Gelsenkirchen. Zensus 2022 startet auch in Gelsenkirchen am 16. Mai. Leiter der Erhebungsstelle hofft auf problemlosen Ablauf. 8400 Haushalte werden befragt.

„Lass Dich nicht erfassen!“ Dieser Appell prangte auf Aufklebern und Protestplakaten, die vor der Volkszählung im Mai 1987 auch in Gelsenkirchen das Stadtbild prägten. Die Skepsis und der Wille zum Widerstand in der Bevölkerung waren damals gigantisch groß. Die Gegner legten sogar Verfassungsklage ein – und erzielten einen Teilerfolg. Von so viel Unmut und Rebellion kann beim Zensus 2022 hingegen keine Rede sein. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit startet diese statistische Erhebung nun bald am 16. Mai. Und bislang lief im Vorfeld alles nahezu geräuschlos ab.

Sitz an der Rottmannsiepe

„Seit Dezember 2021 sind wir mit den Vorbereitungen beschäftigt, haben genügend Mitarbeiter akquiriert und die nötige technische Ausstattung zusammengetragen“, sagt Thomas Hackmann. Er arbeitet in seinem dienstlichen Alltag im städtischen Sozialdezernat. Nun fungiert er aber als Leiter der Erhebungsstelle Zensus 2022. Diese ist mit sechs Kräften besetzt und hat ihren Sitz an der Rottmannsiepe in der Nähe des Rathauses Buer.

In einem der ersten Schritte galt es, insgesamt 120 Erhebungsbeauftragte zu finden. Das sind jene Interviewer, die bei der anstehenden Volkszählung rund 8400 Gelsenkirchener Haushalte aufsuchen und die dort lebenden Menschen befragen werden. „Insgesamt gibt es in unserer Stadt rund 137.000 Privathaushalte, von denen besagte 8400 ausgewählt wurden. Sie liegen über das gesamte Stadtgebiet verteilt“, erklärt Hackmann.

Wer ausgewählt wurde, der muss auch mitmachen – sonst droht ein Zwangsgeld

Das Besondere: Wer ausgewählt wurde, der muss auch mitmachen! „Das ist keine freiwillige Angelegenheit. Wen wir anschreiben, der ist dann auch auskunftspflichtig“, erklärt der Leiter der Erhebungsstelle. Und was passiert mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich hartnäckig weigern? „Die können zunächst eine Mahnung erhalten und äußerstenfalls sogar ein Zwangsgeldverfahren auferlegt bekommen“, betont Hackmann.

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Wichtig: Die Interviewer stehen nicht einfach unangemeldet vor der Tür und klingeln an, sondern im Vorfeld wird mit jedem einzelnen Ausgewählten stets ein Interviewtermin vereinbart. Das persönliche Gespräch dauert ungefähr zehn Minuten. Die Interviewer lassen aber immer noch einen zusätzlichen Fragebogen da, der auch in ihrer Abwesenheit ausgefüllt werden kann. Ein identisches Formular steht wahlweise auch zum Ausfüllen im Internet bereit.

Und was wollen die Interviewer genau wissen? „Zunächst einmal, wer in dem Haushalt tatsächlich wohnt“, so Hackmann. Doch es gebe auch Fragenblöcke zur jeweiligen Bildungs- und Erwerbsbiografie. Insgesamt 40 Fragen gilt es, schriftlich zu beantworten. Weil in Gelsenkirchen zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund leben, die noch Probleme mit der deutschen Sprache haben, hat Hackmann darauf geachtet, dass unter den 120 Interviewern auch genügend Personen mit Fremdsprachenkenntnissen in Türkisch, Arabisch oder Russisch sind.

Auswertung dauert ein Jahr

Die ausgefüllten Bögen werden nicht in Gelsenkirchen, sondern zentral beim Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ausgewertet. „Bis uns die Ergebnisse vorliegen, dürfte mindestens ein Jahr vergehen“, sagt Hackmann. Mit Hilfe der Resultate könnte dann etwa die genaue Einwohnerzahl oder die Zahl der Ein- und Auspendler in dieser Stadt berechnet werden. Deren exakte Höhe ist entscheidend für zahlreiche finanzielle Zuwendungen seitens des Bundes oder des Landes NRW.

Hackmann ist es wichtig zu betonen, dass die Auswertung anonymisiert erfolge. Auch im Nachhinein könnten keine Rückschlüsse auf einzelne Personen gezogen werden.

Und wie sieht seine Erwartungshaltung im Allgemeinen aus? „Durchweg positiv“, sagt Hackmann. Seinen Optimismus führt er auf den Zensus 2011 zurück: „Damals hat es so gut wie keine Probleme bei der Erhebung gegeben.“

Daten und Fakten zum Zensus 2022 in Gelsenkirchen

Die Erhebungsphase beim Zensus läuft vom 16. Mai bis Anfang August. Bei den 120 Interviewern handelt es sich größtenteils um Beschäftigte der Stadt Gelsenkirchen sowie Personen aus deren Umfeld. Jeder musste ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

Die Altersspanne der Erhebungsbeauftragten reicht von 20 bis 70 Jahren. Alle Interviewer können sich ausweisen.