenhaus ist übrigens ein Taubenwagen, wie er in Bielefeld für die Vögel aufgebaut worden ist. Ähnliche wie dort, hoffe man, mit Hilfe des Tauben-Containers, die Vögel sesshaft zu machen, um so deren Population regeln zu können, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. „In Bielefeld klappt es offenbar recht gut. Aber die Erfahrungen aus Bielefeld können nicht einfach auf Gelsenkirchen übertragen werden. Denn es ist nicht absehbar, in welchem Umfang die Tauben andere Nistplätze und den Container nur als Futterquelle nutzen.“ Bis September wolle man dann beobachten, ob das Konzept Tauben-Container in Gelsenkirchen aufgeht und die Erfahrungen auswerten. Ob dafür rechtzeitig alle vertraglichen Vereinbarungen getroffen werden, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Taubenhaus müsste erneuert werden

Karl Henke zufolge müsste das Taubenhaus in Buer nach über 15 Jahren runderneuert werden. „Es ist ziemlich in die Jahre gekommen.“ Der Noch-Betreiber hofft auf Hilfe durch die Stadt und insbesondere auf Gelsendienste und die Jugendberufshilfe der Stadt.

Finanzielle Probleme hat der Verein grundsätzlich jedoch nicht, der Weiterbestand sei dank großzügiger Spenden für die nächsten drei Jahre geklärt. Man habe die Mittel, um auch ein zweites Taubenhaus zu versorgen, so Henke.