Gelsenkirchen-Buer. Das Rathaus Gelsenkirchen-Buer soll saniert werden, der Baustart verzögert sich. Das liegt auch daran, dass Corona für ein Umdenken gesorgt hat.

Wie kaum ein anderes Bauwerk – vom markanten Turm der St. Urbanus-Kirche einmal abgesehen – steht das Buersche Rathaus für den Stadtteil Gelsenkirchen-Buer. Sein Turm ist weithin sichtbar, zusammen mit dem Altbau steht er unter Denkmalschutz. In den kommenden Jahren soll das Rathaus eine längst überfällige Sanierung erleben. Eigentlich war geplant, in diesem Jahr mit den Arbeiten zu starten – doch es gibt Verzögerungen.

Mit dem Thema Rathauserneuerung hat die Stadt Gelsenkirchen in der Vergangenheit nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Zwar ist das neue Hans-Sachs-Haus letzten Endes ein Beispiel für eine gelungene Sanierung, allerdings dauerte der gesamte Prozess deutlich länger als geplant, und auch die Kosten stiegen erheblich – zwischenzeitlich wurde sogar schon über einen Abriss nachgedacht. Zum Glück kam es nicht soweit.

Bei der Stadt Gelsenkirchen denkt man über neue Arbeitsformen nach

Damit so etwas nicht noch einmal passiert, hat die Stadt ihre Abläufe noch einmal überdacht. Eine Lehre aus der Hans-Sachs-Haus-Sanierung: Allein mit „Bordmitteln“ ist so Riesenprojekt nur schwer zu stemmen. Daher soll eine externe Projektsteuerung ins Boot geholt werden, die zunächst einmal eine gründliche und umfassende Analyse des Ist-Zustandes erstellt, bevor dann die Planungen für den eigentlichen Umbau entstehen. Das sollte eigentlich Ende vergangenen Jahres in Angriff genommen werden, in diesem Jahr, hatte Stadtsprecher Martin Schulmann im vergangenen Sommer gesagt, sollten bereits die ersten Handwerker anrücken.

Jetzt musste die Stadt ihre Prognose anpassen – aus gutem Grund, wie Schulmann im Gespräch mit dieser Redaktion betonte. „Die Coronakrise hat auch unsere Auffassung darüber verändert, wie in Zukunft gearbeitet wird“, so der Stadtsprecher, „es hat sich gezeigt, dass wir über neue Formen der Arbeit nachdenken müssen.“ Das Homeoffice, das vor der Pandemie noch relativ exotisch anmutete, sei inzwischen für viele Beschäftigte der Stadtverwaltung zur Normalität geworden.

Über diese Modelle wird diskutiert

Eröffnet im Jahr 1912

Das Rathaus Buer wurde im Jahr 1912 eröffnet. Damals war Buer noch eigenständig, ein Jahr zuvor hatte die Gemeinde die Stadtrechte bekommen. In der 1950er-Jahren bekam das Gebäude einen Anbau. Heute dient es als Technisches Rathaus der Stadt Gelsenkirchen, außerdem ist das Rathaus Standort eines Bürgercenters.

Nach der Vereinigung von Buer, Horst und Gelsenkirchen im Jahr 1928 tagte der Rat der Stadt bis 1961 überwiegend im Rathaus Buer. Sitz des Oberbürgermeisters war allerdings stets das Hans-Sachs-Haus.

Diesen Umstand müsse man auch in die Planungen des Rathauses einbeziehen. „Da gibt es verschiedene Modelle“, sagt Schulmann, und verweist auf ein Beispiel aus den Niederlanden. Dort gebe es in einer Stadtverwaltung überhaupt keine fest zugeordneten Büros mehr. „Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter morgens ins Rathaus kommen, holen sie einen Rollcontainer, in dem ihre persönlichen Arbeitsgeräte verstaut sind“, berichtet er. Anschließend wird ihnen ein freies Büro zugewiesen. Nach Feierabend werden die Utensilien wieder im Rollcontainer verstaut und das Büro für den nächsten Mitarbeiter hinterlassen.

Ob es auch in Buer so kommen wird, könne man heute noch nicht sagen, so der Stadtsprecher – das Beispiel aus den Niederlanden sei eben eines von mehreren Modellen, über die man nachdenken müsse. Und natürlich gebe es auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch in Zukunft nicht im Homeoffice arbeiten können, etwa, weil sie Bürgerkontakt haben.

„Bei allen Überlegungen ist der Personalrat immer an Bord“, sagte Schulmann. Aus der Belegschaft der Verwaltung kämen aber durchaus positive Signale, was eine Änderung der Arbeitsstrukturen angehe. Bis es soweit ist, wird es aber ohnehin noch eine ganze Weile dauern. Zehn Jahre könnte die Bauzeit betragen – bis dahin ist so mancher heute noch aktive Verwaltungsmitarbeiter schon im Ruhestand.