Gelsenkirchen-Horst. Bürger können Anzeigen nun wieder persönlich auf der Dienststelle in Gelsenkirchen-Horst aufgeben. Öffnungszeiten sind kürzer als erwartet.
Zu wenige Beamte, zu lange Wartezeiten bei Alarmierungen, zu eingeschränkte Öffnungszeiten: Die Wogen der Kritik schlugen immer wieder hoch seit 2016, als die Horster erstmals um den Bestand ihrer Polizeiwache fürchteten. Nach Jahren der Diskussion und einer monatelangen coronabedingten Schließung meldet die Polizei nun: Die Dienststelle an der Essener Straße 73 ist ab sofort wieder werktags geöffnet.
Montags bis freitags jeweils von 10 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr können Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil Horst wieder persönlich mit Polizeibeamtinnen und -beamten ins Gespräch kommen, Anzeigen erstatten und sich über allgemeine sicherheitsrelevante Themen informieren. Dies sei „aufgrund der Pandemie“ zuletzt nicht möglich gewesen, weil die Fenster nicht zu öffnen gewesen seien. Damit sei kein Luftaustausch und Infektionsschutz gegeben gewesen.
Anlaufstelle in Gelsenkirchen-Horst ist eine Polizei-Dienststelle, keine Wache
Nach einem entsprechenden Umbau der Räumlichkeiten gehört dies nun der Vergangenheit an, wie sich Polizeipräsidentin Britta Zur und Bezirksbürgermeister Joachim Gill bei einem Ortstermin persönlich überzeugten. „In Horst bieten wir nach den erfolgten Umbaumaßnahmen ab sofort denselben Service wie vor der Pandemie“, so Zur.
Nachdem die Horster über Monate persönlich keine Anzeigen aufgeben konnten, sei es nun „gut und richtig, dass die Polizei auch in den einzelnen Ortsteilen präsent und ansprechbar ist“, erklärte die Polizeipräsidentin, betonte aber zugleich: „Die Dienststelle Horst ist keine Polizeiwache im klassischen Sinn, bietet aber tagsüber einen breiten Service.“
Öffnungszeiten in Gelsenkirchen-Horst sind geringer als noch im Januar angekündigt
Konkret heißt das: Die Dienststelle in Horst ist im Gegensatz zu den beiden Wachen Buer und Altstadt nicht rund um die Uhr besetzt. „Dementsprechend findet hier auch kein Wachbetrieb statt. Hier sind also keine ,Streifenwagen’ samt Personal stationiert, die klassisch Streife fahren oder im Notfall ausrücken. Diese Aufgabe wird ausschließlich, wie in der Vergangenheit, von den beiden Wachen in Buer und Altstadt wahrgenommen“, so Polizeisprecher Thomas Nowaczyk auf Nachfrage.
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Die nun gemeldeten Öffnungszeiten weichen freilich montags bis freitags um jeweils zwei Stunden von denen ab, die der leitende Polizeidirektor Peter Both noch im Januar dieses Jahres in der Bezirksvertretung West angekündigt hatte: Gegenüber der Politik war noch von 9 bis 18 Uhr die Rede gewesen.
Bezirksbürgermeister Joachim Gill: „Froh, dass unhaltbarer Zustand ein Ende hat“
Die Polizei begründet dies mit nur begrenzten Personalkapazitäten. „Nach genauerer Betrachtung und konkreter Planung haben sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen die Uhrzeiten zwischen 10 und 17 Uhr als am ,wirtschaftlichsten’ herausgestellt“, erklärte Nowaczyk. Außerdem müssten auch die Samstagsdienstzeiten in die „Gesamtrechnung“ miteinbezogen und auf das vorhandene Personal umgerechnet werden.
Die Freude und Erleichterung von Bezirksbürgermeister Joachim Gill können die etwas geringer ausgefallenen Öffnungszeiten jedenfalls „nicht trüben“, wie er auf Nachfrage erklärte. „Natürlich wäre es schön, wenn die Dienststelle früher und länger geöffnet wäre. Aber wir in Horst und auch die Bürgerinnen und Bürger in Beckhausen sind froh, dass der unhaltbare Zustand endlich ein Ende an. Wir hoffen, dass er sehr lange anhält.“
Beamte im Bezirks-, Wach- und Wechseldienst
In der Horster Dienststelle an der Essener Straße haben auch die Bezirksdienstbeamten ihren Schreibtisch, die freilich den Großteil ihrer Arbeitszeit im Stadtteil unterwegs sind. Zudem arbeiten von dort aus Polizistinnen und Polizisten des Schwerpunktdienstes, die besondere Einsätze im gesamten Stadtgebiet wahrnehmen. Dies sind in erster Linie Präsenzaufgaben. Sie beteiligen sich aber auch an Großeinsätzen wie Fußballspiel-Begleitung und Demonstrationen.„Sie sind nicht zu verwechseln mit den Beamtinnen und Beamten des Wach- und Wechseldienstes, die von den Polizeiwachen Wildenbruchstraße und Kurt-Schumacher-Straße rund um die Uhr in ganz Gelsenkirchen im Einsatz sind und so stadtweit für Sicherheit und Ordnung sorgen“, erläuterte Nowaczyk weiter. In Buer und Altstadt ist es rund um die Ohr möglich, Anzeigen zu erstatten.
Dass (zu) viele Bürgerinnen und Bürger aus den nahen Stadtteilen Gladbeck-Brauck und Essen-Karnap nach Horst fahren könnten und das hohe Aufkommen personell nicht zu bewältigen sein könnte, fürchtet die Polizei erst einmal nicht. „Die persönliche Annahme von Anzeigen vor Ort hat sich durch die Online-Anzeigen in den letzten Jahren massiv reduziert“, sagte Nowaczyk und betonte: „Wir sind für alle Bürger da, egal aus welcher Stadt.“ Falls sich doch personelle Engpässe ergeben sollten, werde dies überprüft und die Planungen gegebenenfalls überdacht. „Aber das ist derzeit noch völlige Spekulation.“