Nach dem erfolgreichen Malakow-Projekt in Ückendorf soll nun auch in Bismarck eine Vorzeige-Wohnanlage entstehen. Wolfgang Werner plant Lofts in der Hängebank. Und auch seiner Unverwechselbar widmet er sich wieder intensiv.
In Ückendorf hat Wolfgang Werner vor sechs Jahren die vor dem Abriss stehende Ruine des Doppelmalakowturms von Zeche Holland 1/2 in eine Vorzeige-Wohnanlage verwandelt. Nach einem (bisher) weniger erfolgreichen Intermezzo auf Zeche Ewald in Herten und einem handfesten Streit mit der Stadt lässt er diese Baustelle ruhen und nimmt mit voller Kraft Kurs aufs nächste Großprojekt in Gelsenkirchen: In der Hängebank von Zeche Consol in Bismarck soll durch einen Umbau bis 2012 in bis zu 19 Lofts Wohneigentum entstehen.
Zur Umsetzung dieser ehrgeizigen Pläne hat der Bau-Ingenieur die „Zechenbaumeister GmbH & Co. KG” gegründet. Loslegen kann die Gesellschaft aber noch nicht. „Der Rat der Stadt muss zunächst den Bebauungsplan anpassen”, sagt Wolfgang Werner. Der städtische Wirtschaftsförderungsdezernent Joachim Hampe zweifelt zurzeit nicht daran, dass dies im ersten Quartal 2010 geschehen wird. „Das ist ein sehr spannendes Projekt, das sich ideal in die Umgebung und in das ,Kreativzentrum Bismarck' einpassen wird”, sagt Hampe mit Blick auf Hängebank-Nachbarn wie Consol Theater oder Rock-Probenzentrum.
In finanzieller Hinsicht sieht der „Zechenbaron”, wie Werner in Herten genannt wurde, ebenfalls keine Hürden - weiß er doch die Sparkasse im Boot. Als Partner hat er einen fachkundigen Mann an seiner Seite: Wolfgang Quecke, langjähriger Geschäftsführer der RAG Montan Immobilien. Und auch der Architekt für Consol ist ein alter Bekannter: Rahim Sediqie zeichnete fürs Malakow-Projekt verantwortlich.
Anders als in Ückendorf, wo alle 26 Wohneinheiten zur Miete stehen, soll in Bismarck auf rund 3500 m2 Eigentum entstehen. Nach ersten Kalkulationen soll der Quadratmeterpreis für die zwischen 120 bis 210 m2 großen und auf ein oder zwei Ebenen bewohnbaren Einheiten bei 2000 bis 2500 Euro liegen. Von einem ursprünglich geplanten Restaurant hat Werner Abstand genommen. Dafür will er sich in Zukunft wieder stärker um die „Unverwechselbar” in Ückendorf kümmern.
Mit dem neuen Projekt in Bismarck zielen Werner und Partner mit Blick aufs Umfeld (Trendsportanlage, Park) vor allem auf Familien. Dass der schlechte Ruf des Stadtteils die Vermarktung erschweren könnte, glaubt der 61-Jährige nicht. Klar denke man auf der Bismarckstraße bisweilen, „dass man im Ausland ist”, so Wolfgang Werner. Aber wer zum Beispiel von der 301-Haltestelle bis zum Consol-Gelände laufe, der bekommen ein ganz anderes, ein spannendes Bild von Bismarck.
Diese und andere Seiten von Gelsenkirchen hätten schließlich auch die Düsseldorfer Immobiliengesellschaft überzeugt, so Werner, die das neue Wohnquartier vermarkten soll. Dabei hätte deren Geschäftsführerin anfangs noch signalisiert: „Zusammenarbeit ja - aber nicht Gelsenkirchen.”
Weinlounge soll künftig als Büro genutzt werden
Wolfgang Werner will nach seiner (beruflichen) Rückkehr nach Gelsenkirchen zweigleisig fahren. Neben der Hängebank auf Consol wird er sich künftig wieder verstärkt seiner Wohnanlage an der Ückendorfer Straße widmen - mit dem Schwerpunkt UnverwechselBar.
Bereits zum Jahreswechsel hat der in Erle lebende gelernte Bau-Ingenieur (erneut) die Leitung des 2007 eröffneten Restaurants vom bisherigen Pächter übernommen. Aus Unzufriedenheit mit der Entwicklung der Lokalität, wie Wolfgang Werner mit der ihm eigenen Offenheit erklärt. Das Preis-Leistungsverhältnis habe zuletzt nicht mehr gestimmt, sagt er. Das bisherige UnverwechselBar-Team will er für den Neuanfang (fast) komplett austauschen.
Eine von Werners ersten Amtshandlungen: die Abschaffung des Restaurant-Ruhetags am Montag. Bereits geschlossen hat er zudem die benachbarte Weinlounge, in der künftig Büroräume entstehen sollen, so der Plan.
Auch um sein 26 Wohnungen zählendes Quartier auf dem ehemaligen Areal der Zeche Holland will sich Wolfgang Werner künftig mehr kümmern: „Bei einem solchen Projekt muss man Präsenz zeigen”, so sein Eingeständnis nach diversen Problemen mit einzelnen Mietern. Die Strahlkraft der zurzeit komplett vermieteten Anlage sei ungebrochen: „Wenn eine freie Wohnung ins Internet gestellt wird, ist sie nach drei Stunden vermietet”, sagt Wolfgang Werner nicht ohne Stolz.
Die Zeit für sein Engagement in Ückendorf hat der dynamische Unternehmer: Werner lässt nicht nur Ewald ruhen, sondern ist auch bereits vor einem Jahr als Produktionsleiter bei Baron Spiegel (Willy-Brandt-Allee) ausgestiegen. „Ich bin dort nur noch stiller Teilhaber”, sagt Wolfgang Werner.