Gelsenkirchen. Für die Gelsenwasser AG war 2021 ein Ergebnis-Jahr „nach Plan“ – trotz Corona und Wirbel am Energiemarkt. Die Lage beim Gelsenkirchener Konzern.
Die massiven Preissprünge auf dem Energiemarkt lassen sich an der Bilanz der Gelsenwasser AG ablesen. Die Umsatzerlöse des Konzerns stiegen von 1,7 Milliarden Euro 2020 auf 6,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Gas und Strom hatten einen Umsatz-Anteil von 4,7 (958 Millionen 2020) und 1,2 Milliarden Euro (2020: 374). Entsprechend vervierfachte sich der Materialaufwand auf 5,96 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis gibt das Unternehmen mit 120 Millionen Euro an. Damit lag die Gelsenwasser AG „im Plan“, so der Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters.
Für die Gelsenkirchener Gelsenwasser-Gruppe arbeiten 6474 Menschen
Gelsenwasser bleibt auf Wachstumskurs in allen Bereichen: Der Gelsenkirchener Konzern zählt mittlerweile 64 Unternehmen sowie 46 übrige Beteiligungen. 1638 Menschen arbeiteten vergangenes Jahr (2020: 1595) für den Konzern, immerhin 6474 (5588) für die Gruppe.
„Das Ergebnis im vollen Pandemiejahr 2021 weist nur kleinere Corona-Effekte auf, weil wir strikte Vorsorgemaßnahmen ergriffen haben“, betont der Vorstandsvorsitzende Deters. Leichter wird die Lage aus seiner Sicht kaum: „Mit der Situation durch die Turbulenzen an den Energiemärkten seit Herbst 2021 und dem schrecklichen Ukraine-Krieg stehen wir wie alle anderen Energie-Versorgungsunternehmen aktuell vor weiteren großen Herausforderungen.“ Lesen Sie auch:Klimaschutz - Gelsenwasser empfiehlt Nutzung von Trinkwasser
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Wesentlich dafür, dass Gelsenwasser sein Planziel erreicht habe, seien „erneut die Erfolge unserer Konzernunternehmen in ihren Märkten“, so Deters. Gas und Strom legten deutlich zu. Der Ursprungskern des Unternehmens, der Wasserbereich, wird im Verhältnis dazu immer kleiner. Der Wasserabsatz blieb mit 229,5 Millionen Kubikmeter rund 6 Millionen Kubikmeter unter dem Wert des Vorjahres, der Umsatz der Sparte sank von 234,2 auf 227,5 Millionen Euro, gruppenweit stagnierte er bei rund 414 Millionen Euro. Ursächlich dafür war laut Gelsenwasser „der wesentlich feuchtere und gemäßigtere Sommer im Vergleich zu 2020.“ Der Rückgang betraf mit 3,1 Millionen Kubikmeter die Kundengruppe Haushalte, mit 1,5 Millionen Kubikmeter benachbarte Versorgungsunternehmen und mit 1,3 Millionen Kubikmeter die Industrie. Weiteres Thema:4,2 Millionen Euro für Bildungsprojekte von Gelsenwasser
Gelsenwasser versorgt Herten für 20 Jahre mit Trinkwasser
Der Gasabsatz stieg erneut – um 10,7 Prozent auf 94,8 Terrawattstunden. Der Zuwachs ist in erster Linie auf die verstärkten Handelsaktivitäten zurückzuführen. Die im zweiten Halbjahr 2021 stark gestiegenen Gaspreise an den Großhandelsmärkten führten parallel zu einem ausgeprägten Preiseffekt, der laut Gelsenwasser zum großen Teil verantwortlich dafür war, dass sich das Umsatzvolumen (6.300,7 Millionen Euro 2021 zu 1.712,3 Millionen Euro 2020) sowie die Bilanzsumme (7.741,0 Mio. Euro 2021 zu 2.193,3 Mio. Euro 2020) des Konzerns stark erhöhten.
Gas- und Strom-Umsatz steigen deutlich, Wasserabsatz ist rückläufig
Durch die Liefereinstellung anderer Unternehmen Ende 2021 sind zahlreiche Gas-Kunden mit einem Gesamtzuwachs von über 30 Prozent in die Ersatzversorgung/Grundversorgung aufgenommen worden. Ähnlich die Situation beim Stromabsatz. Hier verzeichnete Gelsenwasser erneut einen Anstieg – um 18,9 Prozent auf 10,2 Terrawattstunden.
Stiftung unterstützt Projekte bislang mit 5 Millionen Euro
Seit ihrer Gründung 2016 hat die Gelsenwasser-Stiftung rund 5 Millionen Euro in nachhaltige Förderprojekte mit den Schwerpunkten Bildung, Kultur und internationale Wasserprojekte investiert. Auch Unterstützung in akuten Notlagen gehört zur Stiftungsarbeit, so nach der Flutkatastrophe im Ahrtal seit dem Sommer 2021 oder aktuell für die Ukraine.In Gelsenkirchen fördert die Stiftung neu für drei Jahre das Projekt „Jugendwohnen Polsumer Straße“ des Sozialwerks St. Georg. In der Einrichtung in Hassel wohnen Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, die zu Hause aus den unterschiedlichsten Gründen vorübergehend nicht leben können. Schwerpunkt des Projekts ist, die Jugendlichen individuell in ein selbstständiges Leben zu begleiten.
Auch 2021 konnte Gelsenwasser – zwischen Husum und Marburg – wieder neue kommunale Partnerschaften begründen oder Konzessionsverträge abschließen. In Herten bekam die Bietergemeinschaft aus Gelsenwasser und Hertener Stadtwerken beispielsweise den Zuschlag für die Trinkwasserkonzession. Laufzeit: 20 Jahre. Das Abwassergeschäft wurde gestärkt durch den Erwerb einer Beteiligung am etablierten Bau- und Installationsunternehmen Instal Warszawa S.A. in Polen. Instal soll auch im Gelsenwasser-Versorgungsgebiet Ingenieurdienstleistungen erbringen. Weiteres Thema: Gelsenwasser will mit Phosphor-Recycling nachhaltiger werden
Mit einer Beteiligung an der Bochumer Physec GmbH will der Konzern zudem seine Kompetenzen im Bereich der immer wichtiger werdenden Cyber-Security stärken. Weiteres Thema: So konsequent nachhaltig agiert Gelsenwasser
Über 200 Millionen Euro in die Trinkwasserwerke an der Ruhr investiert
Der Konzernjahresüberschuss erreichte vergangenes Jahr 114,4 Millionen Euro und lag damit deutlich über dem Jahresüberschuss 2020 (94,7 Millionen Euro). Darin sind Sondereffekte durch Beteiligungen und Anteilsverkäufe enthalten. 2021 erhöhte sich das Investitionsvolumen um 179,9 auf 286,6 Millionen Euro. Die langjährige Umsetzung der erweiterten Trinkwasser-Aufbereitung mit Investitionen von über 200 Millionen Euro in den Ruhr-Wasserwerken ist fast abgeschlossen. Konkrete Schritte wurden eingeleitet, um die Klimaresilienz der Wasserversorgung auszubauen.
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„Wir planen zum Beispiel den Bau einer neuen Trinkwasser-Transportleitung zwischen Beckum und Oelde. Die Leitung soll das Gelsenwasser-Rohrnetz mit dem Netz unserer Tochter Vereinigte Gas- und Wasserversorgung GmbH (VGW) verbinden“, erläutert Gelsenwasser-Vorstand Dirk Waider. Die trockenen Sommermonate der Vorjahre hätten deutlich gemacht, dass in „Spitzenzeiten die Kapazitätsgrenzen der Wasserförderung in der Region erreicht wurden. Mit der neuen Leitung wollen wir die Versorgung mit Trinkwasser im VGW-Netz durch Wasser aus den Wasserwerken an der Ruhr langfristig sichern.“