Gelsenkirchen. Der 1. Mai ist in Gelsenkirchen ein besonderer Tag. Warum er diesmal für Arbeitsminister Hubertus Heil und OB Karin Welge nicht nur lustig war.
Traditionell ist der internationale Tag der Arbeiterbewegung in Gelsenkirchen ein besonderer. In der industriell geprägten Emscherstadt kamen zu Beginn der 1970er Jahre bis zu 10.000 Menschen zu den Kundgebungen. Diese Zeiten sind fürwahr längst passé, gleichwohl trafen sich in den vergangenen Jahren immer noch 800 bis 1000 Menschen (meistens dieselben), um sich solidarisch zu zeigen und um ihren Forderungen nach besseren Bedingungen Gehör zu verschaffen.
So war es auch an diesem 1. Mai, der wie so vieles andere auch, nach zweijähriger Pandemieabstinenz endlich wieder wie gewohnt stattfinden konnte. Dass der oder die amtierende Oberbürgermeister/in bei der Mai-Kundgebung eine Rede hält, hat Tradition. Dass prominente Landes- und Bundespolitiker gerade im Wahlkampf gerne der Einladung der Gewerkschaften folgen, ist selbstredend. Und so sprachen zunächst Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) und später Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (ebenfalls SPD) zu den Zuhörerinnen und Zuhörern auf dem Neumarkt, verurteilten den Angriffskrieg Russlands, lobten die Besonnenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz (auch SPD), betonten die Notwendigkeit des Mindestlohns, von Tarifverträgen, von Gewerkschaften im Allgemeinen und Betriebs- und Personalräten im Speziellen, versprachen Umweltschutz im Einklang mit Wirtschaftspolitik und dergleichen.
Die Politiker spendeten sich und anderen gegenseitig Applaus, hatten sichtlich gute Laune - nicht zuletzt beim gemeinsamen Singen der Arbeiterhymne Bella Ciao.
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Nicht mehr geklatscht haben Minister Heil und OB Welge als sie sich mit versteinert ernster Miene von einer Kita-Erzieherin und einem Personalrat auf der Bühne abermals anhören mussten, unter welchen Bedingungen die Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst in Gelsenkirchen und anderswo zu leiden hätten. Zum Hintergrund: Welge vertritt in der laufenden Tarifverhandlung die kommunalen Arbeitgeber und Hubertus Heil, nun ja, der ist nun mal Bundesminister für Arbeit und Soziales, dessen Diäten, wie die aller Bundestagsabgeordneter, im Übrigen am 1. Juli automatisch um 3,1 Prozent steigen.
Die Adressaten für die Botschaft der Gewerkschafter waren also unmittelbar da, die Botschaft ist klar, die Empfänger haben zugehört, auch wenn sie nicht geklatscht haben. Ausgang? Ungewiss!